Neonataler Fc-Rezeptor
Englisch: neonatal Fc receptor, Brambell receptor
Definition
Der neonatale Fc-Rezeptor, kurz FcRn-Rezeptor ist ein Fc-Rezeptor, der biochemisch einem Molekül der MHC-Klasse I ähnelt. Er ist für den Transport von IgG durch die mütterliche Plazenta und das Recycling von Immunglobulin G (IgG) verantwortlich.
Genetik
Der neonatale Fc-Rezeptor wird durch das FCGRT-Gen auf Chromosom 19 an Genlokus 19q13.3 kodiert.
Biochemie
Der FcRn-Rezeptor besteht aus einer 40 kDa schweren α-Kette, die nicht-kovalent an eine leichte β2m-Kette von 12 kDa gebunden ist.[1] Er kommt u.a. in Schleimhautepithelzellen, Endothelzellen und Podozyten der Niere vor. Seine Expression wird durch proinflammatorische Zytokine wie TNF-α gesteigert. Interferon-γ führt zu einer verminderten Expression.
Bei einem geringfügig sauren pH-Wert binden Immunglobulin G und Serumalbumin an den FcRn-Rezeptor, bei neutralem pH-Wert dissozieren diese Stoffe wieder.
Funktionen
- Im Gastrointestinaltrakt ermöglicht der FcRn-Rezeptor eine unidirektionale Transzytose von IgG, die von apikal nach basolateral durch die Epithelzellen läuft.
- In den Endothelzellen reduziert der neonatale Fc-Rezeptor den Abbau von IgG und Serumalbumin durch die Lysosomen. IgG wird kontinuierlich durch Pinozytose in die Endothelzellen aufgenommen und über Endosomen zu den Lysosomen transportiert, wo die Antikörper durch Proteasen abgebaut werden. Durch die Bindung an den FcRn-Rezeptor wird der Abbau verhindert und IgG sowie Serumalbumin wieder zur Zelloberfläche transportiert. In der Folge verlängert sich die Plasmahalbwertzeit von IgG.
- In der Niere verhindern FcRn-Rezeptoren auf Podozyten, das IgG und Albumin sich in den Glomeruli ablagern.
- In der Plazenta wird Immunglobulin G aus dem mütterlichen Blut durch Endozytose in den Synzytiotrophoblasten aufgenommen. Hier bindet IgG in den Endosomen an den neonatalen Fc-Rezeptor und gelangt durch Transzytose zur fetalen Seite des Synzytiotrophoblasten. Dort wird es in den fetalen Blutkreislauf abgegeben und bildet die Grundlage des Nestschutzes,[2] aber auch des Morbus haemolyticus neonatorum.
Pharmakologie
FcRn-Blocker werden therapeutisch bei Myasthenia gravis eingesetzt, um zirkulierende Autoantikörper zu reduzieren und dadurch die Symptomatik zu verbessern. Dazu zählen u.a.:
Der Einsatz bei weiteren Autoimmunkrankheiten wird zur Zeit (2024) in klinischen Studien untersucht.
Quellen
- ↑ Michal Pyzik et al.: The Neonatal Fc Receptor (FcRn): A Misnomer? Front. Immunol., 10 July 2019
- ↑ Palmeira et al IgG Placental Transfer in Healthy and Pathological Pregnancies. Clin Dev Immunol; 2012
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