Vorhofflimmern bei ventrikulärer Präexzitation
Synonyme: präexzitiertes Vorhofflimmern, FBI-Tachykardie (fast, broad (bizarre), irregular)
Englisch: atrial fibrillation/flutter with pre-excitation, afib with pre-exicitation, FBI tachycardia
Definition
Vorhofflimmern bei ventrikulärer Präexzitation ist eine tachykarde Herzrhythmusstörung. Sie tritt bei Patienten mit einer Präexzitation durch akzessorische Leitungsbahnen auf und ist durch eine sehr hochfrequente Tachykardie (teilweise > 300/min) gekennzeichnet.
Pathophysiologie
Bei einer Präexzitation wird die frequenzlimitierende Wirkung des AV-Knotens durch akzessorische Leitungsbahnen umgangen. Das Ausmaß der Präexzitation hängt von den individuellen Leitungseigenschaften beider Strukturen ab. Gut leitfähige akzessorische Bahnen dominieren die Überleitung auf die Ventrikel. Dabei kann es zu Herzfrequenzen von bis zu 300 /min kommen – mit der Gefahr eines Kammerflimmerns.
Die FBI-Tachykardie ist ebenfalls unter Vorhofflattern möglich, jedoch ist der Grundrhythmus deutlich regelmäßiger und die Gefahr der Verwechslung mit einer ventrikulären Tachykardie höher.
Einteilung
Unter folgenden Präexzitationsyndromen ist ein Vorhofflimmern bei ventrikulärer Präexzitation möglich:
- WPW-Syndrom
- über Kent-Bündel
- über Mahaim-Fasern
- LGL-Syndrom über James-Bündel
Klinik
Klinische Zeichen einer durch Vorhofflimmern bedingten Tachykardie bei ventrikulärer Präexzitation sind u.a.:
EKG-Merkmale
Ein Vorhofflimmern bei ventrikulärer Präexzitation zeigt folgende EKG-Merkmale:
- Herzfrequenz > 180 bis 300 /min
- unregelmäßiger Herzrhythmus
- Verbreitung des QRS-Komplexes
- stabile Herzachse (im Gegensatz zu Torsade-de-Pointes)
- Veränderung des elektrischen Alternans und der QRS-Morphologie von Schlag zu Schlag möglich
- oft Fusion Beats erkennbar
- in vorherigem EKG bereits Delta-Wellen erkennbar
Therapie
Die Therapie der Wahl ist eine elektrische Kardioversion. Laut ERC-Leitlinie kann auch eine intravenöse pharmakologische Therapie erwogen werden, z.B. mit Ibutilid (nicht bei verlängertem QTc-Intervall), Procainamid, Flecainid oder Propafenon. Die Gabe von Amiodaron wird nicht empfohlen.[1]
Aufgrund der Tatsache, dass die meisten akzessorischen Leitungsbahnen eine kürzere Refraktärzeit als der AV-Knoten besitzen, ist die Anwendung von Betablockern, Kalziumantagonisten (z.B. Verapamil) oder Adenosin kontraindiziert. Es besteht eine große Gefahr, dass die Erregung aufgrund der reduzierten Überleitung oder Blockierung des AV-Knotens bevorzugt über die akzessorischen Leitungsbahnen läuft. Das Ergebnis ist ein Anstieg der ventrikulären Frequenz und die mögliche Entwicklung von Kammerflimmern.
Quellen
- ↑ ESC Pocket Guidelines – Supraventrikuläre Tachykardien, Version 2019, abgerufen am 02.02.2024
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