Pest (Katze)
Synonyme: feline Pest, Katzenpest durch Yersinia pestis
Definition
Die Pest der Katze ist eine seltene, hochgradig lebensbedrohliche bakterielle Infektion durch Yersinia pestis. Sie gehört zu den felinen vektorübertragenen Krankheiten (FVBD). Die Erkrankung ist eine wichtige Zoonose, die in bubonöser, pneumonischer oder septischer Form auftreten kann.
Abgrenzung
Die Panleukopenie der Katze wird ebenfalls als "Katzenpest" bezeichnet. Sie wird allerdings nicht durch Yersinia pestis, sondern das feline Parvovirus verursacht.
Ätiologie
Der Erreger der Pest ist Yersinia pestis, ein gramnegatives, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium, das eine ausgeprägten Tropismus für das lymphatische Gewebe zeigt. Katzen erkranken typischerweise nach Kontakt mit infizierten Nagern, insbesondere Mäusen und Ratten, oder nach dem Stich des orientalischen Rattenflohs Xenopsylla cheopis. Der Erreger gelangt über die Haut oder die Schleimhäute in den Organismus und wird von dort aus über das lymphatische System und die Blutbahn weiterverbreitet.
Epidemiologie
Die feline Pest tritt vor allem in Regionen der westlichen Vereinigten Staaten, in Teilen Afrikas, Südamerikas und Asiens auf. Das Risiko ist eng an das Vorkommen natürlicher Reservoirwirte gebunden, zu denen vor allem Präriehunde, Erdhörnchen und andere wildlebende Nagetiere gehören. Katzen sind für die Erkrankung besonders empfänglich und entwickeln im Vergleich zu Hunden deutlich häufiger schwere, symptomatische Verläufe.
Zoonose
Die Pest ist eine bedeutende Zoonose. Menschliche Infektionen sind heutzutage selten, werden jedoch teilweise über Katzen übertragen, die infizierte Flöhe oder infektiöse Aerosole an ihre Besitzer weitergeben können. Auch der Kontakt mit Eiter aus bubonösen Lymphknoten stellt ein ernstzunehmendes Infektionsrisiko dar.
Pathogenese
Nach dem Eindringen des Erregers in die Haut wird dieser durch phagozytierende Zellen aufgenommen, überlebt jedoch intrazellulär und gelangt in die regionalen Lymphknoten. Dort kommt es zu einer massiven bakteriellen Vermehrung, die zur charakteristischen starken Lymphknotenschwellung führt. Über die Blutbahn kann Yersinia pestis verschiedene Organe erreichen und eine fulminante Sepsis auslösen. Wenn der Erreger die Lunge befällt, entsteht die pneumonische Form, die sowohl für Tiere als auch für Menschen in der Umgebung hochinfektiös ist.
Klinik
Die klinischen Manifestationen hängen stark von der Verlaufsform ab.
Bubonöse Form (Beulenpest)
Die bubonöse Form ist bei Katzen am häufigsten. Sie beginnt meist mit hohem Fieber, ausgeprägter Lethargie, Appetitverlust und einer rasch zunehmenden schmerzhaften Schwellung der Lymphknoten, meist im Kopf-Hals-Bereich oder in der Leistenregion. Die betroffenen Lymphknoten sind oft stark vergrößert, warm, druckempfindlich und können abszedieren.
Pneumonische Form (Lungenpest)
Die pneumonische Form äußert sich durch schwere Atemnot, Husten, Nasenausfluss und rasch progrediente respiratorische Insuffizienz. Sie entwickelt sich entweder primär nach Inhalation infektiöser Tröpfchen oder sekundär aus der hämatogenen Streuung der bubonösen oder septischen Form. Da der Erreger in dieser Form über Aerosole ausgeschieden wird, besteht ein hohes Risiko der Übertragung auf den Menschen.
Septische Form
Die septische Form verläuft häufig perakut und führt schnell zu Schock, Gerinnungsstörungen mit diffusen Haut- und Schleimhautblutungen sowie Multiorganversagen. Sie kann sowohl aus der bubonösen als auch aus der pneumonischen Form hervorgehen oder unmittelbar nach Infektionsbeginn auftreten.
Diagnostik
Die Diagnose beruht auf dem Zusammenspiel aus klinischem Bild, Anamnese und labordiagnostischen Verfahren. Besonders wichtig ist die Frage nach Kontakt zu Nagern oder Flöhen in endemischen Gebieten. Der Erregernachweis kann aus Aspiraten vergrößerter Lymphknoten, aus Blutkulturen oder aus Trachealsekret erfolgen. Mikroskopisch finden sich charakteristische bipolar gefärbte Stäbchen („Sicherheitsnadel-Form“). Die PCR bietet eine schnelle und sensitive Methode zum Erregernachweis. Serologische Tests bestätigen die Infektion in späteren Krankheitsstadien, sind jedoch für die Akutdiagnose weniger zuverlässig. Beim der pneumonischen Form können im Röntgen-Thorax bronchopneumonische Infiltrate auftreten.
Therapie
Die Behandlung muss unverzüglich begonnen werden. Mittel der Wahl sind Antibiotika wie Doxycyclin, Gentamicin oder Enrofloxacin. Sie werden parenteral verabreicht. Bei schwerem Verlauf ist eine stationäre Betreuung notwendig, die Flüssigkeitstherapie, Sauerstoffgabe und Kreislaufstabilisierung einschließt. Eine chirurgische Entlastung stark abszedierter Lymphknoten kann im Einzelfall sinnvoll sein. Die Behandlung dauert in der Regel mindestens zwei bis drei Wochen.
Prognose
Ohne Therapie beträgt die Mortalität je nach Form bis zu 90 %, während rechtzeitig behandelte Fälle eine deutlich bessere Prognose aufweisen. Während die bubonöse Form bei früher Therapie vergleichsweise gut behandelbar ist, sind die pneumonische und septische Form oft mit einer deutlich schlechteren Überlebensrate verbunden.
Literatur
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Plague Information for Veterinarians, abgerufen am 21.11.2025
- Nelson und Couto, Systemische bakterielle Erkrankungen. In: Steffen (Hrsg.), Innere Medizin der Kleintiere, Urban & Fischer, 2023