Thioharnstoff
Synonym: Thiocarbamid, Sulfoharnstoff, Sulfocarbamid, Thiourea
Englisch: thiourea
Definition
Thioharnstoff ist eine bei Raumtemperatur feste organische Schwefelverbindung mit der Summenformel CH4N2S. Thioharnstoff ähnelt dem Harnstoff, das Sauerstoffatom ist jedoch durch ein Schwefelatom ersetzt.
Chemie
Thioharnstoff hat eine molare Masse von 76,12 g·mol−1. Der Schmelzpunkt liegt bei 176 bis 178°C.[1]
Synthese
Die technische Synthese erfolgt in der Regel durch das Einleiten von Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid in eine wässrige Suspension von Calciumcyanamid.[2]
Eigenschaften
Thioharnstoff ist in Wasser und heißem Alkohol löslich, in Ether schwer löslich. Es bildet mit vielen aliphatischen verzweigten und unverzweigten sowie zyklischen Verbindungen Kristallgitter-Einschlußverbindungen. Mit Metalloxiden und anorganischen Salzen entstehen Additions- und Komplexverbindungen. Thioharnstoff ist eine krebserregende Substanz der Kategorie 2 (d.h. er kann vermutlich Krebs erzeugen) und fruchtschädigend der Kategorie 2 (d.h. er kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen). Thioharnstoff ist darüber hinaus gewässergefährdend.
Verwendung
Thioharnstoff findet in verschiedenen Bereichen Anwendung, etwa in industriellen Reinigungsmitteln, in Agrochemikalien sowie bei der Metallgewinnung. Er dient auch als Basis von Arzneimitteln. Einige Wirkstoffgruppen der Thyreostatika sind strukturell aus Thioharnstoffderivaten abgeleitet.[3] Durch Thioharnstoff(derivate) können Enzyme wie die Tyrosinase, die Urease oder Deiodasen gehemmt werden.
Quellen
- ↑ O'Neil M.J., The Merck Index - An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 2013, Royal Society of Chemistry
- ↑ Mertschenk B. et al, Thiourea and Thiourea Derivatives, Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, 2013, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
- ↑ Thyreostatika, Gelbe Liste, abgerufen am 27.5.2025