Rozanolixizumab
Handelsnamen: Rystiggo®
Synonyme: Rozanolixizumabum, UCB-7665
Englisch: rozanolixizumab-noli
Definition
Rozanolixizumab ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der FcRn-Blocker, der zur Therapie der Myasthenia gravis bei Patienten eingesetzt wird, die Antikörper gegen den Acetylcholinrezeptor (AChR-Antikörper) oder die muskelspezifische Tyrosinkinase (MuSK-Antikörper) aufweisen. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, der gegen den neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn) gerichtet ist.
Biochemie
Rozanolixizumab ist ein rekombinanter, humanisierter monoklonaler IgG4P-Antikörper, exprimiert in einer gentechnisch veränderten DG44-Zelllinie aus dem Ovar des chinesischen Hamsters.[1]
Die Molekülmasse beträgt 148 kDa. Die CAS-Nummer lautet 1584645-37-3. Die Substanz liegt bei Raumtemperatur als sterile und konservierungsmittelfreie Lösung vor.
Wirkmechanismus
Pharmakokinetik
Nach subkutaner Applikation werden maximale Plasmaspiegel nach 2 Tagen erreicht. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 70 %. Das Verteilungsvolumen beträgt 6,6 Liter (ca. 0,09 l/kgKG). Die Biotransformation erfolgt durch proteolytischen Abbau. Eine Eliminationshalbwertszeit kann aufgrund der Dosisabhängigkeit der Elimination nicht angegeben werden.[1][2]
Indikationen
Rozanolixizumab ist zur Behandlung von Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis indiziert, die AChR- oder MuSK-Autoantikörper aufweisen.[3]
Darreichungsform
Rozanolixizumab steht in Form von Injektionslösung zur subkutanen Anwendung zur Verfügung.
Dosierung
Rozanolixizumab wird in Abhängigkeit vom Körpergewicht über 6 Wochen einmal pro Woche appliziert. Weitere Behandlungszyklen können in Abhängigkeit von der klinischen Symptomatik des Patienten indiziert sein.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Rozanolixizumab sind:[1]
- Kopfschmerzen
- Infektionen der Atemwege (einschließlich COVID-19) und der Harnwege
- Herpes simplex
- Übelkeit, Durchfall
- Fieber
- Überempfindlichkeitsreaktionen
Während der Behandlung mit Rozanolixizumab kann eine aseptische Meningitis auftreten.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung von Wirkstoffen, die den Fc-Rezeptor als Strukturelement enthalten (z.B. Immunglobuline, monoklonale Antikörper, Antikörper-Derivate), kann es zu deren Wirkungsverlust kommen. Während der Behandlung mit Rozanolixizumab sollten keine Impfungen mit attenuierten (abgeschwächten) und nicht-attenuierten Lebendimpfstoffen durchgeführt werden.[1]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Rozanolixizumab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
Schwangerschaft und Stillzeit
In tierexperimentellen Untersuchungen kam es bei der Anwendung während der Gravidität zu fetotoxischen Effekten.
Ob es zum Übertritt von Rozanolixizumab in die Muttermilch kommt, ist bisher (2024) nicht bekannt.
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung vor. Es ist davon auszugehen, dass es zu einer Zunahme der Nebenwirkungen kommen kann. In klinischen Studien wurde eine subkutane Einzeldosis bis zu 20 mg/kgKG (2.162 mg) und eine wöchentliche Dosierung von ca. 10 mg/kgKG (1.120 mg) für bis zu 52 Wochen toleriert.[2] Eine primäre Giftentfernung ist aufgrund der subkutanen Applikation nicht möglich. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Da es sich um einen Antikörper handelt, ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv. Der Wirkstoff lässt sich theoretisch durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion entfernen.
ATC-Code
- L04AG16 - Immunsuppressiva - monoklonale Antikörper
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Full Prescribing Information Rystiggo, FDA. Abgerufen am 18.07.2023
- ↑ 2,0 2,1 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Rystiggo, EMA, abgerufen am 12.03.2024
- ↑ Hitt EM. Rozanolixizumab: A New Therapy in the Treatment of Myasthenia Gravis. Ann Pharmacother. 2024
- ↑ Hoy SM. Rozanolixizumab: First Approval. Drugs. 2023
- ↑ Rystiggo, EMA, abgerufen am 12.03.2024
Weblinks
- Drugbank - Rozanolixizumab. Abgerufen am 18.07.2023
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Rozanolixizumab, abgerufen am 12.03.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Rozanolixizumab, abgerufen am 21.04.2024
- PubChem: 472410164
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