Puten-Astrovirusinfektion (Geflügel)
Synonym: Astrovirusinfektion der Pute
Englisch: astrovirus infection in turkeys
Definition
Die Astrovirusinfektion der Pute ist eine durch Viren der Familie Astroviridae verursachte Durchfallerkrankung.
Ätiologie
Die Virusinfektion wird durch das Putenastrovirus (TAsV) 1 und 2 aus der Familie der Astroviridae ausgelöst. Astroviren sind kleine, nicht-behüllte Viren mit einem Durchmesser von 28 nm und einem positiven einzelsträngigen RNA-Genom (+ssRNA).
Epidemiologie
Durchfallerkrankungen in Zusammenhang mit Astroviren werden schon seit Jahren in den USA sowie in verschiedenen europäischen Ländern (u.a. Deutschland), Afrika und Asien beobachtet. In den meisten Fällen treten sie zusammen mit anderen Durchfallerregern wie z.B. Rotaviren der Gruppe D oder auch Corona-, Reo-, Aviäre Nephritis- und Adenoviren auf.
Astroviren sind weit verbreitet und können auch bei klinisch gesunden Tieren nachgewiesen werden. Sie treten gehäuft bei Tieren in den ersten fünf Lebenswochen auf, lassen sich aber auch bis zur 12. Lebenswoche nachweisen. Neben Puten sind auch andere Nutzgeflügelspezies wie Enten, Gänse, Wachteln und Hühner für Astroviren empfänglich.
Pathogenese
Die genauen Pathomechanismen sind noch (2021) nicht vollständig geklärt. Neben Durchfällen kommt es auch zu Wachstumsstörungen. Ursächlich sind wahrscheinlich eine schlechte Absorption, ein flüssig-schaumiger Darminhalt und der durch schlecht verdaute und nicht resorbierte Disaccharide bedingte osmotische Effekt.
Pathologie
Bei der Sektion zeigen sich Dehydratation, aufgeblähte Darmschlingen mit wässrigem Inhalt und unverdautem Futter sowie erweiterte und mit Schaum gefüllte Caeci. Unter dem Mikroskop kann in histologischen Schnitten des Jejunums eine leichte Kryptenhyperplasie - zusammen mit einer Zottenatrophie und Lymphozyteninfiltration - nachgewiesen werden.
Lymphozytäre Infiltrationen lassen sich auch in anderen Organen, wie z.B. dem Pankreas, der Leber, der Milz und den Nieren finden.
Klinik
Erkrankte Putenherden leiden an Durchfall, zeigen verschmutzte Federn (v.a. im Kloakenbereich), Unruhe, erhöhtes Wärmebedürfnis und Fressen der Einstreu. Die Mortalität kann über 20 % betragen - abhängig vom Alter der Tiere und den Managementfaktoren.
Diagnose
Eine Virusvermehrung ist in 20 Tage alten Putenembryonen nach Inokulation in den Dottersack möglich. Auch eine Beimpfung über die Amnionhöhle 25 Tage alter Putenembryonen ermöglicht eine Vermehrung der Viren.
Die Diagnose wird mithilfe der Immunelektronenmikroskopie gestellt. Alternativ kann auch eine ELISA (speziell entwickelte Antigen-Capture-ELISA-Systeme) sowie eine RT-PCR eingesetzt werden. Die Viren sind auch durch Immunhistochemie und In-situ-Hybridisierung nachweisbar. Hierfür eignen sich Darmzotten sowie Enterozyten aus Jejunum-. Duodenum-, Ileum- oder Caecum-Proben.
Therapie
Neben den allgemeinen Hygienemaßnahmen stehen derzeit (2021) noch keine weiteren Therapie- bzw. Prophylaxemaßnahmen zur Verfügung.
Quelle
- Pantin-Jackwood MJ, Spackman E, Day JM. Pathogenesis of type 2 turkey astroviruses with variant capsid genes in 2-day-old specific pathogen free poults. Avian Pathol. 2008 Apr;37(2):193-201. doi: 10.1080/03079450801932200
- Mor SK, Abin M, Costa G, Durrani A, Jindal N, Goyal SM, Patnayak DP. The role of type-2 turkey astrovirus in poult enteritis syndrome. Poult Sci. 2011 Dec;90(12):2747-52. doi: 10.3382/ps.2011-01617
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
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