Osteoporoseprophylaxe
Definition
Unter Osteoporoseprophylaxe versteht man alle präventiven Maßnahmen, die darauf abzielen, das Risiko für die Entstehung einer Osteoporose sowie osteoporotischer Frakturen zu senken. Ziel ist der langfristige Erhalt der Knochendichte und -qualität.
Einteilung
Die S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose (2023) differenziert zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prophylaxe.
Primäre Prophylaxe
Die primäre Prävention richtet sich an Personen ohne bestehende Osteoporose und umfasst Lebensstil- und Ernährungsmaßnahmen. Empfohlen werden eine tägliche Aufnahme von etwa 1000 mg Kalzium über die Nahrung (z.B. Milchprodukte, grünes Gemüse, kalziumreiches Mineralwasser) sowie eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung. Diese kann durch 15–30 Minuten Sonnenexposition pro Tag oder ggf. Supplementation mit 800–1000 I.E./Tag, besonders bei Risikogruppen oder geringer Sonneneinstrahlung, erreicht werden.
Ein wesentlicher Bestandteil der Osteoporoseprophylaxe ist die Förderung von Muskelkraft und Koordination, da Muskelschwund und Einschränkungen der Gangstabilität maßgeblich zum Sturzrisiko und Sturzverlauf beitragen. Empfohlen wird eine regelmäßige, individuell angepasste körperliche Aktivität mit dem Ziel, Muskelkraft, Gleichgewicht, Reaktionsfähigkeit und Koordination zu verbessern; körperliche Inaktivität sollte vermieden werden. Ab dem 70. Lebensjahr ist zudem eine jährliche Sturzanamnese sinnvoll, ergänzt durch geeignete Tests zur Einschätzung des individuellen Sturzrisikos.
Darüber hinaus sollten Risikofaktoren wie Nikotin- und Alkoholkonsum reduziert und ein normales Körpergewicht angestrebt werden, da insbesondere Untergewicht das Risiko für Osteoporose erhöht.
Sekundäre Prophylaxe
Die Sekundärprophylaxe der Osteoporose richtet sich an Risikogruppen oder Personen mit bereits manifester Osteopenie, jedoch ohne vorangegangene Frakturen. Im Vordergrund steht die frühzeitige Identifikation gefährdeter Patienten, v.a. durch die Knochendichtemessung mittels DXA.
Ergänzend ist die Sturzprophylaxe von zentraler Bedeutung, die sowohl Anpassungen des Wohnumfeldes – etwa durch rutschfeste Matten oder Handläufe – als auch gezieltes Training von Gleichgewicht und Muskelkraft umfasst.
Tertiäre Prophylaxe
Bei manifester Osteoporose und bereits aufgetretenen Frakturen liegt der Fokus auf der Verhinderung weiterer Frakturen. Dies umfasst eine individuell angepasste medikamentöse Therapie mit Bisphosphonaten, selektiven Estrogenrezeptormodulatoren (SERMs), Parathormon-Analoga wie Teriparatid oder monoklonalen Antikörpern wie Denosumab und Romosozumab.
Ergänzend spielen physiotherapeutische Maßnahmen zur Kräftigung der Muskulatur und Verbesserung der Mobilität eine zentrale Rolle, um das Sturzrisiko zu senken. Darüber hinaus können Hilfsmittel wie Gehhilfen oder Hüftprotektoren zur zusätzlichen Verletzungsprävention beitragen.
Risikogruppen
Bestimmte Patientengruppen weisen ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Osteoporose auf und erfordern daher eine besondere Aufmerksamkeit in Prävention und Diagnostik. Dazu zählen unter anderem:
- Postmenopausale Frauen (Östrogenmangel)
- Langzeittherapie mit Protonenpumpenhemmern (insbesondere bei postmenopausalen Frauen)
- Langzeittherapie mit Glukokortikoiden
- Männer > 70 Jahre
- Patienten mit chronischen Erkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis, CED)