Murines Fleckfieber
Synonyme: endemisches Fleckfieber
Englisch: murine typhus
Definition
Das murine Fleckfieber ist eine durch Rickettsia typhi hervorgerufene Infektionskrankheit, die durch Flöhe übertragen wird.
Epidemiologie
Das Reservoir von Rickettsia typhi sind Ratten (Rattus rattus und Rattus norvegicus). Diese zeigen zwar keine Krankheitssymptome, geben aber den Erreger an den orientalischen Rattenfloh (Xenopsylla cheopsis) weiter.
Nicht-immune Ratten und auch Menschen infizieren sich, indem der rickettsienhaltige Kot von Flöhen in die juckenden, durch Flohbisse hervorgerufenen Hautläsionen autoinokuliert wird. Seltener kann ein Flohbiss direkt zur Infektion führen. Ein weiterer Übertragungsweg ist die Inhalation von mit Flohfäzes kontaminierten Aerosolen.
Ein weiterer Zyklus findet sich in den USA: Dort werden die Erreger über Beutelratten (Didelphidae) an den Katzenfloh (Ctenocephalides felis) weitergegeben.
Weltweit und ganzjährlich treten Fälle von murinem Fleckfieber überwiegend in wärmeren Gegenden (oft in Küstennähe) in den Tropen und Subtropen auf. Die Erkrankung ist dort prävalent, wird aber häufig nicht erkannt.
Klinisches Bild
Die mittlere Inkubationszeit beträgt 11 Tage (8–16 Tage). Prodromalsymptome sind Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Nach 1 bis 3 Tagen entsteht das Akutstadium mit Schüttelfrost und Fieber. Bei fast allen Patienten kommt es sehr bald zu Übelkeit und Erbrechen. Etwas mehr als die Hälfte der Patienten entwickelt ein Exanthem, initial makulös in den Axillen und Innenseiten der Arme, im Verlauf makulopapulös und stammbetont. Selten kommt es zu Petechien, Mitbeteiligung des Gesichts, der Handflächen oder Fußinnenseiten.
Ungefähr 35 % der Patienten entwickeln einen trockenen Husten. Dabei finden sich häufig Verdichtungen im Röntgenbild (interstitielle Pneumonie), Lungenödeme und Pleuraergüsse. Auskultatorisch zeigen sich basale Rasselgeräusche beidseits.
Unbehandelt dauert die Erkrankung im Mittel 12 Tage (9–18 Tage). Mögliche Komplikationen sind eine respiratorische Insuffizienz, Ikterus, Hämatemesis, Hämolyse und neurologische Symptome (Verwirrtheit, Krampfanfälle, Ataxie, intrazerebrale Blutungen, Koma). Ungefähr 10 % der hospitalisierten Patienten müssen intensivmedizinisch betreut werden. Schwere Verläufe finden sich vor allem bei älteren Patienten, bei Vorerkrankungen oder nach Gabe von Sulfonamiden. Die Letalität beträgt 1 %. Bei Kindern verläuft die Erkrankung oligosymptomatisch.
Diagnostik
Laborchemisch sind in der Frühphase der Erkrankung häufig eine Leukopenie und eine Anämie nachweisbar, später finden sich dann eher eine Leukozytose und Thrombozytopenie sowie eine Hyponatriämie, eine Hypalbuminämie, erhöhte Transaminasen und eine Erhöhung der Retentionsparameter.
Zur Diagnose dient der zweifache Nachweis von IgM bzw. IgG-Antikörpern mittels ELISA oder indirekter Immunfluoreszenz aus dem Serum im Abstand von 3 Wochen. Die PCR aus dem peripheren Blut ist nicht ausreichend sensitiv.
Differenzialdiagnostik
Weltweit kommt es zu einem erhöhten Auftreten eines Fleckfiebers, welches durch Rickettsia felis hervorgerufen wird (Flohfleckfieber). Dieser Erreger wird ebenfalls durch die Katzenflohart Ctenocephalides felis übertragen und transovariell weitergegeben. Es verläuft mittelschwer mit Fieber, Exanthem, Kopfschmerzen sowie zentralnervöser, gastrointestinaler und pulmonaler Beteiligung.
Weiterhin muss differenzialdiagnostisch an andere Rickettsiosen (z.B. epidemisches Fleckfieber, Rocky-Mountain-Fleckfieber), Typhus abdominalis, Tularämie und Paratyphus gedacht werden.
Therapie
Die Behandlung erfolgt kalkuliert für 7 bis 15 Tage mit Doxycyclin (2 × 100 mg/d oral). Bei Kontraindikationen kann Ciprofloxacin oder Chloramphenicol verwendet werden.
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