Langerhans-Inseln
nach Paul Langerhans (1847–1888), deutscher Pathologe
Synonyme: endokrines Pankreas, Pankreasinsel, Langerhans'sche Inseln, Insulae pancreaticae
Englisch: islets of Langerhans
Definition
Als Langerhans-Inseln bezeichnet man die endokrinen Zellansammlungen im Pankreas, die unter anderem den Kohlenhydratstoffwechsel regulieren.
Anatomie
Die Langerhans-Inseln sind etwa 100 bis 200 µm große, zum neuroendokrinen System gehörige Zellansammlungen, die außer im Kopfbereich im gesamten Parenchym des Pankreas vorkommen und aus bis zu 2.000.000 endokrinen Zellen bestehen. Sie sind stark kapillarisiert und mit Nervenfasern durchzogen.
Histologie
Die Langerhans-Inseln lassen sich in histologischen Präparaten leicht vom umgebenden Gewebe abgrenzen, vor allem aufgrund ihrer metachromatischen Granula. Innerhalb der Inseln lassen sich fünf Zelltypen unterscheiden:
- A-Zellen (α-Zellen): etwa 10-20 % der endokrinen Zellen
- Produktion von Glucagon und Speicherung in α-Granula
- B-Zellen (β-Zellen): etwa 70-80 % der endokrinen Zellen
- Produktion von Insulin und Speicherung in β-Granula
- D-Zellen (δ-Zellen): etwa 5-10 % der endokrinen Zellen
- Produktion von Somatostatin und Speicherung in δ-Granula
- PP-Zellen: weniger als 2 % der endokrinen Zellen
- Produktion des pankreatischen Polypeptids (PP). Zellen ohne Granula, in normalen Färbungen nicht sichtbar
- Ghrelin-Zellen (ε-Zellen):
- Produktion von Ghrelin
Die Zelltypen der Pankreasinseln weisen mit den enteroendokrinen Zellen funktionelle Gemeinsamkeiten auf und werden daher zum gastroenteropankreatischen System (GEP-System) zusammengefasst.
Das dichte Kapillarnetz des endokrinen Pankreas weist fenestrierte Endothelzellen auf. Dadurch stehen die endokrinen Zellen direkt mit dem Blut in Verbindung. Sie können so den Blutzuckerspiegel "messen" und bei Bedarf Insulin oder Glucagon direkt in das Gefäßsystem ausschütten. Das Blut fließt in das Kapillarnetz des exokrinen Gewebes ab. Man spricht auch von einem insulo-azinären Portalgefäßsystem. Die Azini sind somit einer hohen Konzentration von Inselhormonen ausgesetzt.
Funktion
Die Langerhans-Inseln regulieren durch die Ausschüttung von Insulin und Glucagon die Konzentration von Glucose im Blut (Blutzuckerspiegel); dabei unterliegen sie selbst der Regulation durch andere Hormone sowie nervale und metabolische Reize.
Klinik
Die Langerhans-Inseln können im Rahmen einer Inselzelltransplantation von einem Spender auf einen Empfänger übertragen (z.B. bei Diabetes mellitus Typ I) werden.
Neuroendokrine Neoplasien (NEN) des GEP-Systems weisen Charakteristika von neuronalen und endokrinen Zellen auf. Dazu zählt z.B. das Insulinom oder das Glukagonom.
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- Bildquelle Podcast: Rayyu Maldives/ Unsplash