Carbimazol
Handelsnamen: Carbistad® u.a.
Definition
Carbimazol ist ein Thyreostatikum aus der Gruppe der Thionamide und wird bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt.
Chemie
Die Summenformel von Carbimazol lautet C7H10N2O2S. Die molare Masse beträgt 186,23 g/mol.
Wirkmechanismus
Carbimazol kann als Iodisationshemmer die Thyreoperoxidase inhibieren, so dass diese Iodid nicht mehr zu Iod oxidieren kann, das für den Aufbau der Schilddrüsenhormone T3 und T4 essenziell ist. Eine weitere spezifische Funktion des Carbimazols ist die Inhibierung des Enzyms Dehalogenase, das die Rückresorption von nicht frei gesetztem Iod in die Schilddrüse katalysiert. Auf diese Weise wird eine Iodavidität erreicht, so dass eine Radioiodtherapie durch Carbimazol substituiert werden kann.
Pharmakokinetik
Carbimazol ist ein Derivat des Thioharnstoffs und gleichzeitig ein Prodrug, da es erst im Körper in den aktiven Metaboliten Thiamazol umgewandelt wird. Der Wirkstoff wird nicht ganz 1:1 zu Thiamazol umgesetzt.
Indikationen
Hauptindikation ist die Hyperthyreose. Diese kann unter anderem durch eine Autoimmunerkrankung wie den Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie zu Stande kommen.
Im Rahmen einer präoperativen Strumatherapie wird ebenfalls Carbimazol verschrieben. Auch bei der Behandlung von thyreotoxischen Krisen kommt der Wirkstoff zum Einsatz.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungenn sind:[1]
- Hypothyreose
- Strumigenität
- Arthralgien, Myalgien (häufig, teils nach Absetzen über Monate persistierend)
- Immunologische Reaktionen
- allergische Hautreaktionen mit Exanthem, Urtikaria, Pruritus; sehr selten SJS/TEN
- Agranulozytose (0,3 bis 0,6 % der Fälle), auch noch Monate nach Therapiebeginn
- Aplastische Anämie
- Immunthrombozytopenie
- medikamenteninduzierter Lupus erythematodes
- Antiinsulinantikörper-Syndrom mit Hypoglykämie
- Arzneimittelfieber
- Neuritiden, Polyneuropathie
- Nephritis
- pANCA-vermittelte Vaskulitis, Polyarteriitis nodosa
- Haarausfall
- Dysgeusie, Ageusie
- cholestatische Leberschädigung[2], toxische Hepatitis
- akute Pankreatitis
- akute Sialadenitis
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Hämatopoetische Störung, bestehende Agranulozytose oder Neutropenie
- Schilddrüsenkarzinom, retrosternale Struma (Asphyxiegefahr bei Strumigenität)
- Leberinsuffizienz, Cholestase
- Akute Pankreatitis nach vorheriger Therapie mit Carbimazol oder Thiamazol
Quellen
- ↑ Carbimazol 5 mg/10 mg Henning, Fachinfo Stand Februar 2025, aufgerufen am 26.06.2025
- ↑ Al Hariri B et al. Cholestatic Hepatic Injury Induced by Carbimazole: A Case Report and a Thorough Literature Review. Clin Case Rep. 2025