Pankreas (Geflügel)
Synonym: Bauchspeicheldrüse
Definition
Das Pankreas ist eine Anhangsdrüse des Verdauungstraktes beim Geflügel. Es kann mit dem Pankreas der Haussäugetiere verglichen werden.
Anatomie
Das bandförmige Pankreas der Vögel erscheint blassgelb bis zartrosa. Es ist zwischen den beiden Schenkeln des Duodenums im Mesoduodenum ausgebildet.
Morphologie
Im voll entwickelten Zustand besitzt das Pankreas drei mehr oder weniger deutlich voneinander getrennte Lappen.
- Der Dorsallappen (Lobus pancreatis dorsalis) verläuft parallel mit dem absteigenden Abschnitt des Duodenums (Pars descendens duodeni).
- Der Ventrallappen (Lobus pancreatis ventralis) folgt dem Verlauf des aufsteigenden Duodenumabschnitts (Pars ascendens duodeni).
- Der Milzlappen (Lobus pancreatis lienalis) ist häufig mit dem Dorsallappen (seltener mit dem Ventrallappen) verbunden, kann aber auch einzeln ausgebildet sein.
Die ersten zwei Lappen (Dorsal- und Ventrallappen) sind inkonstant durch Parenchymbrücken miteinander verbunden. Beide Pankreasanteile sind so in das Mesoduodenum eingelagert, dass an den Rändern der Drüsenlappen ein Gekröseansatz entsteht. Aufgrund dessen quillt das Drüsengewebe aus dem Mesoduodenum hervor, wodurch jeder Lappen in eine Pars dorsalis und eine Pars ventralis gegliedert werden kann. Nach kaudal strahlen beiden Lappen vogelartspezifisch unterschiedlich weit ins Mesoduodenum ein. Bei Hühnervögeln und auch bei der Taube reichen diese bis an den Scheitel der Ansa duodenalis (Duodenalschleife). Bei der Gans und bei der Ente hingegen nehmen sie nur die Hälfte (bis etwa maximal zwei Drittel) der Gekröselänge ein.
Der Milzlappen zieht im Ligamentum hepatoduodenale als schmales, wurmförmiges Gebilde bis in die Milzgegend und kann diese sogar unterwandern. Bei einigen Vogelarten ist dieser Lappen kurz und gedrungen ausgebildet, sodass er kaum in Erscheinung tritt.
Gefäßversorgung
Die Arteria pancreaticoduodenalis verzweigt sich als Endast aus dem Ramus dexter der Arteria coeliaca im Mesoduodenum. Sie entlässt mehrere Rami duodenales an die Ansa duodenalis sowie Paralleläste (Rami pancreatici) an die Lappen des Pankreas. Bei manchen Vogelarten kann die Arteria pancreaticoduodenalis paarig angelegt sein.
Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena pancreaticoduodenalis, die in die Vena gastropancreaticoduodenalis einfließt und über die Vena portalis hepatica dextra abgeführt wird.
Drüsenfunktion
Das Pankreas weist zwei unterschiedliche Drüsenanteile auf,
Der exokrine Teil des Pankreas sorgt für die Produktion des Bauchspeichels. Darunter versteht man eine Bicarbonat-haltige Flüssigkeit mit zahlreichen Enzymen, die den Verdauungsprozess unterstützen. Der im Organ gebildete Bauchspeichel wird durch bis zu drei Ausführungsgänge (zwei größere und ein kleinerer) in das Duodenum entlassen. Sie werden als
- Ductus pancreatis dorsalis,
- Ductus pancreatis ventralis und
- Ductus pancreatis accessorius (klein) bezeichnet.
Alle diese Gänge münden auf der Papilla duodenalis im aufsteigenden Duodenalschenkel. Einer der drei Ausführungsgänge mündet bei der Ente häufig, sowie bei der Gans gelegentlich am Scheitel der Ansa duodenalis. Bei der Taube schließt er distal der Papilla duodenalis im Grenzbereich zur Flexura duodenojejunalis an.
Größe und Gewicht
Beim Huhn, bei der Gans und bei der Ente ist das Pankreas zwischen 80 und 140 mm lang. Bei der Taube misst es zwischen 60 und 80 mm, bei der Wachtel zwischen 30 und 45 mm. Das Gewicht schwankt beim Huhn von 3 bis 6,5 g, bei Gans und Ente von 8,5 bis 16 g und bei der Taube und Wachtel von 1 bis 3 g.
Embryologie
Das Pankreas geht onkogenetisch aus einer dorsalen und zwei ventralen Anlagen der hepatopankreatischen Proliferationszone hervor.
Histologie
Exokrines Pankreas
Der mikroskopische Bau des exokrinen Pankreas besteht aus tubuloazinären Drüsen, deren sezernierende Endstücke durch ein schwach ausgebildetes lockeres Bindegewebe zu Läppchen zusammengefasst werden. Die Endstücke bestehen aus hochprismatischen serösen Zellen, die alle Charakteristika von aktiv proteinsynthetisierenden Zellen aufweisen. Im basalen Zytoplasma ist ein reich entfaltetes rauhes endoplasmatisches Retikulum mit etlichen Ribosomen ausgebildet. Demzufolge gehören die exokrinen Pankreaszellen des Vogels zu den RNA-reichsten Zellen des Körpers.
Im HE-gefärbten Schnittbild fallen die basalen Anteile der Drüsenzellen vor allem durch ihre starke Basophilie auf, die sich auf den hohen RNA-Gehalt zurückführen lässt. In diesem Bereich werden die Verdauungsenzyme synthetisiert. Supranukleär ist ein großer Golgi-Apparat ausgebildet. Von diesem werden die Sekretgranula abgeschnürt, die im apikalen Zellanteil liegen und als Zymogen-Granula bezeichnet werden. Ihre Anzahl steht in direkter Beziehung mit der aktuellen Situation im Verdauungskanal, sodass während einer Hungerphase die sekretorischen Granula einen Großteil der Zellen ausfüllen. Dementsprechend ist ihr Anteil in der Zelle bei viel Nahrungsangebot im Verdauungskanal gering. In den Zymogen-Granula sind die Verdauungsenzyme in Form von inaktiven Vorstufen enthalten, die bei Bedarf durch Exozytose in das Lumen der Acini freigesetzt werden. Die Aktivierung der Enzyme erfolgt dann im Dünndarm.
Viele Drüsenendstücke schließen in Summe (jedoch nicht alle) sogenannte zentroazinäre Zellen ein. Diese bilden den Beginn der langen Schaltstücke - die wiederum den ersten Teil des Ausführungsgangsystems darstellen. Die Schaltstücke sind von einem Plattenepithel ausgekleidet und münden in die gemeinsamen Sammelgänge (Tubuli conjunctivi). In diesen Sammelgängen ist vorwiegend ein hochprismatisches Epithel mit runden Kernen ausgebildet, das außen von Bindegewebe und glatten Muskelzellen umfasst wird. Die Wand der Hauptausführungsgänge ist dreischichtig aufgebaut: eine stark gefaltete und mit hochprismatischen Zellen ausgestattete Schleimhaut, eine innere longitudinale und eine äußere zirkuläre Muskelschicht sowie eine Tunica adventitia. Beim Haushuhn hingegen findet man im gesamten Verlauf des Epithels der Hauptausführungsänge sekretorisch tätige Zellen.
Endokrines Pankreas
Im endokrinen Pankreas finden sich die Langerhans'schen Inseln. Darunter versteht man Zellgruppen (Insulae pancreaticae), die verstreut im gesamten Drüsenparenchym eingeschlossen sind. Die Inselzellen (Cellulae insularum) bestehen aus sogenannten A-, B- oder D-Zellen, die sich sowohl morphologisch als auch färberisch unterschiedlich verhalten. Die A-Zellen produzieren Glukagon, die B-Zellen hingegen das Insulin. Bei der Wachtel geht man davon aus, dass noch eine vierte Zellart im Milzlappen vorhanden ist.
Gemäß dem färberischen Verhalten kann man die Insulae pancreaticae in eine helle und eine dunkle Insel untergliedern. Die dunklen Inseln (A-Inseln) sind vorwiegend aus A- und D-Zellen zusammengesetzt. Solche Inseln sind nur im Ventral- und Milzlappen vertreten. Die hellen Inseln (B-Inseln) hingegen bestehen zum Großteil aus B- und D-Zellen. Solche Inseln kommen in allen Lappen vor. Anzumerken ist, dass der Milzlappen am reichlichsten mit Langerhans'schen Inseln ausgestattet ist. Wird er beim Huhn entfernt, tritt rasch eine Hypoglykämie ein, die binnen 12 bis 36 Stunden zum Tod führt.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
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