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Intestinale Angiodysplasie

Englisch: gastrointestinal angiodysplasia

1. Definition

Als intestinale Angiodysplasie bezeichnet man muköse oder submuköse Gefäßmissbildungen aus mittelgroßen Arterien und Venen des Gastrointestinaltrakts. Das Caecum und das Colon ascendens sind am häufigsten betroffen.

2. ICD10-Codes

  • K31.81 - Angiodysplasie des Magens und des Duodenums ohne Angabe einer Blutung
  • K31.82 - Angiodysplasie des Magens und des Duodenums mit Blutung
  • K55.2 - Angiodysplasie des Colons (Heyde-Syndrom)

3. Nomenklatur

Der Begriff intestinale Angiodysplasie wird i.d.R. als Überbegriff für Gefäßfehlbildungen des Gastrointestinaltrakts verwendet. Sie können u.a. als kavernöse Hämangiome oder Haemangioma simplex sowie als Angiomatose im Rahmen der hereditären hämorrhagische Teleangiektasie (Morbus Osler-Weber-Rendu) in Erscheinung treten.

4. Ätiologie

Intestinale Angiodysplasien sind häufig mit dem von-Willebrand-Jürgens-Syndrom assoziiert. Bei einem kombinierten Auftreten mit einer Aortenklappenstenose spricht man von einem Heyde-Syndrom. Ein pathogenetischer Zusammenhang ist derzeit (2020) nicht eindeutig geklärt. Außerdem kommen intestinale Angiodysplasien gehäuft bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz vor.

Des Weiteren entwickeln 5-10 % der Patienten nach einer Bestrahlung im kleinen Becken eine Arteriitis der Schleimhautgefäße im Sinne einer Strahlenproktitis. Folgen sind eine chronische Schleimhautischämie sowie eine Neovaskularisation mit Bildung teleangiektatischer Gefäße.

5. Pathogenese

Die genaue Pathogenese von intestinalen Angiodysplasien ist derzeit (2020) unklar. Vermutet wird, dass Angiodysplasien als Folge degenerativer Veränderungen von Venen in der Darmwand mit konsekutiver Bildung einer arteriovenösen Anastomose entstehen. Alternativ können sie evtl. als Resultat einer chronischen Ischämie auftreten.

Im Falle der hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie spielen genetische Faktoren eine entscheidende pathogenetische Rolle.

6. Klinik

Intestinale Angiodysplasien sind oft symptomlos. Hauptsächlich werden sie symptomatisch durch akute oder chronische gastrointestinale Blutungen sowie durch eine Eisenmangelanämie. Die Angiodysplasie gehört zusammen mit der Divertikulose zu den häufigsten Ursachen von Darmblutungen im Erwachsenenalter.

7. Diagnostik

Angiodysplasien werden im Rahmen der Blutungsdiagnostik endoskopisch detektiert. Hierbei imponieren sie als ca. 5-10 mm große kirschrote Flecken der Schleimhaut. Des Weiteren können sie mittels CT-Angiografie, konventioneller Angiografie, Ballonenteroskopie oder Kapselendoskopie diagnostiziert werden.

8. Differenzialdiagnostik

Differenzialdiagnostisch müssen Varizen z.B. im Rahmen einer portalen Hypertension angegrenzt werden.

9. Therapie

Intestinale Angiodysplasien werden mittels endoskopischer Argon-Plasma-Koagulation verödet. Alternative Behandlungsmethoden sind u.a.:

Wenn keine Intervention oder Operation durchführbar ist, kommen Östrogen-Progesteron-Kombinationspräparate, niedrig dosiertes Kortison, Thalidomid oder Octreotid in Frage.

10. Literatur

  • Thomas Cissarek et al.: Gefäßmedizin - Therapie und Praxis. ABW Wissenschaftsverlag, Berlin, 2009.
  • Zeuzem S et al.: Angiodysplasien des (Dünn-)Darms. In: Arastéh K, Baenkler H, Bieber C et al., Hrsg. Duale Reihe Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018.
  • Hartmann D. Hämangiome und Angiodysplasien. In: Riemann J, Fischbach W, Galle P et al., Hrsg. Referenz Gastroenterologie. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019

11. Weblinks

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