Hämatopoese
Synonyme: Blutbildung, Hämopoese, Hämatopoiese
Englisch: h(a)ematopoiesis
Definition
Die Hämatopoese ist ein komplexer biologischer Prozess, der sich physiologischerweise zum größten Teil im Knochenmark abspielt und die kontinuierliche Versorgung mit Blutzellen sicherstellt. Bei der Hämatopoese werden durch Zellteilungen und zunehmende Differenzierung aus multipotenten hämatopoetischen Stammzellen reife Blutzellen (z.B. Erythrozyten).
Einteilung
Die Hämatopoese lässt sich nach verschiedenen Aspekten in einzelne Prozesse aufsplitten.
...nach Ort der Blutbildung
Myelopoese
Die Myelopoese findet beim Gesunden ausschließlich im Knochenmark statt (so genannte medulläre Hämatopoese) und führt zur Bildung von Erythrozyten, Granulozyten, Monozyten und Thrombozyten. Sie lässt sich somit weiter unterteilen in:
In der Fetalzeit oder unter pathologischen Bedingungen kann eine Blutbildung auch außerhalb des Knochenmarks erfolgen. Man spricht dann von extramedullärer Hämatopoese.
Lymphopoese
Die Lymphopoese oder Lymphozytopoese führt zur Bildung der Lymphozyten. Sie vollzieht sich ebenfalls im Knochenmark, die weitere Differenzierung der Zellen ist vom Zelltyp abhängig: Die Differenzierung der T-Zellen findet in den lymphatischen Organen (z.B. Thymus, Lymphknoten, Milz) statt, die B-Zellen differenzieren sich im Knochenmark.
...nach Zelllinien
Leukozytopoese
Mit dem Begriff Leukozytopoese oder auch Leukopoese wird die Bildung aller weißen Blutzellen beschrieben, d.h. er umfasst:
Physiologie
Die Hämatopoese stellt die kontinuierliche, bedarfsgerechte Versorgung mit Blutzellen sicher. Ein Mangel oder Überschuss an Blutzellen hat weitreichende Folgen, die den Sauerstofftransport, die Immunabwehr, aber auch die rheologischen Eigenschaften des Blutes beeinflussen. Daher hält der Körper unter physiologischen Bedingungen die Zellzahl in relativ engen Grenzen. Er ist aber auch in der Lage in Belastungssituationen (z.B. Infektion) die Zellzahl deutlich zu steigern. Die Steuerung erfolgt abhängig vom Zelltyp durch eine Vielzahl von Mechanismen, unter anderem über Hormone wie Erythropoetin oder über Zytokine.