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SMEDI-Syndrom (Schwein)

Synonym: Porzine Parvovirose
Englisch: porcine parvovirus infection

1. Definition

Als SMEDI-Syndrom oder porzine Parvovirose bezeichnet man eine durch das porzine Parvovirus (PPV) ausgelöste Infektionskrankheit des Schweins. SMEDI ist ein Akronym für "stillbirth, mumification, embryonic death, infertility".

2. Nomenklatur

Je nach Autor wird das SMEDI-Syndrom nicht nur synonym für die porzine Parvovirose verwendet, sondern auch als ein eigenständiges Krankheitsbild angesehen, das durch verschiedene Krankheitserreger verursacht werden kann:

3. Erreger

Das SMEDI-Syndrom wird durch porzine Parvoviren ausgelöst. Porzine Parvoviren sind ikosaedrische Viren der Gattung Parvovirus innerhalb der Familie der Parvoviridae. Als unbehüllte Viren sind sie äußerst resistent gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln.

4. Epidemiologie

Grundsätzlich sind alle Altersgruppen für das porzine Parvovirus empfänglich. Probleme hingegen treten nur bei Infektionen von tragenden Zuchtsauen auf, wobei diese selbst in den meisten Fällen keine klinischen Erscheinungen zeigen.

Die Prävalenz in Schweinebeständen ist besonders hoch. Als Hauptansteckungsquellen gelten infizierte Jungsauen und Eber. Nagetiere stellen potenzielle Vektoren dar. Die Erregerausscheidung und Übertragung erfolgt über die meisten Sekrete und Exkrete (Kot, Speichel, Harn, Nasensekret, Ejakulat). Nachgeburten sowie infizierte Ferkel (mumifiziert, tot- oder lebendgeboren) können die Erreger ebenso verschleppen.

Die Viren können sowohl horizontal als auch vertikal übertragen werden:

  • Horizontale Übertragung: Die Tiere nehmen die Viren oronasal (Tröpfcheninfektion) durch direkten (Tier-Tier-Kontakt) oder indirekten Kontakt (Ejakulat, untergeordnete Rolle) auf.
  • Vertikale Übertragung: Aufgrund einer diaplazentaren Übertragung infizieren sich die Embryonen/Feten mit den Erregern.

5. Pathogenese

Nach der Infektion replizieren sich die Viren im Nasenrachenraum (Tonsillen). Anschließend kommt es zu einer Streuung der Erreger mit anschließender Vermehrung im Verdauungstrakt (ohne klinische Symptome). Im Zuge der Virämie überwinden die Viren die Plazentaschranke (Mechanismus ist noch unklar) und infizieren so den Fetus. Da im Fetus optimale Replikationsbedingungen für die porzinen Parvoviren vorherrschen (hohe Teilungsaktivität der Zellen), vermehrt sich der Erreger rasch.

Nachdem der Fetus infiziert wurde, geht das Virus auf den nächsten Fetus über und breitet sich so innerhalb eines Wurfes aus.

6. Klinik

Der Krankheitsverlauf ist stark an den Infektionszeitpunkt gekoppelt. Das SMEDI-Syndrom ist durch charakteristische Symptome gekennzeichnet: Totgeburten (stillbirth), Mumifikation (mumification), embryonaler Fruchttod (embryonic death) und Unfruchtbarkeit (infertility).

Porzine Parvoviren zählen nicht zu den klassischen Aborterregern. Infizierte Sauen sind klinisch gesund und eine Infektion hinterlässt am Geschlechtsapparat keine bleibenden Schäden, sodass die Sauen weiterhin zuchttauglich sind.

Abhängig vom Infektionszeitpunkt kommt es infolge einer Infektion mit porzinen Parvoviren zu folgenden Symptomen:

Infektionszeitpunkt Klinik Symptome
1. bis 35. Tag p.c. Embryonaler Tod
  • Umrauschen (wenn alle Embryonen betroffen sind)
  • Kleinstwürfe zur normalen Abferkelzeit (wenn nicht alle Embryonen betroffen sind)
35. bis 70. Tag p.c. Mumifikation
  • Mumifikation oder Totgeburten
  • Mumien unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Austrocknungsgrad
  • Totgeburten neben lebensschwachen und gesunden Ferkeln ("Orgelpfeifenwürfe")
> 70. Tag p.c.
  • Föten sind immunkompetent und können die Viren eliminieren (positiver Antikörper-Nachweis neugeborener Ferkel vor der Kolostrumaufnahme)
  • häufig lebensschwache Ferkel

7. Differenzialdiagnosen

8. Diagnose

Die Verdachtsdiagnose einer porzinen Parvovirose ergibt sich aus der Anamnese und der Klinik. Mithilfe einer PCR (fetales Gewebe) kann ein direkter Erregernachweis die Diagnose sichern.

9. Therapie

Derzeit (2019) steht keine kausale Therapie zur Verfügung.

10. Prophylaxe

Durch die Optimierung der Haltungs- (Rein-Raus-Verfahren) und der Hygienebedingungen (fachgerechte Stallreinigung und -desinfektion) kann einer Parvovirusinfektion vorgebeugt werden. Zusätzlich können durch ein geeignetes Impfschema (Grundimmunisierung von Sauen und Ebern ab dem 6. Lebensmonat) die klinischen Auswirkungen einer Infektion verhindert werden.

11. Literatur

  • Skriptum, Universitätsklinik für Schweine. Veterinärmedizinische Universität Wien. Porzines Circovirus 2 (PCV2). Version 1.
  • Skript Virologie für die Module Tierseuchen, Verdauung, Respiration + Kreislauf, ZNS, Reproduktion. Für Studierende der Veterinärmedizin. Institut für Virologie, Veterinärmedizinische Universität Wien. Stand 1/2017.

12. Literatur

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