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Lues-Serologie

1. Definition

Als Lues-Serologie werden labormedizinische Methoden bezeichnet, mit denen eine Infektion durch Treponema pallidum (Syphilis, Lues) anhand der Antikörperbildung nachgewiesen werden kann.

2. Hintergrund

Die Serologie weist eine gute diagnostische Zuverlässigkeit auf und bildet die Hauptstütze der Syphilis-Diagnostik. Der direkte Nachweis von Treponemen ist ebenfalls möglich und kann – insbesondere zur Frühdiagnostik eines Primäraffekts – ergänzend durchgeführt werden. Ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion jedoch nicht aus. Beispiele für den direkten Erregernachweis sind:

Eine Anzucht ist nur mit Spezialmethoden möglich.

Die serologische Untersuchung erlaubt keine Differenzierung zwischen der Syphilis und anderen, nicht-venerischen Treponema-Infektionen.

3. Material

Für die Untersuchung werden 1 bis 2 ml Serum benötigt. Bei Verdacht auf eine Neurosyphilis können auch 2 ml Liquor untersucht werden.

4. Durchführung

Auch nach Ausheilung einer Syphilis bleiben die serologischen Teste in der Regel lebenslang positiv. Daher existiert ein Stufenschema, um zwischen aktiver Erkrankung und einer so genannten "Serumnarbe" zu differenzieren. Eine Reinfektion führt zu einem starken Titeranstieg.

4.1. Suchtest

Zunächst erfolgt ein Suchtest auf erregerspezifische Antikörper. Zu den Lues-Suchtests gehören:

Das Testverfahren des TPHA- und TPPA-Testes ist weitgehend identisch. Als Zielantigen werden Lysate von Treponema pallidum verwendet, die an Testerythrozyten oder an Gelatinepartikel gekoppelt sind. Der Vorteil bei Verwendung von Gelatinepartikeln besteht darin, dass der Test nicht durch heterophile Antikörper gestört wird. Die Teste gelten als positiv, wenn eine Agglutination auftritt. Bei beiden Methoden handelt es sich um qualitative Verfahren.

Seit 2022 ist in Deutschland kein TPPA-Tests mehr verfügbar, da die Prduktion vom Hersteller eingestellt wurde. Für den Nachweis spezifischer Antikörper werden in der Routinediagnostik alternativ auch Immunoassays als Suchtest verwendet. Diese sind zum einen als klassischer Labortest verfügbar, beispielsweise als CLIA oder ELISA. Zum anderen kann auch ein Schnell- bzw. Point-of-care-Test (POCT) in Form der Immunchromatographie erfolgen. Der Schnelltest eignet sich nicht für die Selbstanwendung, da als Probenmaterial bevorzugt Serum zu verwenden ist.

4.1.1. Interpretation

Der Screeningtest wird etwa 6 bis 14 Tage nach der Infektion bzw. nach Auftreten des Primäraffektes positiv. Bei entsprechender Anamnese oder klinischem Verdacht aber negativem Testergebnis, sollte die Untersuchung im Zeitverlauf wiederholt werden. Der finale Ausschluss einer Primärinfektion mit Treponema pallidum kann erst nach 8 bis 10 Wochen erfolgen. Für Syphilis im Sekundärstadium beträgt die Sensitivität praktisch 100 %.

Bei Patienten aus tropischen Ländern kommen als Ursache eines positiven TPHA-Tests auch die Erkrankungen Frambösie (Treponema pallidum ssp. pertenue), Bejel (Treponema pallidum ssp. endemicum) und Pinta (Treponema carateum) in Frage. In seltenen Fällen können Kreuzreaktionen, z.B. durch Borrelien-Antikörper, vorkommen.

4.2. Bestätigungstest

Bei einem positiven Suchtest werden weitere Teste zur Bestätigung durchgeführt. Zu den Bestätigungstests gehören:

Beim FTA-Abs-Test werden sowohl IgG als auch IgM-Antikörper detektiert. Durch modifizierte Teste lassen sich die Immunglobuline jedoch auch spezifisch nachweisen, z.B. als IgM-spezifischer FTA-Abs-Test. Als Alternative zum FTA-Abs-Test kommen auch andere (automatisierbare) Verfahren, wie z.B. der IgG-Western Blot oder der IgG-ELISA, als Bestätigungsteste zum Einsatz.

Nach einem TPHA-Test als Suchtest kann auch ein polyvalenter Immunoassay als Bestätigungstest dienen. Das Gleiche gilt ebenso andersherum.

4.2.1. Interpretation

Der FTA-Abs-Test zeigt etwa in der dritten Woche nach der Infektion ein positives Ergebnis. Wenn sowohl der Suchtest, als auch der Bestätigungstest positiv ausfallen, gilt die Infektion als gesichert. Auch hier können falsch positive Ergebnisse beispielsweise aufgrund von Borrelien-Antikörpern oder Autoantikörpern bei Autoimmunerkrankungen (z.B. SLE) vorliegen.

4.3. Quantitative Bestimmung

Zur Bestimmung der Krankheitsaktivität erfolgen der VDRL-Test (Venereal Disease Research Laboratory) oder die Variante RPR-Test (Rapid-Plasma-Reagin), die unspezifisch sogenannte Lipoid-Antikörper nachweisen. Der Titerverlauf wird zur Beurteilung des Krankheitsverlaufes bzw. des Behandlungserfolges benutzt. Das Antigen in diesem Testsystem gehört zu den Cardiolipinen, ein positiver Lipoid-Antikörpertest allein ist deshalb nicht beweisend für eine Syphilis. Unspezifische Reaktionen, z.B. durch Anticardiolipin-Antikörper, sind möglich.

5. Neurosyphilis

Zur Ausschlussdiagnostik einer Neurosyphilis wird ebenfalls ein Suchtest mit Serum durchgeführt. Für die weitere Diagnostik einer ZNS-Beteiligung steht die Bestimmung des erregerspezifischen Quotienten der gebildeten Antikörper aus Serum und Liquor (ITpA-Index) zur Verfügung. Ein Wert > 3,0 weist auf eine lokale Antikörperbildung gegen Treponema pallidum im ZNS hin. Ein erhöhter ITpA-Index kann jedoch auch noch mehrere Jahre nach der Infektion nachweisbar sein und ist daher nicht beweisend für eine akute Neurosyphilis. Hierfür sollten weitere Hinweise herangezogen werden, wie z.B. neurologische Auffälligkeiten und eine auffällige Liquordiagnostik.

6. Literatur

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