BRASH-Syndrom
Englisch: BRASH syndrome
Definition
Beim BRASH-Syndrom handelt es sich um ein Krankheitsbild, das durch die Kombination von Bradykardie, Niereninsuffizienz, AV-Block, Schock und Hyperkaliämie gekennzeichnet ist. Es entsteht durch die synergistische negativ chronotrope Wirkung von AV-Knoten-blockierenden Medikamenten und einer Hyperkaliämie.
Nomenklatur
BRASH ist ein Akronym für Bradykardie, Renale Insuffizienz, AV-Blockade, Schock und Hyperkaliämie.
Epidemiologie
Vor allem ältere Menschen mit kardiovaskulären und renalen Vorerkrankungen sind betroffen.
Ätiologie
Ursächlich für das BRASH-Syndrom ist eine Hyperkaliämie in Zusammenhang mit der Gabe von Medikamenten, die den AV-Knoten blockieren bzw. nierenschädigend wirken. Dazu gehören z.B. Betablocker, Calciumantagonisten vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ, Digoxin und Amiodaron.
Insbesondere die Einnahme multipler AV-Knoten-Blocker, aber auch von ACE-Hemmern und Sartanen gilt als weiterer Risikofaktor, da als Nebenwirkung dieser Medikamente eine Hyperkaliämie auftreten kann.
Als weiterer auslösender Faktor kommt eine Hypovolämie – beispielsweise im Rahmen eines gastrointestinalen Infektes – in Frage.
Pathophysiologie
Beim BRASH-Syndrom kommt es unter Einnahme der o.a. frequenzverlangsamenden Medikamente in Kombination mit einer bereits milden Hyperkaliämie zu einer Verringerung des Herzzeitvolumens und folglich zu einer renalen Minderperfusion. Dadurch verschlechtert sich die Nierenfunktion, was wiederum eine Aggravierung der Hyperkaliämie und somit der Bradykardie zur Folge hat, die bis zum Schock führen kann. Die prärenale Nierenschädigung führt außerdem ihrerseits zur Akkumulation AV-blockierender Medikamente.
Es handelt sich somit insgesamt um einen Circulus vitiosus, der in einem Multiorganversagen enden kann.
Klinik
Das BRASH-Syndrom verursacht ein variables klinisches Bild, das von asymptomatischer Bradykardie bis hin zum Multiorganversagen reicht.
Differentialdiagnostik
Als Differentialdiagnosen kommen in Frage:
- Isolierte Hyperkaliämie
- Intoxikation mit AV-blockierenden Medikamenten
Abgrenzung zur isolierten Hyperkaliämie
Um das BRASH-Syndrom von einer isolierten Hyperkaliämie abzugrenzen, ist zunächst die Medikamentenanamnese wichtig. Des Weiteren ergeben sich Hinweise in der Labordiagnostik – eine isolierte Hyperkaliämie führt zwar auch zu einer Bradykardie, dies ist jedoch erst ab einer schweren Hyperkaliämie (> 7 mmol/l) zu erwarten. Das BRASH-Syndrom geht hingegen eher mit einer moderaten Hyperkaliämie einher. Zeigt sich im EKG eine Bradykardie ohne die typischen Zeichen einer Hyperkaliämie (z.B. hohe und spitze T-Welle, verbreiterter QRS-Komplex), spricht dies demnach eher für ein BRASH-Syndrom als für eine isolierte Hyperkaliämie.
Abgrenzung zur Intoxikation mit AV-Knoten-Blockern
Eine Überdosierung mit AV-blockierenden Wirkstoffen lässt sich vor allem anamnestisch abgrenzen. Patienten mit BRASH-Syndrom haben ihre Medikamente typischerweise wie vereinbart eingenommen.
Therapie
Die Therapie erfolgt in der Regel in einem intensivmedizinischen Setting. Es sollten möglichst alle Komponenten des Krankheitsbildes parallel behandelt werden. Zu den wichtigsten Aspekten gehören:
- Therapie der Hyperkaliämie:
- Kalzium i.v.
- Insulin und Glukose i.v.
- Beta-2-Sympathomimetika
- forcierte Diurese bei Hypervolämie, bei Versagen ggf. Nierenersatzverfahren
- Volumengabe bei Hypovolämie
- bei metabolischer Azidose ggf. pH-Wert-gesteuerte Gabe von Bikarbonat
- Katecholamingabe bei hämodynamischer Instabilität
- ggf. externe Schrittmachertherapie zur vorübergehenden Überbrückung der Bradykardie
Literatur
- Farkas et al.: BRASH Syndrome: Bradycardia, renal failure, AV blockade, shock and hyperkalemia Journal of Emergency Medicine, 2020
- Farkas: PulmCrit – BRASH syndrome: Bradycardia, Renal failure, Av blocker, Shock, Hyperkalemia abgerufen am 01.08.2022
- Lizyness et al.: BRASH Syndrom StatPearls, 2022, abgerufen am 01.08.2022
- Cassidy et al.: Life in the fastlane – BRASH syndrome 2021, abgerufen am 01.08.2022