LISA-Methode
Synonym: LISA-Technik
Englisch: less invasive surfactant administration (LISA)
1. Definition
Die LISA-Methode, kurz für Less Invasive Surfactant Administration, bezeichnet ein Verfahren zur Applikation von Surfactant bei spontanatmenden Frühgeborenen mit Atemnotsyndrom (IRDS). Dabei wird Surfactant über einen dünnen Katheter unter CPAP-Unterstützung appliziert.
2. Hintergrund
Die LISA-Methode kombiniert die kausale Therapie des IRDS durch Surfactant mit der symptomatischen Unterstützung durch CPAP (Continuous Positive Airway Pressure). Sie wurde entwickelt, um die Komplikationen invasiver Beatmungsmethoden zu reduzieren und die Prognose von Frühgeborenen zu verbessern.
3. Voraussetzungen
Die LISA-Methode ist für Frühgeborene mit regelmäßiger Spontanatmung und folgenden Merkmalen geeignet:
- Gestationsalter von 26+0 bis 35+0 SSW
- Alter ≤ 72 h
- Diagnose eines IRDS
- Persistierender Sauerstoffbedarf von ≥ 35 %
- Venöser Zugang und liegende Magensonde
- Kreislaufstabilität
- Coffeincitrat erhalten
4. Vorteile
Die LISA-Methode bietet u.a. folgende Vorteile:
- Reduktion der FiO2-Konzentration und des CPAP-Drucks
- Senkung der Rate bronchopulmonaler Dysplasien (BPD)
- Geringeres Risiko für intraventrikuläre Blutungen
- Weniger pulmonale Luftlecks wie Pneumothorax
- Senkung der Mortalität
5. Anwendung
Die LISA-Methode gliedert sich in folgende Schritte:
- Vorbereitung:
- Intubationsbereitschaft sicherstellen
- Venöser Zugang und Magensonde legen
- CPAP-Gerät mit adäquatem PEEP einstellen
- Positionierung des Kindes in Facilitated-Tucking-Stellung (Froschstellung)
- Analgesie mit oraler Glukose und ggf. Prämedikation mit Atropin und Esketamin
- Applikation:
- Einstellung der Stimmritze mittels Laryngoskop
- Einführen des LISA-Katheters und Entfernen des Laryngoskops
- Langsame Applikation von Surfactant über 60–120 Sekunden
- CPAP-Beatmung während und nach der Applikation
- Nachsorge:
- Engmaschige Überwachung von Herzfrequenz, SpO2 und Blutdruck
- Anpassung der FiO2 und PEEP-Reduktion nach 30 Minuten
- Aspiration der Magensonde zur Entfernung von überschüssigem Surfactant
6. Kontraindikationen
- Rezidivierende Apnoen trotz Coffeincitrat
- Persistierender Sauerstoffbedarf von ≥ 60 %
- Pneumothorax oder kongenitale Lungenfehlbildungen
- Kreislaufinstabilität
7. Risiken und Komplikationen
Folgende Risiken sind bekannt:
- Apnoen (10–45 %) und Bradykardien (< 80/min) während der Applikation
- Entsättigung (< 80 %) von mehr als 10 Sekunden Dauer (10–35 %)
- Katheterdislokationen oder Reflux des Surfactants (selten)
- Laryngospasmus nach Esketamin-Gabe (selten)
8. Literatur
- Vygon - Neonatologie Beatmung, abgerufen am 23.01.2025
- Thieme - RDS-Management, abgerufen am 23.01.2025
- Merkblatt LISA, abgerufen am 23.01.2025