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Gefäßfehlbildung

(Weitergeleitet von Gefäßmissbildung)

Synonyme: Gefäßmissbildung, Gefäßmalformation

1. Definition

Unter einer Gefäßfehlbildung oder Gefäßmissbildung versteht man angeborene oder erworbene Fehlbildungen der Blut- oder Lymphgefäße.

2. Hintergrund

Gefäßfehlbildungen können einzeln oder multipel auftreten. Meistens sind sie angeboren und zeigen keine Größenprogredienz bzw. wachsen lediglich mit. Ein Pseudowachstum entsteht durch zunehmende Vasodilatation.

3. Nomenklatur

Die Bezeichnung Hämangiom wird häufig synonym für Gefäßmalformation verwendet. Jedoch ist ein Hämangiom im engeren Sinne eine vaskuläre Neoplasie, die sich i.d.R. kurz nach der Geburt manifestiert, eine Wachstums- und Regressionsphase aufweist und v.a. die Haut befällt. Viele Gefäßmalformationen werden jedoch irreführend als Hämangiom bezeichnet (z.B. zerebrales kavernöses Hämangiom, Leberhämangiom).

4. Einteilung

4.1. ...nach Gefäßart

4.2. ...Ausprägung

  • einfach
  • kombiniert
  • assoziiert mit anderen Anomalien

4.3. ...nach Durchblutung

  • Slow-Flow
  • Fast-Flow

4.4. ...nach Lokalisation

Weiterhin können Gefäßfehlbildungen anhand der Lokalisation unterschieden werden, z.B.:

5. Klassifikation

Gefäßanomalien werden häufig anhand der ISSVA-Klassifikation eingeteilt in

  • Gefäßtumoren: echte Neoplasien
  • Vaskuläre Malformationen: Fehlbildung im Rahmen der Gefäßreifung
    • einfach
    • kombinierte Gefäßmalformationen (mindestens 2 Malformationen in einer Läsion)
    • vaskuläre Malformationen benannt nach großen Gefäßen
    • vaskuläre Malformationen assoziiert mit anderen Anomalien

5.1. Einfache vaskuläre Malformationen

Flussdynamik Gefäßkomponente
Slow-Flow (94 %)

Kapilläre Malformation (9 %)
Lymphatische Malformation (15 %)
Venöse Malformation (70 %)

Fast-Flow (6 %)

Arteriovenöse Malformation
Arteriovenöse Fistel

5.1.1. Kapilläre Malformationen

Kutane bzw. mukosale kapilläre Malformationen (CM) werden häufig auch als Feuermal, Naevus flammeus oder Portwein-Naevus bezeichnet. Sie sind seit Geburt bestehende Gefäßfehlbildungen, die auf einer dysplastischen Erweiterung von Kapillaren in der Dermis beruhen. Sie manifestieren sich als scharf begrenzte, fleckige oder flächenartige, meist im Hautniveau gelegene, hell- bis dunkelrote, z.T. bläuliche Flecken der Haut. Sie persistieren lebenslang und sind gelegentlich mit einer isolierten Hypertrophie der betroffenen Körperregion oder Extremität (CM-Hemihyperplasie-Syndrom) bzw. des darunterliegenden Weichteilgewebes assoziiert.

Kapilläre Malformationen im engeren Sinne müssen abgegrenzt werden vom Naevus simplex (Storchenbiss, Engelskuss), der Cutis marmorata teleangiectatica congenita sowie von teleangiektatischen kapillären Malformationen.

Kapilläre Malformationen werden nach ISSVA wie folgt eingeteilt:

5.1.2. Lymphatische Malformation

Lymphatische Malformationen (LM) bestehen aus dysplastischen Lymphgefäßen und können z.T. zystische Raumfoderungen bilden. Sie manifestieren sich v.a. im Säuglings- und Kleinkindesalter als hautfarbene, weiche Schwellung. Prädilektionsstelle ist die Kopf-Hals-Region (67 %).

Beim Gorham-Sout-Syndrom ersetzt das Lymphgewebe das Knochengewebe. Bei der generalisierten lymphatischen Anomalie sind die Knochen ebenfalls betroffen, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß. Bei der sogenannten Central Conducting Lymphatic Anomaly liegt eine Hypo- oder Aplasie von zentralen Lymphgefäßen vor, sodass es zu Beinödemen, exsudativer Enteropathie und serösen Ergüssen kommt.

Man unterscheidet zwischen folgenden Formen

5.1.3. Venöse Malformationen

Venöse Malformationen sind angeborene Gefäßfehlbildungen mit unreifen, venösen Gefäßanlagen in Form eines schwammartigen oder tubulären Geflechts. Sie manifestieren sich z.B. durch bläulich durch die Haut durchschimmernde Läsionen, können jedoch auch in Organen auftreten. Sie durchziehen oft zahlreiche Gewebeschichten und führen zu variablen Symptomen. Aufgrund von rezidivierenden Thrombophlebitiden kommt es oft zu Schmerzen und funktionellen Einschränkungen.

Venöse Malformationen (VM) werden wie folgt unterteilt:

5.1.4. Arteriovenöse Malformationen

Arteriovenöse Malformationen (AVM) bestehen aus einem fehlgebildeten Gefäßareal in Form von multiplen netzartigen arteriovenösen Shunts ("Nidus"). Man unterscheidet zwischen:

  • sporadischer AVM
  • AVM bei hereditärer hämorrhagischer Teleangiektasie (HHT)
  • AVM mit kapillärer Malformation (CM-AVM)
  • anderen Formen

5.1.5. Arteriovenöse Fistel

Arteriovenöse Fisteln (AVF) bestehen aus einer direkten arteriovenösen Shuntverbindung und stellen somit die einfachste Form einer AVM dar. Sie werden weiter differenziert in:

  • sporadische AVF
  • AVF bei HHT
  • AVF bei CM-AVM
  • andere Formen

5.2. Kombinierte vaskuläre Malformationen

  • CM + VM (CVM): Kapillär-venöse Malformation
  • CM + LM (CLM): Kapillär-lymphatische Malformation
  • CM + AVM (CAVM):Kapillär-arteriovenöse Malformation
  • LM + VM (LVM): Lymphatisch-venöse Malformation
  • CM + LM + VM (CLVM): Kapillär-lymphatisch-venöse Malformation
  • CM + LM + AVM (CLAVM): Kapillär-lymphatische-arteriovenöse Malformation
  • CM + VM + AVM (CVAVM): Kapillär-venöse-arteriovenöse Malformation
  • CM + LM + VM + AVM (CLVAVM): Kapillär-lymphatisch-venöse-arteriovenöse Malformation

5.3. Vaskuläre Malformationen benannt nach großen Gefäßen

Unter den Begriff "vaskuläre Malformationen benannt nach großen Gefäßen" werden in der ISSVA-Klassifikation Fehlbildungen von Gefäßen zusammengefasst, die bereits weitgehend ausgereift und oftmals tubulär vergrößert sind. Ein Beispiel ist die Marginalvene beim Klippel-Trénaunay-Syndrom.

5.4. Vaskuläre Malformationen assoziiert mit anderen Anomalien

  • Klippel-Trénaunay-Syndrom: CM + VM +/- LM + Extremitätengroßwuchs
  • Parkes-Weber-Syndrom: CM + AVF + Extremitätengroßwuchs
  • Servelle-Martorell-Syndrom: VM Extremität + Knochen + Extremitätenkleinwuchs
  • Sturge-Weber-Syndrom: faziale + leptomeningeale CM, okuläre Anomalie +/- Großwuchs von Knochen- oder Weichteilgewebe
  • CM-Hemihyperplasie-Syndrom (DCMI): CM Extremität + kongenitaler nicht progressiver Extremitätengroßwuchs
  • Maffucci-Syndrom: VM +/- Spindelzellhämangiom + Enchondrom
  • MIC-CAP: CM + Mikrozephalie
  • MCAP: Megalenzephalie + Polymikrogyrie
  • CLOVES-Syndrom: LM + VM + CM +/- AVM + ossäre + Gewebehyperplasie
  • Proteus-Syndrom: CM + VM und/oder LM + asymmetrischer, progredienter somatischer Großwuchs
  • Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom: AVM + VM + Makrozephalie + Fettgewebshyperplasie
  • CLAPO-Syndrom: CM + LM + Asymmetrie Gesicht und Extremitäten + Überwuchs

5.5. Unklassifizierbare vaskuläre Anomalien

6. Literatur

Stichworte: Fehlbildung, Gefäß
Fachgebiete: Angiologie, Pathologie

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