Otodectes cynotis
von altgriechisch: ωτο ("ōto") - Ohr; δήκτης ("dēktēs") - beißend, nagend; κύων ("kýōn") - Hund
Synonyme: Ohrmilbe, Ohrräudemilbe
Definition
Otodectes cyonis ist eine Milbe (Acari) aus der Gattung Otodectes innerhalb der Überfamilie der Sarcoptoidea. Sie ist der Erreger der Räude bei Haus- und Wildtieren.
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Actinotrichida
- Ordnung: Sarcoptiformes
- Unterordnung: Oribatida
- Überkohorte: Desmonomatides
- Kohorte: Astigmata
- Überfamilie: Sarcoptoidea
- Familie: Psoroptidae
- Gattung: Otodectes
- Art: Otodectes cynotis
- Gattung: Otodectes
- Familie: Psoroptidae
- Überfamilie: Sarcoptoidea
- Kohorte: Astigmata
- Überkohorte: Desmonomatides
- Unterordnung: Oribatida
- Ordnung: Sarcoptiformes
- Überordnung: Actinotrichida
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Otodectes cynotis ist eine kleine Milbe: die Weibchen sind zwischen 350 und 500 µm lang, die Männchen hingegen deutlich kleiner (300 bis 400 µm). Der längsovale Körper ist mit sechs langen und kräftigen Beinen ausgestattet, die mit kurzen und ungegliederten Prätarsen (Haftstiele) sowie glockenförmigen Haftlappen ausgestattet sind.
Die Eier sind oval, ca. 170 bis 200 µm groß und weiß.
Wirtsspektrum
Otodectes cynotis ist nicht wirtsspezifisch und infestiert Katzen, Luchse, Füchse (Rot- und Eisfuchs), Frettchen, andere Mustelidae (Nerz, Baum- und Steinmarder) und Hunde.
Vorkommen
Die Milbe kommt weltweit vor.
Entwicklung
Der gesamte Entwicklungszyklus verläuft vom Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien zur adulten Milbe und dauert etwa 3 Wochen. Das Weibchen legt die Eier auf der Haut im äußeren Gehörgang ab, die dort kleben bleiben.
Die adulten Milben leben etwa 2 Monate. Alle Stadien ernähren sich von Epidermiszellen und von Exsudat.
Epidemiologie
Da Otodectes cynotis nicht wirtsspezifisch ist, werden die Milben leicht durch direkten Kontakt von Wirt zu Wirt - häufig von Katzen auf Hunde - übertragen. Ein Wirtswechsel findet vor allem zwischen Mutter- und Jungtieren statt (aufgrund des engen Körperkontaktes beim Saugakt). Nach einer Besiedelung werden die Milben am Wirt nicht nur im äußeren Gehörgang und in der Ohrmuschel, sondern auch im Fell des gesamten Rumpfes gefunden.
Außerhalb des Wirtes kann Otodectes cynotis bei hoher Luftfeuchtigkeit (> 80 %) und günstigen Temperaturen monatelang überleben. Trockene Lut und Wohnräume hingegen führen zu einem raschen Absterben der Parasiten.
Immunologie
Die Milben sensibilisieren die Haut durch ihre Antigene und lösen so lokale allergische Reaktionen aus. Die äußere Ohrmuschel füllt sich reaktiv mit Cerumen, Exsudat, Milben-Detritus und Blut. Die Aussonderungen vermischen sich zu einer typisch dunklen, schmierig-wachsartigen und auch bröckeligen Masse ("kaffeesatzähnlich"), die einen charakteristischen Geruch aufweist.
Klinik
Die Symptome eines Befalls bei Katzen variieren erheblich: einerseits kann es zu massiven Ausscheidungen im Gehörgang ohne Juckreiz kommen, andererseits tritt auch hochgradiger Juckreiz zusammen mit nur geringgradigen Ausscheidungsprodukten auf.
Bei Hunden steht der meist heftig ausgeprägte Juckreiz im Vordergrund - es finden sich kaum Ausscheidungsprodukte im Gehörgang. Die Otitis externa kann ohne oder mit massivem Pruritus (Sekundärinfektion mit Bakterien oder Hefen) einhergehen. Bei schweren Verläufen kommt es zu einer Entzündung des gesamten Ohrs, zu nässenden Ekzemen und durch Selbsttraumatisierung infolge des massiven Juckreizes zu Othämatomen.
Bei eitrigen Entzündungen verlassen die Milben das Ohr, um sich in der nahen Umgebung niederzulassen.
Diagnose
Die Milben lassen sich meist schon in der Ohrmuschel oder mithilfe eines Otoskops im äußeren Gehörgang nachweisen. Zusätzlich kann mit einem Wattestäbchen Cerumen aus dem Gehörgang entfernt und direkt mikroskopisch (Aufbearbeitung mit KOH-Methode) untersucht werden.
Alternativ kann entnommenes Cerumen auch in ein mit Wasser befülltes Gefäß gegeben werden. Innerhalb einer Stunde wandern die Milben bei Zimmertemperatur aus und können an der Gefäßoberfläche detektiert werden.
Therapie
Die Therapie sollte mit einer gründlichen Ohrreinigung unter Zuhilfenahme eines milden Antiseptikums gestartet werden. Eine anschließende antiparasitische Behandlung mit einem geeigneten Spot-on, das Moxidectin (in Kombination mit Imidacloprid) oder Selamectin (6 mg/kgKG) enthält, führt zu einem raschen Absterben der Milben.
Es wird empfohlen, die Behandlung in einem 4-Wochen-Rhythmus zu wiederholen, bis keine Milben mehr nachweisbar sind.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bedeutung für den Menschen
Otodectes cynotis kann sich vorübergehend auch auf dem Menschen ansiedeln und eine papulöse Dermatitis verursachen. In seltenen Fällen kommt es ebenso zu einer Otitis externa.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
- Hinney, Barbara, Joachim, Anja, Silbermayr, Katja. Vademecum der klinischen Parasitologie. Ekto- und Endoparasiten bei Hund und Katze. Bayer.
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