Untersuchung des Abdomens
Synonyme: Abdominale Untersuchung, Abdomenuntersuchung
Englisch: abdominal examination, examination of the abdomen
Definition
Die Untersuchung des Abdomens dient der klinischen Einschätzung von Beschwerden, die vom Bauchraum ausgehen. Sie ist Teil der körperlichen Untersuchung, die zur Einordnung von Krankheitsbildern möglichst vollständig durchgeführt werden sollte.
Ablauf
Die Untersuchung des Abdomens wird in Inspektion, Auskultation, Perkussion und Palpation eingeteilt. Zu einer vollständigen körperlichen Untersuchung gehört zudem die digital-rektale Untersuchung des Enddarms.
Inspektion
Bei der Inspektion wird auf verschiedene Aspekte geachtet, dazu gehören z.B.:
- Allgemeiner Eindruck und Kontur: Ernährungszustand? Abdomen distendiert oder eingefallen?
- Inspektion der Haut:
- Wie ist das Hautkolorit?
- Sind Narben oder Dehnungsstreifen zu erkennen?
- Finden sich Hämatome oder eine vermehrte Gefäßzeichnung?
- Sieht man Exantheme?
- Wie ist das Behaarungsmuster? Gibt es Hinweise auf eine Bauchglatze? Schambehaarung?
- Sind Bewegungen wie Pulsationen oder peristaltische Wellen zu sehen?
- Sieht man Hinweise auf Nabel-, Bauchwand- oder Narbenhernien?
Narben geben Aufschluss über Operationen in der Vergangenheit, die z.B. auf einen Bridenileus hinweisen könnten oder eine Appendizitis von vornherein ausschließen. Das Hautkolorit kann Hinweise auf einen Ikterus, eine Anämie oder eine Hypophyseninsuffizienz (alabasterfarbene Haut) geben. Eine vermehrte Gefäßzeichnung wie ein Caput medusae sowie eine Bauchglatze gehören zu den Leberhautzeichen und können auf eine Leberzirrhose hinweisen.
Auskultation
Auf die Inspektion folgt die Auskultation des Abdomens. Diese sollte vor der Palpation und Perkussion durchgeführt werden, da hierdurch die Peristaltik angeregt werden kann. Dadurch kann die Auskultation entsprechend verfälscht werden.
Es werden systematisch die vier Quadranten auskultiert. Bei regelrechter Darmperistaltik kann der Untersucher alle 5 bis 10 Sekunden Darmgeräusche wahrnehmen. Eine gesteigerte Peristaltik kann z.B. auf einen gastrointestinalen Infekt (Diarrhoe) hinweisen. Auch bei einem mechanischen Ileus finden sich sogenannte hochgestellte, gesteigerte Darmgeräusche, typischerweise mit metallischem Klang. Abgeschwächte oder fehlende Darmgeräusche findet man z.B. bei einem paralytischen Ileus (sogenannte "Totenstille"). Auch bei einer Obstipation oder bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson kann die Peristaltik reduziert sein.
Zur Auskultation gehört auch die Beurteilung der großen Gefäße (Aorta abdominalis, Arteriae renales, Arteriae iliacae). Hier weist ein Strömungsgeräusch auf eine Stenose hin.
Zusätzlich kann eine Kratzauskultation der Leber zur Bestimmung ihrer Größe durchgeführt werden.
Perkussion
Für die Perkussion wird eine Hand auf das Abdomen des Patienten gelegt. Der Zeige- oder Mittelfinger der aufliegenden Hand wird gestreckt und angedrückt. Anschließend wird mit der Fingerspitze des Zeige- und/oder Mittelfingers der anderen Hand auf das Mittelglied des aufliegenden Fingers geklopft.
Charakteristisch ist der sogenannte tympanitische Klopfschall über luftgefüllten Räumen und der gedämpfte Klopfschall über soliden Organen oder Flüssigkeitsansammlungen.
Palpation
Während der Palpation sollte der Untersucher das Gesicht des Patienten beobachten, um mögliche Reaktionen auf Druckschmerz zu sehen. Damit die Bauchdecke möglichst entspannt ist, kann eine Rolle unter die Knie gelegt werden. Gibt der Patient Schmerzen an, beginnt man mit der Palpation auf der anderen Seite des Abdomens und tastet sich langsam an den schmerzenden Bereich heran.
Die Palpation wird in eine oberflächliche und eine tiefe Palpation unterteilt. Die oberflächliche Palpation dient der Beurteilung der Bauchdecke, z.B. zur Diagnose von Hernien. Bei der tiefen Palpation tastet der Untersucher die Organe ab und sucht nach möglichen Resistenzen oder Raumforderungen.
Abgetastet werden:
- Leber (nicht immer zu tasten)
- Milz (physiologisch nicht tastbar)
- Gallenblase (z.B. Murphy-Zeichen oder Courvoisier-Zeichen)
- Darm, inklusive Appendizitiszeichen
- Palpation der inguinalen Lymphknoten
Zudem werden die Nierenlager auf Klopfschmerz untersucht. Dies wird zwar von dorsal durchgeführt, da die Niere aber zu den Bauchorganen gehört, bietet sich eine Untersuchung im Rahmen der Untersuchung des Abdomens an.
Zur Interpretation siehe auch: Bauchschmerz, Oberbauchschmerz, Unterbauchschmerz