Mundhöhlenkarzinom
Synonyme: orales Plattenepithelkarzinom
Englisch: oral squamous cell carcinoma
Definition
Epidemiologie
In Deutschland kommt es zu etwa 10.000 Neuerkrankungen pro Jahr.[1] 95 % der Mundhöhlenkarzinome sind Plattenepithelkarzinom. Männer sind häufiger betroffen, der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 56. und 66. Lebensjahr. Bei Frauen tritt das Mundhöhlenkarzinom meist im Alter zwischen 50 und 75 Jahren auf.
Ätiologie
Zu den Ursachen der Karzinomentstehung zählen Nikotin- und Alkoholabusus. Insbesondere das Rauchen wird als Grund angenommen, weshalb Männer ungefähr 3 bis 4 mal häufiger vom Mundhöhlenkarzinom betroffen sind als Frauen.
Auch die orale Infektion mit humanen Papillomviren (insbesondere HPV 16 und 18) und eine Immunsuppression gelten als Risikofaktor für die Entstehung von Mundhöhlenkarzinomen.
Leukoplakien werden als fakultative Präkanzerosen des oralen Plattenepithelkarzinoms gewertet.
Lokalisation
Folgende Strukturen können vom Mundhöhlenkarzinom betroffen sein:
- Innenwange
- retromolares Dreieck
- Alveolarfortsatz
- harter Gaumen
- Vorderfläche des weichen Gaumens
- Zunge (vordere zwei Drittel)
- Mundboden
- Vestibulum
- Pars mucosa der Lippe
siehe auch: Oropharynxkarzinom
Klinik
Anzeichen für ein Mundhöhlenkarzinom sind nicht verheilende, schnell blutende Läsionen sowie eine Schwellung mit Fremdkörpergefühl. Typischerweise manifestieren sie sich als Ulzerationen oder Verhornungen der Mundschleimhaut. Zudem können Schmerzen beim Kauen bzw. Schluckbeschwerden sowie Zahnlockerungen, Foetor ex ore und Lymphknotenschwellungen auftreten.
Diagnose
Jede Läsion der Mundschleimhaut, die länger als zwei Wochen besteht, ist tumorverdächtig. Die klinische Verdachtsdiagnose wird meist im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle gestellt.
Durch das Tasten lassen sich die Größe des Tumors und möglicherweise vorliegende Lymphknotenmetastasen untersuchen. Im Anschluss wird in der Regel ein Biopsat zur genauen Diagnosestellung entnommen und histologisch beurteilt. Zur weiteren Ausbreitungsdiagnostik werden bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT) und ggf. endoskopische Untersuchungen angeschlossen.
Das Staging erfolgt anhand der TNM-Klassifikation.
Histopathologie
Neben den Plattenepithelkarzinomen kommen selten auch Adenokarzinome vor.
Therapie
Die interdisziplinäre Abstimmung des Therapieplans im Rahmen eines Tumorboards ist empfohlen.
Die operative Therapie besteht aus einer primären Resektion mit mindestens 5 bis 10 mm Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe. Mit Hilfe der Schnellschnittuntersuchung kann der Sicherheitsabstand intraoperativ bestätigt werden. Auch Lymphknoten, in die das Karzinom metastasiert hat, werden mit herausreseziert. Dies wird als Neck dissection bezeichnet.
Je nach Grading und TNM-Stadium erfolgt postoperativ (adjuvant) eine Strahlentherapie. Auch eine primäre Radiochemotherapie ist im Rahmen eines kurativen Therapiekonzeptes bei nicht-operablen Tumoren möglich.
Eine Chemotherapie, ggf. in Kombination mit dem EGFR-Antikörper Cetuximab, kann unter Umständen indiziert sein: Beispielsweise wenn bei fortgeschritteneren Tumoren nach Nachresektion keine R0-Situation erreicht werden konnte und/oder wenn eine palliative Versorgung angestrebt ist.
Quellen
- ↑ Holtmann, H. et al.: BASICS Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie; Elsevier GmbH 2015;
Literatur
AWMF: S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Mundhöhlenkarzinoms Stand 03/2021
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