Helicobacter-pylori-Eradikation
Englisch: Helicobacter pylori eradication
Definition
Die Helicobacter-pylori-Eradikation ist eine medikamentöse Therapie zur möglichst vollständigen Beseitigung des Bakteriums Helicobacter pylori bei infizierten Personen.
Hintergrund
Die Leitlinie zur Helicobacter-pylori-Eradikation wurde im Jahr 2022 überarbeitet. Hierbei änderten sich die Empfehlungen bezüglich der First-Line-Therapie. In der Leitlinie von 2016 wurden die Triple-Therapien als First-Linie-Therapie aufgeführt, aktuell wird hingegen die Bismut-Quadrupeltherapie empfohlen. Darüber hinaus legt die aktuelle Leitlinie ein besonderes Augenmerk auf die Anpassung von Therapieverfahren an Antibiotikaresistenzen.
Indikationen
Für die Helicobacter-pylori-Eradikation gibt es harte und weiche Indikationen. Absolute Indikationen sind:
- Gastroduodenale Ulkuskrankheit mit Nachweis von Helicobacter pylori
- MALT-Lymphom (unabhängig vom Helicobacter pylori Status)
Die weiteren Indikationen sind im Einzelfall abzuwägen und umfassen unter anderem:
- Dyspepsie und Refluxbeschwerden bei positivem 13C-Atemtest
- erstgradige Verwandte von Patienten mit Magenkarzinomen
- Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom des Magens
- Sjögren-Syndrom
- IgA-Vaskulitis
- vor einer Dauertherapie mit NSAR
- vor geplanter Antikoagulation bei erhöhtem Risiko
- vor geplanter Dauermedikation mit SSRIs bei erhöhtem Risiko
- lymphozytäre Gastritis
- Idiopathische thrombozytopenische Purpura
- Karzinomprävention
- Eisenmangelanämie unklarer Genese, oder therapierefraktär
- nach Resektion eines Magenkarzinoms
- atrophische Gastritis
Der Nachweis von Helicobacter pylori ist vor einer Eradikation immer anzustreben, am besten durch Probeexzisionen im Rahmen einer Gastroskopie, zumindest durch den 13C-Atemtest. Zudem ist auch ein Nachweis von Helicobacter-Antigenen im Stuhl oder IgG-Antikörpern im Blut möglich.
Therapieschemata
Die Verabreichung der Medikamente sollte p.o. erfolgen und nicht intravenös. Bei komplizierten Magenulzera erfolgt die Therapie, wenn eine orale Aufnahme wieder möglich ist. Der Protonenpumpeninhibitor (PPI) ist austauschbar, die günstigste Lösung ist hierbei das Omeprazol, die interaktionsärmste Lösung das Pantoprazol.
Erstlinientherapie
In der aktuellen Leitlinie (Stand 2023) wird folgendes Therapieschema als Erstlinientherapie zur Helicobater-pylori-Eradikation empfohlen:
- Metronidazol + Tetrazyklin + PPI + Bismut (Bismuthaltige Quadrupeltherapie)
Die Medikamente werden über mindestens 10 Tage eingenommen.
Zweitlinientherapie
Nach erfolgloser Erstlinientherapie wird eine Resistenztestung empfohlen. Hierbei sollen primär Resistenzen gegen Clarithromycin erfasst werden, da es Grundbestandteil der Zweitlinientherapie ist. Die Zweitlinientherapie kann als Standard-Triple-Therapie oder als Fluorchinolon-haltige Triple-Therapie über 14 Tage hinweg erfolgen.
Hierbei gelten folgende Schemata:
- Amoxicillin + Clarithromycin + PPI (französisches Schema)
Bei Penicillinallergie kann als Alternative zu Amoxicillin Metronidazol verwendet werden, sodass sich folgendes Therapieschema ergibt:
- Metronidazol + Clarithromycin + PPI (italienisches Schema)
Die Fluorchinolon-haltige Triple-Therapie umfasst:
- PPI + Levofloxacin oder Moxifloxacin + Amoxicillin
- Penicillinfreie Fluorchinolon-Tripeltherapie: PPI + Levofloxacin oder Moxifloxacin + Rifabutin
Drittlinientherapie
Weitere Therapieversuche im Rahmen einer Drittlinientherapie erfolgen nur durch Spezialisten unter Nachweis weiterer Resistenzen.
Erfolgskontrolle
Die Erfolgskontrolle umfasst eine weitere Helicobacter-pylori-Diagnostik nach 4-8 Wochen mittels
- nicht-invasiver Verfahren (Stuhlantigentest bzw. 13C-Atemtest), wenn kein endoskopischer Kontrollbedarf besteht
- Biopsie, wenn endoskopischer Kontrollbedarf besteht, d.h. immer bei Ulcus ventriculi, bei Ulcus duodeni je nach vorliegenden Risikofaktoren.
Prognose
Eine Helicobacter-pylori-Eradikation kann durch eine hohe Compliance des Patienten, das Maß der Säurehemmung durch die Protonenpumpeninhibitoren und eine Rauchabstinenz positiv beeinflusst werden.
Leitlinie
- S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit, abgerufen am 16.01.2023