Galactomannan-Test
Synonyme: Galactomannan-Antigen-Test, Aspergillus-Antigen-Test
Englisch: galactomannan test, galactomannan antigen test
Definition
Der Galactomannan-Test ist ein immunologischer Labortest zum Nachweis von zirkulierendem Galactomannan.
Hintergrund
Bei Galactomannan handelt es sich um ein Polysaccharid, das ein Zellwandbestandteil von Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus ist. Die zirkulierenden Antigene können bei einer invasiven Aspergillose bereits 5 bis 8 Tage vor dem Auftreten klinischer Symptome nachgewiesen werden. Daher eignet sich der Galactomannan-Test zur Frühdiagnostik von Aspergillosen.
Indikation
Der Test dient zum frühzeitigen Nachweis einer invasiven Aspergillose. Diese tritt v.a. bei immunsupprimierten Patienten auf, beispielsweise unter hochdosierter Steroidtherapie, bei Neutropenie oder nach Transplantationen.
Material
Als Untersuchungsmaterial dient in der Regel Serum. Des Weiteren kann der Nachweis auch aus bronchoalveolärer Lavage (BAL) oder Liquor stattfinden.
Testprinzip
Der Galactomannan-Test ist ein qualitativer Enzym-Immuno-Assay (ELISA), der freies Galactomannan verschiedener Aspergillus-Arten detektiert. Dazu gehören:
Die Auswertung erfolgt als sogenannter Index in Bezug zu einem Standardserum. Der Grenzwert liegt bei 0,5. Das heißt, ein Index > 0,5 gilt als positives Ergebnis. Da bei einer Aspergillose die Menge des zirkulierenden Galactomannans nicht konstant ist, können wiederholte Testungen die Nachweisrate steigern.
Interpretation
Ein positives Testergebnis weist auf das Vorliegen einer invasiven Aspergillose hin. Es sollte jedoch in einer zweiten Probe bestätigt werden. Insbesondere bei Ergebnissen nahe des Grenzwertes von 0,5 empfiehlt sich eine Ergänzung der Diagnostik durch klinische, radiologische und labormedizinische Befunde.
Ein negativer Test schließt eine invasive Aspergillose nicht sicher aus. Er hat jedoch einen hohen negativen Vorhersagewert bei Hochrisiko-Patienten. Vor allem bei Patienten mit einem hohen Risiko für eine invasive Aspergillose sollten wiederholte Testungen stattfinden.
Einschränkungen
Der Galactomannan-Test ist nicht spezifisch für Aspergillus-Spezies. Es treten Kreuzreaktionen mit Polysacchariden von eng verwandten Fadenpilzen (z.B. Penicillium, Fusarium) auf.
Infektionen mit Mucorales lassen sich mit dem Galactomannan-Test nicht nachweisen.
Störfaktoren
Folgende Störfaktoren können zu falsch-positiven Testergebnissen führen:
- Antibiotika: Piperacillin/Tazobactam (Vorhandensein von Galactomannan in der Antibiotika-Formulierung) und Amoxicillin/Clavulansäure
- Blutprodukte: Transfusionen, intravenöse Immunglobuline (IVIG)
- Infektion mit anderen Pilzgattungen: Fusarium, Penicillium, Histoplasma, Blastomyces, Paecilomyces, Cryptococcus etc.
- Diarrhoe (GI-Translokation): bis zu 100 Tage nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation, gastrointestinaler Mukositis durch Chemotherapie oder GvHD, Verzehr von Wassereis bei zugrundeliegender gastrointestinaler GvHD
- Kontamination von Speisen mit Aspergillus und eng verwandten Pilzen (z.B. Getreide)
- Nutzung von Plasmalyten für BAL-Lösungen
Eselsbrücke
Als Eselsbrücke für die Ursachen eines falsch-positiven Galactomannan-Tests dient die ABCD-Regel:
- Antibiotika
- Blutprodukte
- Cross Reaction (engl. für Kreuzreaktion)
- Diarrhoe
Literatur
- Medizin-Zentrum-Dortmund Aspergillus Antigen (Galaktomannan) abgerufen am 28.09.2022
- SpringerLink Galactomannan-Test abgerufen am 28.09.2022
- Aspergillus-Antigen (Galactomannan) abgerufen am 28.09.2022
- Febrile Podcast - ID infographic Fungal biomarkers: beta-d-glucan, aspergillus galactomannan abgerufen am 28.09.2022
- UpToDate Diagnosis of invasive aspergillosis abgerufen am 28.09.2022
- Guigue N, Menotti J, Ribaud P. False Positive Galactomannan Test after Ice-Pop Ingestion N Engl J Med 2013
- Aquino et al. Update on the contribution of galactomannan for the diagnosis of invasive aspergillosis, Mycopathologia, Mai 2007
- Mercier et al. Defining Galactomannan Positivity in the Updated EORTC/MSGERC Consensus Definitions of Invasive Fungal Diseases Clinical Infectious Diseases, Volume 72, March 2021