Setariose (Pferd)
Synonym: Setaria-Infektion des Pferdes
Definition
Die Setariose des Pferdes ist eine durch Setaria-Arten verursachte Parasitose des Pferdes.
Erreger
Die Setariose des Pferdes wird in erster Linie durch Setaria equina verursacht. In seltenen Fällen können auch die Larvalstadien von Setaria digitata und Setaria labiatopapillosa des Rindes das Pferd befallen.
Setaria equina (Familie: Onchocercidae) sind weißlich-durchscheinende Nematoden. Ihre Mundöffnung ist von einem Kragen mit vier konischen Vorsprüngen und mehreren Kopfpapillen umgeben, wobei der Ösophagus zweigeteilt ist. Die Männchen sind zwischen 3 und 8 cm lang und haben am Hinterende je vier Paar präanale und drei bis vier Paare postanale Papillen. Die Spicula sind ungleich lang (280 bis 290 und 610 bis 640 μm). Weibchen sind im Schnitt 7 bis 15 cm lang und die Vulva liegt 500 bis 800 μm hinter dem Vorderende. Das Hinterende ist knopfförmig und mit zwei Papillen versehen.
Mikrofilarien von Setaria equina sind 240 bis 260 μm lang, bescheidet und haben ein abgerundetes Vorderende. Das Hinterende ist S-förmig und der Innenkörper ist 30 bis 40 μm lang.
Vorkommen
Setaria equina ist weltweit verbreitet. In Europa ist der Parasit in vielen Ländern vertreten, u.a. in Österreich, Deutschland und Frankreich. In Endemiegebieten kann eine Befallsrate von bis zu 60 % bei Pferden, Eseln und Maultieren nachgewiesen werden. Die Prävalenz unterliegt jedoch großen regionalen Schwankungen.
Endwirte für Setaria equina sind Pferde, Esel, Maultiere und Dromedare. Die adulten Stadien parasitieren vorwiegend in der Peritonealhöhle, selten sind sie auch unter den serösen Überzügen von Leber, Milz, Lunge und Herz (gelegentlich auch im Auge und Skrotum) lokalisiert.
Migrierende Larvalstadien von Setaria equina, Setaria digitata und Setaria labiatopapillosa können während ihrer Wanderung in verschiedene Organe eindrigen, u.a. in die Augen und das Zentralnervensystem.
Entwicklung
Geschlechtsreife Stadien von Setaria equina parasitieren hauptsächlich in der Peritonealhöhle. Die Weibchen produzieren Mikrofilarien, die anschließend im Blut zirkulieren. Als Zwischenwirte für Setaria equina fungieren Mücken (Nematocera) der Gattung Aedes, Anopheles und Culex.
Zwischenwirte infizieren sich während des Saugaktes an Pferden mit den im Blut enthaltenen Mikrofilarien. Diese wandern nach der oralen Aufnahme vom Darm in die Thoraxmuskulatur aus, wo innerhalb von 2 Wochen infektiöse Larven entstehen. Die infektionsfähigen Larvalstadien wandern ab dem 15. bis 16. Tag p.i. zu den Mundwerkzeugen der Mücken und können so bei der nächsten Nahrungsaufnahme auf einen neuen Wirt übergehen. Die Präpatenz beträgt in etwa 8 bis 12 Monate.
Pathogenese
Infizierte Pferde sind meist mit bis zu 20 Setarien pro Tier befallen. Befallsraten mit 150 Parasiten und mehr stellen Ausnahmen dar. Nach derzeitigem (2018) Wissensstand sind die geschlechtsreifen Stadien in der Peritonealhöhle wenig pathogen.
Bei Schlachttieren können jedoch im Zuge der Fleischbeschau filamentöse Auflagerungen am Zwerchfell beobachtet werden. Solche Veränderungen können auf eine ätiologische Beteiligung der Filarien an Entzündungsprozessen (Peritonitis) hinweisen.
Klinik
Wandernde Larvalstadien von Setaria equina können in verschiedene Organe eindringen. Die Larven erreichen dort dann zum Teil die Geschlechtsreife und können so erhebliche Krankheitsprozesse auslösen.
Parasiten, die in das Skrotum eingewandert sind, verursachen meist Entzündungen mit Schmerzhaftigkeit und Schwellung. Infektionen der Augen (insbesondere der vorderen Augenkammer und des Glaskörpers) können heftige Reaktionen hervorrufen, wie Lichtscheue, verstärkter Tränenfluss, Hyperämie der Lidbindehaut, diffuse Trübungen der Hornhaut und fibrinöses, mit Blut durchsetztes Exsudat in der vorderen Augenkammer. Infolge des Absterbens junger Parasitenstadien kann es zu einer Erblindung betroffener Augen kommen. Larven, die in das ZNS eingewandert sind, können zu Enzephalomyelitiden sowie zu Augen- und ZNS-Veränderungen führen.
Diagnose
Patente Setariosen können durch Nachweis bescheideter Mikrofilarien im Blut bestätigt werden. Ein Augenbefall kann anhand klinischer Symptome sowie Erregernachweis (Jungstadien) bei der Augenuntersuchung diagnostiziert werden.
Therapie
Die adulten Stadien in der Peritonealhöhle können mit einer einmaligen Behandlung mit Ivermectin (0,2 mg oder 0,3 mg/kgKG s.c.) zu 80 bzw. 85 % erfasst werden. Eine ähnliche Wirkung kann auch mit einer peroralen Applikation erreicht werden.
Eine Augensetariose kann mit einer einmaligen Behandlung mit Ivermectin therapiert werden. Hier kann in der Regel innerhalb von zwei Wochen eine klinische Heilung erzielt werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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