Alglucosidase alfa
Synonym: rhGAA
Handelsname: Myozyme®
Definition
Alglucosidase alfa ist ein Glykoprotein, das zur Enzymersatztherapie bei der Behandlung des Morbus Pompe angewendet wird.[1]
Hintergrund
Der Morbus Pompe ist eine seltene, progressive und tödlich verlaufende lysosomale Speicherkrankheit, bei der ein Mangel des ubiquitär vorkommenden Enzyms α-1,4-Glukosidase vorliegt. Die Erkrankung äußert sich in Form von Muskeldystrophien, die Betroffenen sterben meist an Atemversagen.[2]
Wirkmechanismus
Alglucosidase alfa ist eine rekombinante Form der humanen sauren α-1,4-Glukosidase. Das Glykoprotein wird mittels gentechnologisch aus Zellkulturen der Ovarien chinesischer Hamster (CHO-Zellen) gewonnen. Es ersetzt das bei Patienten mit Morbus Pompe fehlende Enzym und führt so zu einer Stabilisierung der Funktion von Herz- und Skelettmuskulatur.[1]
Pharmakokinetik
In einer durchgeführten Pivot-Studie wurde die Pharmakokinetik von Alglucosidase alfa an Patienten mit infantilem Morbus Pompe untersucht. Alle Patienten waren zu Behandlungsbeginn weniger als 6 Monate alt und erhielten den Wirkstoff in einer Dosierung von 20 mg/kgKG bzw. 40mg/kgKG als 4 bzw. 6,5-stündige Infusion.
Die mittlere maximale Plasmakonzentration (Cmax) lag bei Werten zwischen 178 und 264 μg/ml. Die Eliminationshalbwertszeit (t1/2) betrug 2,75 Stunden in beiden Dosierungen.[1]
Indikation
Der Arzneistoff wird zur langfristigen Enzymersatztherapie eines gesicherten Morbus Pompe in allen Altersgruppen angewendet.[1]
Darreichungsform
Der Arzneistoff ist als Lyophilisat für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.[1]
Dosierung
Die empfohlene Dosis von Alglucosidase alfa beträgt 20 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen treten unter Alglucosidase alfa häufig (≥ 1:100, < 1:10) oder sehr häufig (≥ 1:10) auf:
- Immunsystem: Hypersensitivität
- Psyche: Erregung, Unruhe
- Nervensystem: Tremor, Schwindel, Parästhesie, Kopfschmerzen
- Kardiovaskuläres System: Tachykardie, Zyanose
- Gefäßsystem: Erröten, Blässe, Hypertonie
- Atemwege: Tachypnoe, Husten, Engegefühl im Hals
- Gastrointestinaltrakt: Erbrechen, Würgereflex, Übelkeit
- Haut: Urtikaria, Hautausschlag, Erythem, Exantheme, Pruritus, Hyperhidrose
- Skelettmuskulatur: Muskelkrämpfe, Faszikulationen, Myalgien
- Infusionsbedingte Reaktionen
- Schüttelfrost, Pyrexie, Hitzegefühl[1]
Wechselwirkungen
Da Alglucosidase alfa ein Glykoprotein ist, sind Interaktionen mit dem Cytochrom-P450-System unwahrscheinlich.[1]
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.[1]
Lagerung
Der Arzneistoff muss bei 2–8 °C gelagert werden.[1]
Zulassung
Alglucosidsase alfa ist in der EU seit 2006 zugelassen. Der Wirkstoff kam ursprünglich als Orphan Drug auf den Markt. Der zehnjährige Orphan-Drug-Status lief 2016 ab. Alglucosidase alfa wird durch den Hersteller Genzyme vermarktet.[3]
Nutzenbewertung
Die Kosten pro qualitätskorrigiertem Lebensjahr (QALY) unter Therapie mit Alglucosidase alfa werden auf rund 1 Mio. Euro geschätzt, die Kosten für jedes gewonnene Lebensjahr auf 0,5 Mio €.[4] Eine Kosten-Nutzen-Bewertung auf der Basis qualitätskorrigierter Lebensjahre wird durch das IQWiG zur Zeit (2018) nicht durchgeführt.
Kosten
Die Jahrestherapiekosten liegen pro Patient bei rund 400.000 €.[5]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Fachinfo Myozyme® abgerufen am 30.08.2018
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. abgerufen am 30.08.18
- ↑ Zugelassene Orhan Drugs abgerufen am 30.08.2018
- ↑ Kanters TA, Hoogenboom-Plug I, Rutten-Van Mölken MP, Redekop WK, van der Ploeg AT, Hakkaart L.: Cost-effectiveness of enzyme replacement therapy with alglucosidase alfa in classic-infantile patients with Pompe disease. Orphanet J Rare Dis. 2014 May 16;9:75. doi: 10.1186/1750-1172-9-75.
- ↑ Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie abgerufen am 30.08.2018
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