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Yersinia pestis

Synonym: Pasteurella pestis (obsolet)
Englisch: Yersinia pestis

1. Definition

Yersinia pestis ist ein Bakterium, das zu den Yersinien gehört und der Erreger der Pest ist.

2. Systematik

3. Morphologie

Die gramnegativen Stäbchen sind an den Polen anfärbbar, was unter dem Mikroskop wie eine Anhäufung von Sicherheitsnadeln aussieht. Ihre Form ist meist oval, jedoch ist das Bakterium pleomorph, es kann also verschiedene Gestalten annehmen. Das Bakterium bildet keine Geißeln aus.

4. Eigenschaften

Ein wichtiges Diagnosekriterium ist die Unbeweglichkeit des Bakteriums. Bei 37°C besitzt Yersinia pestis eine Kapsel, was sich in einer schleimigen Schicht auf der Kultur äußert; bei niedrigeren Temperaturen wird keine Kapsel ausgebildet. Wie bei allen Yersinien sind plasmidkodierte Virulenzfaktoren vorhanden.

Die optimale Vermehrungstemperatur liegt bei 22-28°C, jedoch ist auch noch bei 4°C eine Kälteanreicherung möglich. Yersinia pestis kann Harnstoff spalten, was es von anderen Yersinienarten unterscheidet.

Das Bakterium kann monatelang in Sputum, Kot oder Eiter überleben, ebenso in Ektoparasiten eingetrocknet oder in Nagerhöhlen. Im Körper kann es sich intrazellulär oder extrazellulär vermehren. Yersinia pestis ist empfindlich gegenüber Schimmelpilzen und wird durch Sonneneinstrahlung innerhalb weniger Stunden abgetötet.

5. Übertragung

Das Erregerreservoir von Yersinia pestis bilden hauptsächlich Nagetiere (z.B. Ratten oder Mäuse). Die Übertragung erfolgt durch Vektoren, d.h. durch blutsaugende Parasiten wie Flöhe oder Zecken, welche die Erreger bei der Blutmahlzeit an infizierten Tieren aufnehmen.

Die Bakterien vermehren sich in den Parasiten und werden mit dem Wechsel des Wirts auf den Menschen übertragen. Eine Infektion ist auch durch den direkten Kontakt mit erkrankten Nagetieren möglich. Die Lungenpest kann auch über Tröpfcheninfektion übertragen werden, was heute jedoch sehr selten ist.

6. Pathogenese

Yersinia pestis besitzt verschiedene Virulenzfaktoren, die für die Wirkung des Bakteriums verantwortlich sind:

Am Infektionsort (z.B. Einstichstelle) kommt es zum Primäraffekt, z.B. Bläschen- oder Pustelbildung. Über die Lymphbahn gelangen die Erreger in die Lymphknoten. Dort werden sie von Makrophagen phagozytiert („gefressen“) und vermehren sich innerhalb der Zelle. Bei einem Befall der Blutbahn kann es zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen.

7. Klinik

Yersinia pestis ist der Erreger der Pest. Man unterscheidet hierbei Lungenpest und Beulenpest.

7.1. Beulenpest

Nach einer Inkubationszeit von 7 Tagen zeigen sich uncharakteristische Symptome wie Fieber, Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen oder Schwindel. Durch das Anschwellen der Lymphknoten kommt es zum Bubo, der Pestbeule. Ohne Therapie beträgt die Sterblichkeitsrate 75%, hauptsächlich durch Sepsis (Blutvergiftung).

7.2. Lungenpest

Eine Lungenpest kann aus einer Beulenpest hervorgehen. Sie ist hochinfektiös und breitet sich ohne Vektor aus; ein besonders hohes Risiko der Verbreitung besteht bei feuchtkalter Luft. Die Inkubationszeit beträgt 2-3 Tage. Ohne Therapie endet die Lungenpest in 90% der Fälle tödlich. Auch heute noch sterben 10-14% der Erkrankten.

8. Nachweis

Der Erreger kann aus Blut, Sputum oder aus den Pestbeulen isoliert werden und danach entweder unter dem Mikroskop betrachtet oder in Kultur angezüchtet werden. Yersinia pestis zeigt auf Blut-Agar sowie in Nährbouillon Wachstum.

9. Therapie

Die Pest wird mit Antibiotika behandelt. Mittel der Wahl ist Streptomycin. Außerdem werden Chloramphenicol, Chinolone, Cotrimoxazol und Tetrazykline eingesetzt.

10. Prävention

Es stehen zwei Totimpfstoffe gegen Pest zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Lebendimpfstoff, der zwar wirksamer ist, jedoch bei -20°C gelagert werden muss.

Jedoch sind die Impfstoffe im Allgemeinen wenig wirksam und die Impfung ist nur unter bestimmten Umständen zu empfehlen.

Fachgebiete: Mikrobiologie

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