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EKG-Infarktzeichen

(Weitergeleitet von Indirektes Infarktzeichen)

1. Definition

Die EKG-Infarktzeichen sind EKG-Veränderungen, die im Rahmen eines Myokardinfarkts auftreten. Als diagnostisches Instrument muss das EKG bei Verdacht auf Myokardinfarkt immer zusammen mit den Herzenzymen und der Klinik des Patienten beurteilt werden.

2. Aussagekraft

Bei Infarktverdacht sollte das EKG innerhalb der ersten 24 Stunden zweimalig bestimmt und ausgewertet werden. Ist das EKG zweimalig frei von Infarktzeichen und bleibt die Enzymdiagnostik negativ, ist ein Herzinfarkt ausgeschlossen.

3. STEMI

Bei einer transmuralen Infarktausdehnung entsteht ein sogenannter STEMI (ST-Elevation-Myocardial Infarction). Er ist definiert durch direkte Infarktzeichen im EKG:

  • Signifikante ST-Hebung in mindestens 2 benachbarten Ableitungen ≥ 0,1 mV (gemessen am J-Punkt). Für die Ableitungen V2 und V3 gelten dabei andere Grenzwerte:
    • ≥ 0,15 mV (Frauen)
    • ≥ 0,25 mV (Männer < 40 Jahren)
    • ≥ 0,20 mV (Männer ab 40 Jahre)
  • Links- oder Rechtsschenkelblock: Sie können eine ST-Hebung maskieren und sind somit bei klinischem Verdacht auf einen Myokardinfarkt bis zum Beweis des Gegenteils als STEMI zu werten. Die Sgarbossa-Kriterien ermöglichen eine STEMI-Diagnose trotz Linksschenkelblock.

Die EKG-Veränderungen erlauben weiterhin eine Aussage zum Alter des Infarkts und zu dessen Lokalisation:

3.1. Frischer Infarkt

Ein frischer Infarkt kann sich mit zwei EKG-Veränderungen äußern:

  • Überhöhtes T: Als frühestes Zeichen kann eine überhöhte T-Welle auftreten. Dieses Zeichen wird im internistischen Sprachgebrauch auch als "Erstickungs-T" bezeichnet.
  • ST-Hebung: Die ST-Hebung als klassisches Frühzeichen eines Infarkts stellt sich als unmittelbar von der R-Zacke abgehende ST-Strecke dar. Sie verschmilzt dabei häufig mit der anschließenden T-Welle.


3.2. Zwischenstadium

Im sogenannten Zwischenstadium eines Herzinfarkts können folgende Veränderungen auftreten:

  • R-Verlust: Die R-Zacke wird kleiner, gelegentlich kommt es zur Ausbildung eines QS, wobei die R-Zacke im Grunde vollständig fehlt.
  • Pathologisches Q: Das pathologische Q ist definiert als Q-Zacke, welche 1/4 der R-Zacke misst und breiter als 0,04 s ist (2 kleine Kästchen bei 50 mm/s).
  • T-Inversion (auch: Koronares T): Es kommt zu einer terminal negativen T-Welle, d.h. einer negativen T-Welle, bei der die Winkelhalbierende der T-Welle nach rechts oder vertikal weist.

3.3. Folgestadium

Im Folgestadium eines Herzinfarkts kann sich das terminal negative T normalisieren oder persistent bleiben. Ein R-Verlust bildet sich meistens nicht vollständig zurück. Das pathologische Q bleibt fast immer bestehen.

4. NSTEMI

Bei einem NSTEMI treten keine ST-Hebungen und kein pathologisches Q auf. In der Diagnostik sind die Klinik und die Enzymdiagnostik führend. Hinweisende (aber keine direkten) Infarktzeichen sind:

  • signifikante horizontale oder deszendierende ST-Senkungen in mindestens zwei benachbarten Ableitungen ≥ 0,5 mm (gemessen am J-Punkt)
  • T-Inversion (terminale T-Negativierung) in mindestens zwei benachbarten Ableitungen

5. Linksschenkelblock

Bei einem Linksschenkelblock kann bei einem akuten Myokardinfarkt eine eingekerbte R-Zacke, das so genannte Chapman-Zeichen auftreten.

6. Infarktlokalisation

Die Infarktlokalisation und damit Hinweise auf die betroffene Koronararterie ist durch die Zuordnung der Infarktzeichen zu den einzelnen EKG-Ableitungen möglich. Die Lokalisationsbestimmung ist nicht vollständig zuverlässig, kann aber bereits erste Hinweise bieten. Neben den direkten Infarktzeichen eines STEMIs sind indirekte Infarktzeichen hilfreich. Dabei handelt es sich um reziproke ST-Veränderungen (z.B. ST-Senkungen in den anatomisch gegenüberliegenden Ableitungen).

Meistens ist die Muskulatur des linken Ventrikels von einem Herzinfarkt betroffen. Bei einem ausgeglichenen Versorgungstyp gelten als Faustregeln zur Infarktlokalisation im EKG:

Koronararterie Höhe der Stenose Infarktlokalisation Direkte Infarktzeichen Indirekte Zeichen
LCA RIVA proximal Großer Vorderwandinfarkt I, aVL, V1-V6 III, aVR, aVF
RIVA peripher mit Septalast Anteroseptalinfarkt V1-V4 aVF
RIVA peripher nach Abgang des Septalastes Apikaler Vorderwandinfarkt I, aVL, V3-V5  -
Ramus diagonalis (aus RIVA) Seitenwandinfarkt (Anterolateralinfarkt) I, aVL, V5-V7 III, aVF
RCX proximal Posteriorer Hinterwandinfarkt III, aVF, V7-V9  V1-V4
Ramus posterlateralis sinister (aus RCX) Seitenwandinfarkt (Posterolateralinfarkt) II, III, aVF, V5-V7; z.T. I und aVL V1-V2
RCA RCA proximal Inferiorer Hinterwandinfarkt II, III, aVF, V6 V1-V4, I, aVL
RIVP Posteriorer Hinterwandinfarkt V7-V9  V1-V4

Weiterhin müssen folgende Aspekte beachtet werden:

  • ST-Senkungen in den Ableitungen V1-V4 weisen auf einen posterioren Hinterwandinfarkt hin, sodass die zusätzlichen linkskardialen Ableitungen V7-V9 angelegt werden sollten. Werden hier ST-Hebungen aufgezeichnet, ist von einer Beteiligung der linksventrikulären Hinterwand auszugehen.
  • Bei einem inferioren Hinterwandinfarkt sollten zusätzliche rechtskardiale Ableitungen V3r-V6r aufgezeichnet werden. Liegen hier sowie in V1 ST-Hebungen vor, ist eine zusätzliche Beteiligung des rechten Ventrikels anzunehmen.

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