Megaösophagus (Hund)
von griechisch: μέγας ("mégas") - groß und οισοφάγος ("oisophágos") - Speiseröhre
Englisch: megaesophagus, esophageal dilatation
Definition
Als Megaösophagus bezeichnet man eine erblich bedingte oder aufgrund vorausgegangener Erkrankungen abnorm erweiterte Speiseröhre (Ösophagus) beim Hund.
Ätiologie
Ein Megaösophagus ist eine generalisierte Dilatation des Ösophagus und die häufigste Ösophaguserkrankung beim Hund.
Beim Welpen und Junghund handelt es sich vorwiegend um einen kongenitalen idiopathischen (z.B. vererbten) Megaösophagus (ca. 15 bis 20 % der Fälle). Beim adulten Hund hingegen muss zwischen idiopathischem und sekundärem Megaösophagus unterschieden werden.[1] Beim Jungtier wird vermutet, dass eine verzögerte Reifung der nervalen Ösophagusversorgung eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielt. Adulte Hunde leiden vermehrt an der idiopathischen Form. Um jedoch zwischen der idiopathischen und sekundären Form unterscheiden zu können, müssen vorerst alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen werden.
Ursachen eines Megaösophagus | |
---|---|
Idiopathischer Megaösophagus | |
Sekundärer Megaösophagus: | |
Toxische Ursachen: | |
Verschiedene Ursachen: |
|
Pathogenese
Die genaue Pathogenese des Megaösophagus ist derzeit (2019) noch unklar. Es wird eine Störung der afferenten Nervenfasern als Antwort auf eine Ösophagusdilatation vermutet. Infolge einer Schwächung (oder gar eines totalen Ausfalls) der primären und sekundären Peristaltik ensteht eine Dilatation, sodass betroffene Hunde beim horizontal verlaufenden Ösophagus weder Flüssigkeit noch feste Nahrung in den Magen transportieren können. In seltenen Fällen kommt es auch nur zur Dilatation eines Abschnitts des Ösophagus, sodass man von einem segmentalen Megaösophagus spricht.
Beim Megaösophagus handelt es sich weder um eine Achalasie noch um einen Kardiospasmus.
Klinik
Ein Megaösophagus zeigt sich v.a. durch regurgitieren, das teilweise auch erst mehrere Stunden nach der Nahrungsaufnahme auftreten kann. Ähnlich häufig kommt es auch zu Hypersalivation und Dysphagie, wohingegen Husten, purulenter Nasenausfluss und Allgemeinstörungen nur bei einer Aspirationspneumonie beobachtet werden.
Bei länger anhaltenden Symptomen magern die Tiere stark ab. Der deutlich erweiterte Ösophagus kann manchmal auch von außen am Brusteingang sichtbar sein. Bei der Auskultation lassen sich teilweise Plätschergeräusche (flüssigkeitsgefüllter Ösophagus) und/oder verstärktes Bronchovesikuläratmen und Bronchialatmen feststellen.
Sowohl der Schweregrad als auch die Art der Symptome variieren und sind weniger von der Ursache und viel mehr von der Dauer des Megaösophagus abhängig. Anhand des dilatierten Ösophagus auf Röntgenaufnahmen können weder auf die Ursache noch auf die Klinik Rückschlüsse gezogen werden. Da das Futter vermehrt im Ösophagus liegen bleibt, beginnt es zu fermentieren und sich gasig-faulig zu zersetzen. Aufgrund der Abbauprodukte wird die Schleimhaut sowie die Muskulatur im betroffenen Areal geschädigt, es entwickelt sich eine Ösophagitis und die Hunde zeigen einen Foetor ex ore.
Differenzialdiagnosen
Bei Welpen sind v.a. ösophageale Fremdkörper und Gefäßringbildungen (persistierender rechter Aortenbogen, PRA) differenzialdiagnostisch auszuschließen. Bei adulten Hunden kommt es besonders bei Ösophagusfremdkörpern, Ösophagusstrikturen und bei Ösophagitis zur Regurgitation und ähnlichen Symptomen.
Diagnose
Im Anschluss an eine ausführliche Anamnese und klinische Untersuchung ist eine Röntgenstudie in mindestens zwei Ebenen durchzuführen. Die Röntgenbildern sind meist pathognomonisch, da ein deutlich vergrößerter, meist gasgefüllter Ösophagus die Trachea sowie die angrenzenden Strukturen verdrängt.
Aufgrund der Aspirationsgefahr ist eine Kontrastmittelanwendung kontraindiziert.
Therapie
Um mögliche Komplikationen (z.B. Aspirationspneumonie) aufgrund von Regurgitieren zu unterbinden, sind sofort nach der Diagnosestellung dietätische Maßnahmen anzusetzen. Hierbei soll das Füttern und Tränken aus einer erhöht aufgestellten Futterschüssel erfolgen, sodass die aufgenommene Nahrung unter Hilfe der Schwerkraft in den Magen fließen kann. Betroffene Hunde sollten auch nach dem Füttern für einige Minuten in der aufrechten Position (45 bis 90 °) verbleiben, damit möglichst wenig Nahrung bzw. Flüssigkeit im Ösophagus verbleibt. Kann das Regurgitieren auch mit einer erhöhten Fütterung nicht vermieden werden, muss eine Sonde gesetzt und das Tier über diese versorgt werden.
Ein idiopathischer Megaösophagus kann nur symptomatisch behandelt werden - eine Heilung ist nicht möglich. Durch die Optimierung der Fütterung kann jedoch eine Besserung des Allgemeinzustandes erreicht und Komplikationen vermieden werden. Beim Vorliegen eines sekundäres Megaösophagus muss neben diätischen Maßnahmen v.a. die Grunderkrankung behandelt werden.
Prognose
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
Quellen
- ↑ Yuka Kanemoto et al. Long-term management of a dog with idiopathic megaesophagus and recurrent aspiration pneumonia by use of an indwelling esophagostomy tube for suction of esophageal content and esophagogastric tube feeding J Vet Med Sci. 2017 Jan; 79(1): 188–191. Published online 2016 Nov 17. (abgerufen am 11.12.2019)
- ↑ Schönfelder J et al. Survival duration for different forms of canine megaesophagus Schweiz Arch Tierheilkd. 2011 May;153(5):236-8. (abgerufen am 11.12.2019)
um diese Funktion zu nutzen.