(Weitergeleitet von Frühgeborenenretinopathie)
Synonyme: Retinopathia praematurorum, RPM, Retrolentale Fibroplasie, RLF, ROP
Englisch: Retinopathy of Prematurity
Die Frühgeborenen-Retinopathie, kurz RPM, ist definiert als eine Netzhautschädigung bei Frühgeborenen. Ursache ist eine gestörte Blutgefäßentwicklung der Retina aufgrund der Unreife des Frühgeborenen.
Sauerstoff, wie zur Beatmung Frühgeborener verwendet, wirkt auf die Blutgefäße der Retina toxisch. Weitere Risikofaktoren für die Entstehung einer Frühgeborenen-Retinopathie sind die Hyperkapnie und die Durchführung mehrerer Bluttransfusionen bzw. einer Blutaustauschtransfusion.
Ist der Sauerstoffpartialdruck erhöht, erfolgt in den retinalen Gefäßen zunächst eine Vasokonstriktion. Bei chronisch erhöhten Sauerstoffpartialdrücken obliterieren die Gefäße schliesslich und es beginnt ein Umbauprozess, bei dem die Retina durch wuchernde Gefäßbündel und Bindegewebe einen fortschreitenden Struktur- und Substanzverlust erleidet.
Je nach Schwere des Verlaufs ist entweder ein variabler peripherer Anteil der Retina, oder aber die gesamte Netzhaut mit neu sprossenden Gefäßen überzogen. Die neuen Blutgefäße können in das Corpus vitreum einwachsen und Zug auf die Netzhaut ausüben - Folge ist eine Netzhautablösung. Eine weitere Komplikation ist die Ausbildung einer Synechie, die unter unter Umständen zur Ausbildung eines Glaukoms führt.
Frühgeborene werden bei einer Retinopathie nicht primär auffällig. Gefährdete Neugeborene sollten daher möglichst mit moderaten Sauerstoffpartialdrücken beatmet werden und zeitgerecht Kontrolluntersuchungen bei einem auf dem Gebiet erfahrenen Augenarzt zugeführt werden. Neonatologische Kliniken haben zu diesem Zweck Screening-Programme entwickelt und arbeiten interdisziplinär mit Augenärzten zusammen.
Im Regelfall sind beide Augen betroffen, wobei Asymmetrien durchaus üblich sind. Erste Veränderungen sind nach etwa 3 Wochen sichtbar, ein ausgeprägter Befund ist etwa zum normalen errechneten Geburtstermin zu erwarten. Monate nach der Geburt beginnen die Vernarbungen.
Die Frühgeborenen-Retinopathie wurde durch die Arbeit des "Committee for the Classification of Retinopathy of Prematurity" orientierend in 5 Stadien eingeteilt.
Milde Formen der Retinopathie bis Stadium 2 können sich zurückbilden. Bei drohender Progression jenseits Stadium 2 sollte eine Lasertherapie zur Verödung der Gefäße und Befestigung der Netzhaut erfolgen.
Bei stattgefundener Netzhautablösung sind operative Maßnahmen indiziert, die mäßige Erfolge vorweisen können.
Unbehandelt kann die Frühgeborenen-Retinopathie in eine Blindheit münden. Spätkomplikationen auch milderer und behandelter Verläufe können ein Myopie, Strabismus und das Glaukom sein. Selten sind auch späte Netzhautablösungen nach mehreren Jahren beschrieben. Eine regelmäßige augenärztliche Betreuung und Kontrolle ist daher sehr zu empfehlen.
Erkennung der Frühgeborenen-Retinopathie - AWMF-Leitlinie
Tags: Beatmung, Frühgeburt, Retina, Retinopathie, Sauerstoff
Fachgebiete: Augenheilkunde, Kinderheilkunde
Diese Seite wurde zuletzt am 9. Mai 2019 um 20:13 Uhr bearbeitet.
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