Riley-Day-Syndrom
nach Conrad Milton Riley (1913-2005) und Richard Lawrence Day (1905-1989)
Synonyme: Familiäre Dysautonomie, hereditäre sensorisch-autonome Neuropathie Typ III, HSAN III
Englisch: Riley-Day syndrome
Definition
Das Riley-Day-Syndrom, auch als Familiäre Dysautonomie bekannt, ist eine Erbkrankheit, die durch eine Degeneration des vegetativen Nervensystems charakterisiert ist. Es tritt eine Vielzahl von Symptomen wie Blutdruckschwankungen, Gangunsicherheit und eine fehlende Tränenproduktion auf. Das Riley-Day-Syndrom gehört zur Gruppe der primären Neuropathien, genauer gesagt zu den hereditären sensorisch-autonomen Neuropathien (HSAN).
- ICD10-Code: G90.1
Epidemiologie
Das Riley-Day-Syndrom wird fast nur bei osteuropäischen (ashkenasischen) Juden beobachtet. Etwa eine von 30 Personen in dieser Bevölkerungsgruppe ist ein Konduktor. Weltweit wurden bislang (2017) etwa 600 Fälle beschrieben. Die Prävalenz der Erkrankung unter nicht-jüdischen Personen ist unbekannt.
Ursache
Das Riley-Day-Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich sind drei Mutationen im IKBKAP-Gen auf Chromosom 9. Im Normalfall codiert dieses Gen für das IKAP-Protein, das eine Untereinheit des RNA-Polymerase-2-Elongatorkomplexes ist. Die Mutation bedingt die Degeneration von sensorischen, sympathischen und teilweise auch parasympathischen Nerven.
Klinik
Die Symptome des Riley-Day-Syndroms können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Das erste Anzeichen ist meist die fehlende Produktion von Tränenflüssigkeit, die im Durchschnitt ab einem Alter von sieben Monaten festgestellt wird. Dies kann zu einer bilateralen Keratokonjunktivitis sicca mit Augeninfektionen und Hornhauterosionen führen.
In einigen Fällen ist die Saugkraft der Säuglinge an der Mutterbrust vermindert und es treten Schluckbeschwerden auf, die ggf. Aspirationspneumonien auslösen. Folgende Symptome können ebenfalls auftreten:
- Allgemeinsymptome
- Sprachentwicklungsverzögerung
- Erytheme
- Rote, geschwollene Hände
- Neurologische Symptome
- Muskelhypotonie (Floppy infant)
- Blaseninkontinenz
- Gangstörungen
- Sensibilitätsstörungen
- Gestörtes Hitze-, Kälte-, Schmerz- und Geschmacksempfinden
- gesteigerte Schweiß- (Hyperhidrose) und Speichelbildung (Hypersalivation)
- epileptische Anfälle
- Orthopädische Symptome
- Gastrointestinale Symptome
- periodisches Erbrechen
- Diarrhoe
- Obstipation
- Kardiale/Vasale Symptome
- Labiler Blutdruck (hypertensorische und hypotensorische Episoden)
- Tachykardie
- Herzrhythmusstörungen
In einigen Fällen tritt eine dysautonome Krise auf. Sie wird bedingt durch den Funktionsverlust zahlreicher vegetativer Funktionen wie der Kontrolle über den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Körpertemperatur.
Diagnostik
Die Diagnose eines Riley-Day-Syndroms wird aufgrund des klinischen Bildes gestellt. Zur Sicherung der Diagnose kann eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt werden, welche die Mutationen im IKBKAP-Gen nachweist. Auch eine pränatale Testung des Feten ist mit Hilfe einer Amniozentese oder einer Chorionzottenbiopsie möglich.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen sind:
Therapie
Zur Zeit (2017) ist keine ursächliche Therapie für das Riley-Day-Syndrom bekannt. Einer Aspirationspneumonie kann mit Hilfe einer Fundoplikatio oder einer Gastrostomie vorgebeugt werden. Der Blutdruck kann medikamentös eingestellt werden. Um einem Austrocknen der Augen vorzubeugen, können Augentropfen verwendet werden. Herzrhythmusstörungen können durch die Implantation eines Herzschrittmachers therapiert werden.
Prognose
Die Prognose des Riley-Day-Syndroms ist schlecht. 50% der betroffenen Personen sterben vor dem 30. Lebensjahr.