Infantile Zerebralparese
Synonym: Infantile Cerebralparese
Englisch: infantile cerebral palsy
Definition
Unter der infantilen Zerebralparese, kurz ICP, versteht man Lähmungen unterschiedlicher Ausprägung, die durch eine zerebrale Läsion im Neugeborenen- oder Säuglingsalter bedingt sind.
Epidemiologie
Die infantile Zerebralparese betrifft ca. 3 - 4 von 1.000 Neugeborenen.
Ätiologie
Die Erkrankung kann durch
- Fehlbildungen
- pränatale Infektion
- perinatale Komplikation (z.B. Hirnblutung)
- Entzündungen (Meningitis, Enzephalitis) oder
- Trauma (Schädelhirntrauma)
bedingt sein.
Klinik
Eine zerebrale Läsion führt häufig zu einer Veränderung des Muskeltonus, in der Regel zu einer Spastik. Seltener werden Muskelhypotonie, Dystonie oder Rigor beobachtet. Fakultative Symptome sind abnorme Reflexe, Ataxie und Dyskinesie.
Die Kombinationen unterschiedlicher Symptome werden zu unterschiedlichen Syndromen zusammengefasst:
- spastisches Tetraparese-Syndrom
- spastisches Diparese-Syndrom
- spastisches Hemiparese-Syndrom
- Hypotonie-Syndrom
- kongenitales Ataxie-Syndrom
- dyskinetisches Syndrom
Die infantile Zerebralparese geht häufig mit fokalen oder sekundär generalisierten Krampfanfällen, Verhaltensauffälligkeiten, Verständigungsschwierigkeiten, Lernbehinderung und Intelligenzminderung sowie Seh- und Hörstörungen einher.
Komplikationen
Die Bewegungsstörung führt zu pathologischen Veränderungen der Gelenke, Knochen und Skelettmuskulatur.
Im Bereich der Gelenke beobachtet man Luxationen, Deformierungen und Kontrakturen. Häufig haben die betroffenen Kinder Spitzfüße, da die Achillessehne verkürzt ist. Weiterhin wird eine Coxa valga beobachtet, die durch die Spastik der Hüftmuskulatur, insbesondere der Adduktoren bedingt ist. Luxationen im Hüftgelenk treten häufiger auf.
Eine unkoordinierte Kontraktion der Rückenmuskulatur kann eine Skoliose begünstigen.
Diagnostik
Die infantile Zerebralparese wird häufig erst nach Vollendung des ersten Lebensjahres diagnostiziert. Nicht der Norm entsprechende motorische Symptome, sowie eine Entwicklungsverzögerung weisen auf die Erkrankung hin.
Um die Ursache der Erkrankung festzustellen, sollten Blut und Urin untersucht und eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Wichtig ist auch die Anfertigung eines Magnetresonanztomogramms des Schädels.
Therapie
Nachdem die Diagnose gestellt worden ist, sollte frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden. Wichtig ist eine Physiotherapie nach der Methode von Bobath oder der Methode von Vojta. Aufgrund der Veränderungen an den Gelenken ist die Konsultation eines Orthopäden wichtig. Schienen und ggf. auch Operationen können die Bewegung in den Gelenken verbessern.
Zur Therapie gehört ebenfalls eine Frühförderung. Bei ausgeprägter Spastik sollten Medikamente (z.B. Baclofen oder Botulinumtoxin) eingesetzt werden. Eine Dyskinesie wird mit einem Neuroleptikum behandelt.
Prognose
Häufig weisen die betroffenen Kinder trotz der Behandlung eine physische und psychische Beeinträchtigung auf.
um diese Funktion zu nutzen.