Macracanthorhynchus hirudinaceus
Synonym: Riesenkratzer
Definition
Als Macracanthorhynchus hirudinaceus bezeichnet man einen Parasiten aus der Gruppe der Acanthocephala (Kratzer), der vorwiegend Wild- und Hausschweine infiziert (porzine Macracanthorhynchose). In seltenen Fällen kommt es auch zu Infektionen beim Menschen.
Taxonomie
- Reich: Eukaryota
- Unterreich: Animalia
- Stamm: Acanthocephala
- Klasse: Archiacanthocephala
- Ordnung: Oligacanthorhynchida
- Familie: Oligacanthorhynchidae
- Gattung: Macracanthorhynchus
- Art: Macracanthorhynchus hirudinaceus
- Gattung: Macracanthorhynchus
- Familie: Oligacanthorhynchidae
- Ordnung: Oligacanthorhynchida
- Klasse: Archiacanthocephala
- Stamm: Acanthocephala
- Unterreich: Animalia
Epidemiologie
Macracanthorhynchus hirudinaceus ist weltweit anzutreffen, wobei die Verbreitung stark an die Zwischenwirte (v.a. verschiedene Käfer, Schaben, Scarabaeidae u.ä.) gebunden ist. Der Parasit tritt gehäuft in südlichen Ländern Europas (z.B. Italien, Ungarn, Rumänien) und deutlich seltener in Österreich sowie in Deutschland auf.
Zu den Endwirten zählen Wild- und Hausschweine und gelegentlich auch Fleischfresser.
Morphologie
Die Männchen sind zwischen 50 und 100 mm, die Weibchen hingegen zwischen 200 und 650 mm lang. Die Parasiten erscheinen als dicke und gelb-weiße Würmer, die makroskopisch eindeutig von anderen Acanthocephala-Arten unterschieden werden können. Als Charakteristikum gilt ihre deutliche Ringelung und der kurze Rüssel mit sechs Reihen kräftiger Haken.
Die Eier sind ca. 80 bis 100 x 50 µm groß, eiförmig und weisen eine dicke und dunkelbraune Schale auf.
Entwicklung
Endwirte scheiden mit ihrem Kot die Eier der Weibchen aus, die bereits einen voll entwickelten Acanthor enthalten. Diese werden von geeigneten Zwischenwirten (v.a. Larven verschiedener Käferarten) aufgenommen, in denen dann die weitere Entwicklung stattfindet. Im Hemocoelom der Insekten häuten sich die Larven zum zweiten Larvenstadium (L2). Nach etwa 6 bis 12 Wochen erreichen die Larven schließlich über weitere Entwicklungsschritte ihr infektiöses Stadium (Cystacanthus).
Durch die perorale Aufnahme von befallenen Zwischenwirten kommt es zur Infektion der Endwirte. Hier heften sich die freigesetzten Jungparasiten an die Dünndarmwand an, um nach etwa 8 bis 12 Wochen ihre Geschlechtsreife zu erlangen.
Pathogenese
Infektionen finden hauptsächlich auf der Weide statt. Die Präpatenz wird mit 10 bis 11 Wochen angegeben.
Nachdem die Parasiten im Endwirt angekommen sind, bohren sie sich mit ihrem Rüssel tief in die Tunica muscularis des Dünndarms ein. Durch die mechanische Irritation kommt es zu Hämorrhagien, Eosinophilie und Bindegewebsproliferation, weshalb sich die betroffenen Areale knöpfchenartig vorwölben. In schweren Fällen perforiert die Darmwand und es entwickelt sich eine fulminante Peritonitis.
Humanpathologie
Beim Menschen finden akzidentelle Infektionen mit Macracanthorhynchus hirudinaceus statt. Da ein Befall erst durch den Rohverzehr von Zwischenwirten (z.B. Käfer oder deren Larven) erfolgt, sind humane Acanthocephalosen eher selten.
Quellen
- CDC - Center for Disease Control and Prevention. Acanthocephaliasis DPDx, Parasite Biology (abgerufen am 30.07.2021)
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9