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Acanthocephala

von griechisch: acantha - Dorn, cephale - Kopf (Bezug auf den mit Haken besetzten Rüssel am Vorderende)
Synonym: Kratzer
Englisch: thorny-headed worms, spiny-headed worms

1. Definition

Acanthocephala, auch Kratzer genannt, sind intestinal lebende Helminthen bei Wasservögeln, Fischen sowie anderen Wirbeltieren (Vertebrata). Selten können sie beim Menschen eine Zoonose auslösen.

2. Taxonomie

3. Vertreter

Art/Größe (nm) Verbreitung Wirte Zwischenwirte
Ordnung: Oligacanthorhynchida
weltweit
Südamerika
  • amerikanische Affen
Ordnung: Echinorhynchida
Europa
  • Fische (Salmoniden)
  • Flohkrebse (Gammariden)
Europa
  • Fische (Cypriniden, Hecht, Aale, Salmoniden u.a.)
  • Wasserasseln (Asellus-Arten)
Ordnung: Polymorphida
  • Eurasien
  • Nordamerika
  • Ente, Schwan, andere Wasservögel
  • selten Huhn
  • Flohkrebse (Gammariden)
Eurasien
  • Ente
  • Gans
  • wild lebende Wasservögel
  • Wasserasseln (Asellus-Arten)
Ordnung: Neoechinorhynchida
  • Eurasien
  • Nordamerika
  • Fische (Cypriniden, Salmoniden, Aale)
  • Muschelkrebse
Ordnung: Moniliformida
weltweit
  • Schaben

4. Epidemiologie

Die Häufigkeit des Auftretens des Acanthocephala-Befalls hängt stark vom Vorkommen geeigneter Zwischenwirte ab.

5. Morphologie

Der Körper der adulten Parasiten ist zylindrisch. An ihrem vorderen Ende tragen sie einen kolbenförmigen, manchmal auch kugelig ausgeprägten Rüssel (Proboscis). Dieser kann in eine sackförmige Scheide zurückgezogen werden und ist mit Hakenreihen besetzt. Er dient den Helminthen zur Verankerung in der Darmschleimhaut des Wirts.

Acanthocephala besitzen einen Darmkanal und nehmen ihre Nährstoffe über die Körperwand (Tegument) auf. Das Tegument ist ein komplex gebautes Syncytium mit wenigen (zum Teil auch sehr großen) Kernen. Darunter befindet sich eine Bindegewebs- und Muskelschicht.

Das Tegument besitzt ein verzweigtes und mit Flüssigkeit gefülltes Kanalsystem, das der Verteilung von Nährstoffen sowie anderen Substanzen dient. Zusätzlich steht es mit zwei sogenannten Lemniscen in Verbindung, die am Vorderende von der Körperwand aus in das Pseudocoel hinein ragen. Die Lemniscen speichern Lipide und Flüssigkeit, die wiederum für die Regelung des hydrostatischen Drucks beim Ausstülpen des Rüssels eine wichtige Rolle spielen.

6. Entwicklung

Acanthocephala sind getrenntgeschlechtlich. Ihre Entwicklung erfolgt in einem indirekten Zyklus, in den auch Arthropoden als Zwischenwirte eingeschaltet sind. Der gesamte Entwicklungszyklus läuft wie folgt ab:

  • Endwirte scheiden die mit Acanthor-Larven besetzten Eier aus → Aufnahme durch geeigneten Zwischenwirt
  • im Zwischenwirt schlüpft die Acanthor-Larve aus ihrer Hülle → die Larve dringt in die Körperhöhle des Wirts ein und entwickelt sich zur infektiösen Acanthella-Larve
  • durch Aufnahme infizierter Zwischenwirte oder paratenischer Wirte kommt es zur Infektion des Endwirts

7. Pathogenese

Nach der Aufnahme der Parasiten werden entweder nur oberflächliche Läsionen im Bereich der Anhaftungsstelle verursacht oder es kommt zu tiefgreifenden und die Darmwand durchdringenden Schädigungen. Die Schadwirkung hängt dabei maßgeblich von der beteiligten Art und der Befallsintensität ab.

8. Klinik

Acanthocephala-Infektionen führen häufig zu unspezifischen Symptomen wie Inappetenz, fortschreitender Schwäche und Abmagerung. Da sich die Helminthen bevorzugt im Dünn- sowie Mittel- und Enddarm ansiedeln, können Läsionen in Form von Nestern und defekter Schleimhaut vorwiegend in diesen Bereichen gefunden werden.

Durch die parasitäre Lebensweise verursachen die Erreger granulomatöse Knötchen, die gelegentlich auch perforieren und zu einem Durchbruch in die Bauchhöhle führen.

9. Diagnose

10. Therapie

Die Parasiten sind sensibel gegenüber Benzimidazolen (z.B. Fenbendazol, Mebendazol und Thiabendazol) sowie makrozyklischen Laktonen (z.B. Doramectin).

11. Zoonotische Bedeutung

Menschen leiden meistens an akzidentellen Infektionen mit Macracanthorhynchus hirudinaceus, Macracanthorhynchus ingens, Moniliformis moniliformis sowie anderen Acanthocephalen-Arten. Infektionen finden vorwiegend über den Rohverzehr der Zwischenwirte (z.B. Käfer oder Schaben) statt und kommen daher nur äußerst selten vor.

12. Literatur

  • Deplazes P, Joachim A, Mathis A, Strube C, Taubert A, von Samson-Himmelstjerna G, Zahner H. 2020. Parasitologie für die Tiermedizin. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242138-7

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