Milch-Alkali-Syndrom
nach Charles Hoyt Burnett, US-Arzt (1913-1967)
Synonym: Burnett-Syndrom
Englisch: milk-alkali syndrome, Burnett's syndrome
Definition
Das Milch-Alkali-Syndrom oder Burnett-Syndrom ist eine Störung des Kalziumstoffwechsels, die durch eine alimentäre Überversorgung mit Kalzium bei gleichzeitiger Einnahme basischer Substanzen (z.B. Antazida) entsteht.
ICD10-Code: E83.5
Pathophysiologie
Die genauen Pathomechanismen des Milch-Alkali-Syndroms sind noch nicht vollständig geklärt. Die Absorption großer Kalziummengen supprimiert die Ausschüttung von Parathormon. Das zieht eine Retention von Bikarbonat in der Niere und damit eine Alkalose nach sich. Werden weiter große Kalziummengen mit der Nahrung zugeführt, führen sie gemeinsam mit der Alkalose zu einer Erhöhung der Kalziumrückresorption in den distalen Nierentubuli. Im Effekt kommt es schließlich zu einem Anstieg des Serumkalziums (Hyperkalzämie). Die Kalziumausscheidung im Urin ist nicht erhöht.
Ursachen
- Übermäßige Zufuhr kalziumhaltiger Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel (z.B. im Rahmen einer Osteoporose-Prophylaxe)
- Übermäßige Zufuhr basischer Substanzen, z.B. Antazida, die Kalziumkarbonat oder Natriumbikarbonat enthalten
Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin D kann die Entstehung eines Milch-Alkali-Syndroms begünstigen. Übertriebener Milchkonsum als alleinige Ursache der Erkrankung ist - obwohl der Name dies suggeriert - eher selten.
Symptome
Das klinische Bild des Milch-Alkali-Syndroms ist sehr variantenreich. Asymptomatische Verläufe, bei denen die Erkrankung zufällig im Routinelabor (Elektrolyte) erkannt wird, sind nicht selten. Ansonsten gleichen die Symptome, denen von Hyperkalzämien anderer Ursache und umfassen unter anderem:
Gastrointestinale Symptome
Neurologische Symptome
Bei ausgeprägter Hyperkalzämie wird das klinische Bild von zentralnervösen Symptomen bestimmt. Dazu zählen:
Übersteigt das Serumkalzium einen Wert von 15 mg/dl, können schwerere Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auftreten.
Renale Symptome
- Polyurie und Polydipsie
- Nierenfunktionsstörungen
- Radiologisch sichtbare Mikroverkalkungen
Sonstige Symptome
- EKG-Veränderungen (verkürzte QT-Dauer)
- Arrhythmien
- Kalziumeinlagerungen in Horn- und Bindehaut
Bei einer Überversorgung mit Calcium in Verbindung mit basischen Substanzen (z.B. Antazida) kommt es zur typischen Trias des Milch-Alkali-Syndroms mit Hyperkalzämie, metabolischer Alkalose und akuter Nierenschädigung. |
Diagnostik
Die Diagnose des Milch-Alkali-Syndroms erfolgt in erster Linie durch Laboruntersuchungen:
- Bestimmung des Serumkalziums und des Serumphosphats
- Parathormon im Serum
- Serumkreatinin
Weitere Laboruntersuchungen zum Ausschluss von Differentialdiagnosen umfassen:
Therapie
In leichteren Fällen ist die ambulante Behandlung mit sofortiger Unterbrechung der weiteren Kalziumzufuhr ausreichend. Bei schwereren Verläufen erfolgt die Therapie stationär und umfasst folgende Maßnahmen:
- Steigerung der Diurese bzw. Kalziurese durch Infusion von isotonischer Kochsalzlösung
- Schleifendiuretika
Bei der Gabe von Diuretika ist auf ausreichende Volumenzufuhr achten, da sonst eine Verschlechterung der Hyperkalzämie auftreten kann. Das Serumkalzium sollte kontinuierlich überwacht werden.
Weblink
- Calcium carbonate antacids and milk-alkali syndrome in pregnancy. Health Product InfoWatch August 2024, abgerufen am 30.08.2024