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Aicardi-Syndrom

Synonym: Balkenagenesie mit chorioretinaler Anomalie
Englisch: Aicardi syndrome, Aicardi's syndrome, agenesis of corpus callosum with chorioretinal abnormality, agenesis of corpus callosum with infantile spasms and ocular abnormalities, callosal agenesis and ocular abnormalities, chorioretinal anomalies with ACC

1. Definition

Beim Aicardi-Syndrom handelt es sich um eine seltene und i.d.R. sporadisch auftretende neurologische Entwicklungsstörung. Das klinische Bild ist charakterisiert durch eine variable Ausprägung einer Trias aus Balkenagenesie, chorioretinalen Lakunen und infantilen Spasmen.

2. Abgrenzung

Das Aicardi-Syndrom ist nicht zu verwechseln mit dem Aicardi-Goutières-Syndrom, das ebenfalls nach dem französischen Neuropädiater Jean François Marie Aicardi benannt ist.

3. Epidemiologie

Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei Mädchen auf. In Europa und Nordamerika sind um die 200 Patienten bekannt, wobei eine höhere Dunkelziffer nicht auszuschließen ist. Weltweit wird die Zahl auf etwa 4.000 Fälle geschätzt. In den USA wird die Prävalenz unter Neugeborenen mit 1:105.000 bis 1:167.000 geschätzt.

4. Ätiologie

Es wird von einem sporadischen Auftreten des Aicardi-Syndroms ausgegangen. Eine familiäre Weitergabe ist bisher nicht beschrieben. Aufgrund der Gynäkotropie und einer bei Patientinnen mit Aicardi-Syndrom auftretenden ungleichen X-Inaktivierung wird ein heterozygoter Gendefekt auf dem X-Chromosom vermutet, der für männliche Hemizygote schon in der frühen Embryonalperiode letal ist. Bekannte Fälle mit männlichem Genotyp weisen ein Klinefelter-Syndrom mit zusätzlichem X-Chromosom (47, XXY) auf. Die Störung wird insgesamt auch als de novo X-chromosomal-dominant beschrieben. Mögliche verursachende Gene konnten noch nicht identifiziert werden (2023).

5. Klinik

Das Aicardi-Syndrom manifestiert sich i.d.R. schon in den ersten Monaten (meist 3 bis 5) nach der Geburt und wird mit folgender Trias beschrieben, kann aber sehr variabel ausgebildet sein:

Die häufig schon zu Beginn auftretenden infantilen Spasmen entwickeln sich im Verlauf meist zu einem komplexen Bild aus fokalen und generalisierten Anfällen. Insgesamt sind die Krampfleiden häufig therapieresistent und zusammen mit den neurologischen Störungen die stärkste Belastung für die Patienten. Selbständiges Gehen, Sitzen oder Sprechen ist häufig nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Des Weiteren können sich viele andere Symptome und Auffälligkeiten zeigen, wie z.B.:

6. Diagnostik

Das Aicardi-Syndrom kann mittels klinischer und apparativer Untersuchung diagnostiziert werden. Wichtig ist u.a. eine Bildgebung des Kopfes mittels CT oder MRT, ein EEG und die Untersuchung der Augen. Die Diagnose wird dann meist aufgrund der Kombination aus fehlendem Corpus callosum, weiblichem Geschlecht, Krampfanfällen (beginnend als infantile Spasmen) sowie Läsionen der Retina oder des Nervus opticus gestellt. Auch pränatal können sich bereits Hinweise auf die Erkrankung in zerebralen Aufnahmen zeigen.

7. Differenzialdiagnosen

Differenzialdiagnosen des Aicardi-Syndroms sind u.a.:

8. Therapie

Eine Heilung von Patienten mit Aicardi-Syndrom ist nicht möglich. Die Therapie erfolgt symptomorientiert. Aufgrund der schwer zu kontrollierenden Anfälle ist die kontinuierliche Betreuung durch einen Neuropädiater nötig. Neben Medikamenten kommt auch beispielsweise eine Vagusstimulation zum Einsatz. Weiterhin sind eine frühzeitige Unterstützung mittels Sprach- und Sehtraining sowie Physio- und Ergotherapie entscheidend. Auf die Einhaltung der Impfempfehlungen und generell auf Infektionsschutzmaßnahmen wie eine Bronchialtoilette sollte geachtet werden. Insgesamt können so Komplikationen wie z.B. eine Skoliose oder Pneumonie und deren Folgen gemindert werden.

9. Prognose

Das 5-Jahres-Überleben beim Aicardi-Syndrom beträgt ca. 90 %, das 10-Jahres- bzw. 20-Jahres-Überleben ca. 80 % bzw. 50 %. Wie alt die Patienten werden, hängt stark von der Ausprägung der jeweiligen Symptome und Störungen ab. Pneumonien zählen zu den Haupttodesursachen.

10. Literatur

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