Fokaler Anfall
Definition
Ein fokaler Anfall ist ein epileptischer Anfallstyp, der in einer begrenzten Region des Gehirns beginnt.
Klassifikation
Im Gegensatz zu generalisierten Anfällen sind fokale Anfälle nicht notwendigerweise mit Bewusstseinsstörungen verbunden (früher: komplex-fokal), sondern können sich auch bei normalem Bewusstsein ereignen (früher: einfach-fokal). Fokale Anfälle mit Bewusstseinsveränderung treten typischerweise bei Temporallappenepilepsien auf. Ursächlich sind oft perinatale Läsionen (z.B. Ammonshornsklerose).
- Beginn mit motorischen Symptomen:
- Automatismen (z.B. Lecken, Kauen, Schmatzen, Räuspern)
- Atonien
- Kloni
- Tonische Krämpfe
- Epileptische Spasmen
- Hyperkinesien
- Myoklonien
- Beginn mit nicht-motorischen Symptomen:
Die gestörte neuronale Aktivität kann sich von dem umschriebenen Fokus auf größere Hirnareale ausbreiten, d.h. von fokal zu bilateral tonisch-klonisch (früher: sekundär generalisiert).
Klinik
In Abhängigkeit von der Lokalisation des epileptischen Fokus variieren die Symptome deutlich. Beispielsweise kann sich ein fokaler Anfall mit Fokus im motorischen Kortex der rechten Hemisphäre mit rhythmischen Zuckungen (Kloni) der linken Gesichtsseite bemerkbar machen.
Sonderformen
- Epilepsia partialis continua (Koschewnikow-Epilepsie): Fokale Zuckungen auf einen kleinen Körperbereich begrenzt und über Stunden vorhanden
- Jackson-Epilepsie: Symptome breiten sich von einem Körperteil ausgehend schnell auf die gesamte Körperhälfte aus (sog. "March of convulsion")
Diagnostik
Therapie
Grundlage für die Therapie eines epileptischen Anfalls ist die Einteilung nach Anfallsform bzw. Epilepsiesyndrom. Ist die Indikation zur medikamentösen Therapie bei einem erstmaligen fokalen Anfall gestellt, z.B. bei einem epileptischen Syndrom mit hoher Rezidivwahrscheinlichkeit, gelten als Mittel der 1.Wahl:
Ebenfalls wirksame Alternativen sind:
Bei fokalen Epilepsien mit Pharmakoresistenz (keine anhaltende Anfallsfreiheit unter 2 vertragenen und geeigneten Antiepileptika) kann individuell die Indikation zu nicht-medikamentöse Verfahren geprüft werden. Hierzu zählen:
- Stimulationsverfahren: Nervus-vagus-Stimulation, tiefe Hirnstimulation
- Epilepsiechirurgie bei Patienten mit Läsionen im MRT (potentiell kurativ)
Quellen
S1-Leitlinie DGN 2017 Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter
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