Diabetische Nephropathie
Synonyme: Kimmelstiel-Wilson-Syndrom, Morbus Kimmelstiel-Wilson, diabetische Glomerulosklerose, interkapilläre Glomerulonephritis, Nephropathia diabetica
Englisch: Diabetic nephropathy
Definition
Die diabetische Nephropathie ist eine Erkrankung der Nieren, die als Komplikation des Diabetes mellitus auftritt.
Symptomatik
- erhöhte Proteinausscheidung im Urin (Albuminurie)
- Verminderung der Blutalbumine (Hypoalbuminämie)
- Vermehrung der Blutfette (Hyperlipidämie)
Zur Frühdiagnostik einer Proteinurie ist der Albumin-Kreatinin-Quotient im Urin geeignet. Stärkere Eiweißverluste können zu einem Antikörpermangel sowie zu Flüssigkeitsansammlungen in Körperhöhlen führen und sich dann zu einem nephrotischen Syndrom entwickeln. Durch die vermehrte tubuläre Natriumresorption über das blutdruckregulierende Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, kommt es trotz des Plasmavolumenmangels zu einer Erhöhung des Blutdrucks.
Ursache
Der jahrelang erhöhte Blutglukosespiegel führt bei etwa 40 % der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 zu einer Schädigung der Glomerula. Es kommt zu einer Verdickung der glomerulären Basalmembran (GBM), einer Verbreiterung des Mesangiums und einer Sklerosierung. Die entstehende Glomerulonephritis bewirkt eine vermehrte Permeabilität des glomerulären Filters, sodass auch größere Moleküle wie Albumine diesen passieren.
Verlauf
Die Erkrankung verläuft in fünf Phasen:
- Unbemerkte verstärkte Durchblutung und Mehrfunktion der Nieren
- Über Jahre hinweg treten Veränderungen am Nierengewebe auf, die aber noch keine Auswirkungen auf die Nierenfunktion oder Retentionswerte haben und nur durch aufwändige Verfahren aufgedeckt werden können
- Veränderungen der Strukturen in den Nierenkörperchen, was zu einer vermehrten Ausscheidung von Albumin von unter 300 mg am Tag führt (Mikroalbuminurie). Bei sofort eingeleiteter Therapie ist eine Rückbildung der Nierenschädigung möglich
- Deutlich zunehmende Albuminausscheidung von über 300 mg am Tag (Makroalbuminurie)
- Chronische Nierenerkrankung, mit einer reduzierten Nierenleistung bei erhöhtem Kreatinin-Wert im Blut. Albuminurie ist massiv und Blutdruck stark erhöht
Therapie
Die Therapie der diabetischen Nephropathie umfasst verschiedene Säulen und ist interdisziplinär. Ggf. wird im späteren Verlauf eine Dialyse-Therapie oder eine Nierentransplantation notwendig.
Basistherapie
Die Basis ist eine angepasste Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, körperliche Aktivität, Rauchverzicht und das Vermeiden von Übergewicht. Die Proteinaufnahme soll bei nicht dialysepflichtigen Patienten bei etwa 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht am Tag liegen. Dabei ist auf eine reduzierte Salzaufnahme (< 2 g Natrium am Tag) zu achten.
Medikamentöse Therapie
- Antidiabetische Therapie (ggf. auch Insulintherapie) mit konsequenter Blutzuckersenkung
- Antihypertensive Therapie (Blutdruck unter 130/80 mmHg)
Seit 2022 ist der nicht-steroidale Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist Finerenon bei diabetischer Nephropathie zugelassen.[1][2]
Literatur
- Busch et al., KDIGO-Leitlinie zur Behandlung des Diabetes mellitus bei chronischer Nierenerkrankung, Deutsche Übersetzung und Kurzfassung, Der Nephrologe 2021
- Wanner et al., Neue Leitlinie für das Diabetesmanagement bei chronischer Nierenerkrankung, Die Innere Medizin, 2023
- Andreas Lun et al.: Diabetische Nephropathie - zu spät erkannt?
Quellen
- ↑ Ärzteblatt – Diabetische Nephrotpathie: Endlich effektive Therapie möglich, abgerufen am 31.10.2024
- ↑ Morgenroth et al., Therapieoptionen bei diabetischer Nephropathie, Die Diabetologie, 2023
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