Efgartigimod alfa
Handelsname(n): Vyvgart®
Englisch: efgartigimod alfa
Definition
Efgartigimod alfa ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der FcRn-Blocker. Er bindet an den neonatalen Fc-Rezeptor und hemmt ihn, wodurch der Plasmaspiegel an Immunglobulin G sinkt. Der Wirkstoff wird zur Behandlung der Myasthenia gravis eingesetzt.
Chemie
Efgartigimod alfa ist ein Homodimer und stellt das Fc-Fragment eines humanen IgG dar. Das Molekülgewicht beträgt 54 kDa.
Wirkmechanismus
Efgartigimod alfa bindet an neonatale Fc-Rezeptoren und verhindert so, dass körpereigene IgG-Moleküle an diese binden. An diesen Rezeptor gebundene Immunglobuline sind normalerweise vor dem lysosomalen Abbau geschützt und werden über Exozytose wieder aus der Zelle entfernt. Werden die FcRn-Rezeptoren durch den Arzneistoff blockiert, ist körpereigenes IgG nicht mehr vor dem Abbau geschützt und wird intrazellulär vermehrt abgebaut – dadurch sinken auch die Plasmaspiegel der Antikörper.
Die Wirkung bei Myasthenia gravis beruht darauf, dass bei der Krankheit Antikörper gegen den Acetylcholinrezeptor gebildet werden, was aufgrund der Hemmung der Signalweiterleitung an der motorischen Endplatte zu den typischen Lähmungen führt. Da Efgartigimod alfa das Gesamt-IgG senkt, sinkt auch die Konzentration der anit-AChR-Immunglobuline, was das Krankheitsbild bessert.
Pharmakokinetik
Das Verteilungsvolumen des Arzneistoffs beträgt 13 Liter; die Verstoffwechselung erfolgt über proteolytische Enzyme. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 80 bis 120 Stunden.[1]
Indikation
- Generalisierte Myasthenia gravis mit Anti-Acetylcholin-Antikörpern
Darreichungsform
Efgartigimod alfa ist als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung verfügbar.
Dosierung
Die Dosierung beträgt 10 mg/kgKG als intravenöse Infusion einmal wöchentlich über vier Wochen (= ein Zyklus). Patienten mit mehr als 120 kg Körpergewicht erhalten 1.200 mg je Infusion. Weitere Zyklen werden je nach klinischem Bild durchgeführt.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- erhöhte Infektneigung (v.a. Atemwegsinfektionen und Harnwegsinfekte), da der IgG-Spiegel verringert ist
- Infusionsreaktionen (Exanthem, Pruritus)
- Myalgie
- Kopfschmerz
Wechselwirkungen
Da Efgartigimod alfa proteolytisch abgebaut wird, sind Wechselwirkungen über das Cytochrom-P450-System nicht zu erwarten.
- Die Wirksamkeit von Impfstoffen kann herabgesetzt sein. Impfungen sollten vier Wochen vor oder zwei Wochen nach einem Zyklus verabreicht werden.
- Die Konzentration von Substanzen, die an den FcRn-Rezeptor binden, kann verringert werden. Dies sind v.a. Immunglobulinpräparate, monoklonale Antikörper und Fc-Antikörperfragmente. Falls möglich, sollten diese Arzneimittel erst zwei Wochen nach einem Behandlungszyklus verabreicht werden.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Vyvgart 20 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels; aufgerufen am 11.11.2022