Atomoxetin
Handelsname: Strattera®
Englisch: atomoxetine
Definition
Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI). Ursprünglich zur Behandlung von Depressionen entwickelt, ist der Arzneistoff auch zur Behandlung von ADHS und ADS zugelassen.
Wirkmechanismus
Atomoxetin hemmt den präsynaptischen Noradrenalintransporter (NAT) und verhindert dadurch die Wiederaufnahme von Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt. Die genaue Wirkrationale bei der Behandlung von ADHS ist derzeit (2025) nicht geklärt. Es wird angenommen, dass Atomoxetin zu einer verbesserten noradrenergen Signalübertragung in den Gehirnzentren führt, die für Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis verantwortlich sind.
Atomoxetin soll keine Abhängigkeit auslösen.
Indikation
Behandlung von ADHS bei Kindern ab 6 Jahren.
Nebenwirkungen
- Krampfanfälle (in der Anamnese gezielt erfragen!)
Sehr häufig (>10%) bei Kindern:
- verminderter Appetit
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schläfrigkeit
- abdominelle Beschwerden
- Übelkeit
Sehr häufig (>10%) bei Erwachsenen:
- verminderter Appetit
- Schlaflosigkeit
- trockener Mund
- Übelkeit
Seit 2005 liegt ein Rote-Hand-Brief vor, der vor einem möglicherweise erhöhten Suizidrisiko bei Kindern zwischen 7 und 12 unter Atomoxetin berichtet.[1]
In einem Beurteilungsbericht des PRAC der EMA wird auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Atomoxetin und der Auslösung eines Serotoninsyndroms hingewiesen. Darüber hinaus löst Atomoxetin möglicherweise aggressives Verhalten bis hin zu Mordgedanken aus. Entsprechende Änderungen der Fachinformation wurden durch das BfArM veranlasst.[2]
Kontraindikationen
- Keine Kombination mit Monoaminoxidasehemmern; Die Therapie mit MAO-Hemmern muss mindestens seit 2 Wochen beendet sein, bevor Atomoxetin gegeben werden darf.
- Engwinkelglaukom
- Kinder < 6 J. (Unbedenklichkeit und Wirksamkeit nicht untersucht)
- Bei bekannten Herzproblemen evtl. Spezialisten hinzuziehen
- Phäochromozytom
Intoxikation
Anzeichen einer Intoxikation sind Unruhe, Agitation, Halluzinationen, Orientierungsstörungen und Sympathikus-Aktivierung. Als deren Folge kommt es zu Mydriasis, Tachykardie, Mundtrockenheit, dem Gefühl einer verstopften Nase und Obstipation. Durch Monointoxikation, also Vergiftungen allein mit Atomoxetin, sind noch keine Todesfälle bekannt.
Therapie
Im Vordergrund stehen resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Natriumsulfat, Magenspülung und induziertes Erbrechen). Gegen Krämpfe und starke Erregtheit können Benzodiazepine verabreicht werden. Bei psychotischen Anzeichen werden Neuroleptika appliziert. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen zur Regulierung des Blutdrucks ergriffen werden.
Verschreibungsstatus
Atomoxetin ist verschreibungspflichtig. Im Gegensatz zu den bislang bei ADHS eingesetzten Stimulanzien (wie Methylphenidat) unterliegt Atomoxetin in Deutschland nicht dem Betäubungsmittelgesetz.
Quellen
- ↑ AKDAE: Rote-Hand-Brief zu Strattera, abgerufen am 17.7.2024
- ↑ Atomoxetin. Änderungen der Produktinformation der national zugelassenen Arzneimittel. Bescheid des BfArM 13.01.2025, abgerufen am 06.03.2025