PCV-2-Infektion (Schwein)
Synonym: PCV-2-induzierte Erkrankungen
Englisch: porcine Circovirus associated diseases
Definition
PCV-2-Infektion bzw. PCV-2-induzierte Erkrankung ist ein Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder beim Schwein, die durch Infektionen mit dem porzinen Circovirus 2 (PCV-2) verursacht werden.
Erreger
Das porzine Circovirus 2 ist ein Schweine-assoziiertes Virus aus der Gattung Circovirus innerhalb der Familie der Circoviridae. Es ist ein unbehülltes Virus mit einzelsträngiger, zirkulärer DNA, kleinem Genom (1,7 bis 2,3 kb) und einer Größe von rund 20 nm (kleinstes im Tierreich bekanntes Virus).
Aufgrund der fehlenden Hülle ist das Virus äußerst widerstandsfähig gegenüber Desinfektionsmitteln und anderen Umwelteinflüssen.
Innerhalb von PCV-2 unterscheidet man sechs verschiedene Subtypen (PCV-2a bis PCV-2f), wobei PCV-2d derzeit (2019) der vorherrschende Subtyp ist.
Epidemiologie
Infektionen mit PCV-2 treten grundsätzlich in allen Altersgruppen innerhalb eines Schweinebestandes auf. Die daraus resultierenden klinischen Krankheitsbilder sind stark vom Alter der betroffenen Tiere abhängig.
Die Erregerausscheidung erfolgt hauptsächlich über alle Körpersekrete und -exkrete. Die Übertragung der Viren ist sowohl horizontal (oronasal, Ejakulat) als auch vertikal (transplazentar) möglich.
Pathogenese
PCV-2 zeigte einen besonderen Tropismus zu lymphatischen Geweben, insbesondere zu den Tonsillen. In diesen Geweben erfolgt die Virusreplikation. Als Zielzellen gelten die mononukleären Zellen im Blut, allen voran Makrophagen und dendritische Zellen.
Durch den Befall lymphatischer Zellen kommt es zu einer generalisierten Lymphozytendepletion, woraus eine starke Beeinträchtigung des Immunsystems resultiert (Immunsuppression). PCV-2 ist ein Wegbereiter für andere Erreger, sodass verschiedene Sekundärinfektionen (bakteriell, viral) auftreten können. Zusätzliche Infektionen komplizieren letztendlich das Krankheitsbild, sodass es bei einer bestehenden Trächtigkeit zum Erregerübertritt auf den Fetus (Passieren der Plazentaschranke) kommen kann.
Klinik
Je nachdem, in welchem Alter die Infektion erfolgt, und welche Organe betroffen sich, entwickeln sich verschiedene Krankheitsbilder, die zur Gruppe der PCV-2-induzierten Erkrankungen gezählt werden:
- Postweaning multisystemic wasting syndrome (PMWS) bzw. PCV-2 systemic disease (PCV-2-SD) bei Absetzferkeln (5. bis 7. Lebenswoche)
- PCV-2-assoziierte Pneumonie bzw. PCV-2 lung disease bei Mastschweinen (15. bis 22. Lebenswoche)
- PCV-2-enteric disease bei Absetzferkeln und Mastschweinen
- Porcine dermatitis and nephropathy syndrome (PDNS)
- PCV-2-reproductive disease (SMEDI-Syndrom) bei Jungsauen
- PCV-2-subclinical infection bei Absetzferkeln und Mastschweinen
- PCV-2-neurological disease
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese (Alter betroffener Tiere) und dem klinischen Bild (respiratorische Symptome, SMEDI-Syndrom, dermatologische Symptome, usw.). Um die Diagnose sichern zu können, sind weiterführende Laboruntersuchungen erforderlich.
Um das Postweaning multisystemic wasting syndrome diagnostizieren zu können, müssen drei Kriterien (Trias) erfüllt sein:
- klinische Symptome (Kümmern nach dem Absetzen)
- typische pathologische Veränderungen (vergrößerte Lymphknoten, Lymphozytendepletion, Riesenzellbildung, Einschlusskörperchen in Makrophagen)
- direkter Erregernachweis aus betroffenen Organen mittels spezieller Färbemethoden oder qPCR (zumindest semiquantitativ, mittels Überschreiten eines "cut-offs" in der PCR)
Bei den anderen PCV-2-induzierten Erkrankungen gibt es keine verlässlichen "cut-offs". Eine Diagnose ist neben dem klinischen Bild aus den typischen pathologischen Veränderungen und dem Erregernachweis zu stellen.
Literatur
- Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Porzines Circovirus 2 (PCV2). Version 1.
- Skript Virologie für die Module Tierseuchen, Verdauung, Respiration + Kreislauf, ZNS, Reproduktion. Für Studierende der Veterinärmedizin. Institut für Virologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Stand 1/2017.
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