Otitis media (Katze)
Synonym: Mittelohrentzündung
Englisch: middle ear inflammation
Definition
Unter einer Otitis media versteht man eine Entzündung des Mittelohrs (Auris media) bei der Katze.
Vorkommen
Die Otitis media kommt bei der Katze gehäuft vor und ist oftmals ein Verursacher des felinen Vestibularsyndroms.
Ätiologie
Die Otitis media ist meistens die Folge einer aufsteigenden Infektion im Zusammenhang einer Erkrankung des oberen Respirationstrakts. Häufig sind Staphylokokken, Streptokokken, Proteus-Bakterien, Pseudomonaden, Enterokokken oder auch Escherichia coli beteiligt.
Pathogenese
Aufgrund der Einwanderung von Erregern vom Pharynx ausgehend über die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) in die Paukenhöhle kommt es zur Entzündung des Mittelohrs. Die Füllung der Paukenhöhle mit entzündlichem Sekret führt dann zu den typischen Symptomen.
Selten infiziert sich das Mittelohr auch nach einer hämatogenen Streuung von Bakterien.
Unbehandelt kann es zum Durchbrechen der Infektion ins Innenohr (Auris interna) und somit zur Otitis interna (Innenohrentzündung) kommen.
Klinik
Betroffene Katzen zeigen deutliche Schmerzen, v.a. beim Öffnen des Mauls und bei Palpation des Ohrgrunds. Zusätzlich kommt es zu Kopfschiefhaltung, Horner-Syndrom, Dysphagie, inspiratorischem Stridor, ausgeprägtem Juckreiz, vermehrter Zerumenproduktion und Fieber.
Diagnose
Die Diagnostik beinhaltet neben einer ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchung eine otoskopische Beurteilung des äußeren Gehörgangs (Meatus acusticus externus) und des Trommelfells. Aufgrund der Schmerzhaftigkeit ist diese Untersuchung häufig nur in Narkose durchzuführen.
Ein trübes und vorgewölbtes oder sogar rupturiertes Trommelfell ist hinweisend für eine Otitis media. Das aus dem Mittelohr entnommene Sekret (Tupferprobe) ist zytologisch sowie bakteriologisch (Bakterienkultur inkl. Antibiogramm) zu beurteilen. Parallel dazu empfiehlt sich stets eine Computertomographie des Kopfes, um mögliche Veränderungen der Paukenhöhle (Bulla tympanica) feststellen zu können. Bei einer Beteiligung der normalerweise luftgefüllten Bulla tympanica zeigt sich im Schnittbild ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, der – abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung – auch mit knöchernen Veränderungen einhergehen kann.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Klinik und den zugrundeliegenden Pathogenen. Die Wahl der systemischen Antibiose hängt vom Befund des Antibiogramms ab. Häufig kommen Fluorchinolone (Enrofloxacin, Marbofloxacin) zum Einsatz. Parallel dazu ist für eine ausreichende Analgesie (z.B. Meloxicam und/oder Buprenorphin) zu sorgen. Zusätzlich können Squalan-haltige Ohrreiniger (auch bei rupturiertem Trommelfell) eingesetzt werden.
Kommt es zu Rezidiven, ist im Anschluss an die konservative Behandlung eine chirurgische Intervention notwendig. In den meisten Fällen wird eine ventrale Bullaosteotomie durchgeführt.
Prognose
Nach der Durchführung einer Bullaosteotomie leiden die Katzen häufig an einem Horner-Syndrom, das sich in den meisten Fällen binnen 8 bis 14 Tagen wieder zurückbildet. Bei fehlerhaftem Lidschluss muss daher häufig ein Tränenersatzprodukt (in Form von Augentropfen oder Gel) mehrmals täglich appliziert werden.
Komplikationen
Als Komplikationen können neben zeitlebens bestehendem Horner-Syndrom auch Ausfallserscheinungen des Nervus hypoglossus und die Entwicklung einer Otitis interna (Kopfschiefhaltung, Ataxie, Nystagmus) auftreten.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9
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