Vestibulovaginitis (Katze)
Synonym: Entzündung des Vestibulums und der Vagina
Definition
Unter einer Vestibulovaginitis versteht man die gleichzeitige Entzündung des Vestibulum vaginae (Scheidenvorhof) und der Vagina (Scheide) bei der Katze.
Anatomie
Das Vestibulum vaginae sowie die Vagina messen bei der Katze eine Länge von 45 bis 49 Millimeter. Beide Abschnitte werden auf Höhe der Urethralöffnung durch eine angedeutete Schleimhautfalte voneinander getrennt. Die den Scheidenkanal auskleidende kutane Schleimhaut unterliegt dabei zyklusabhängigen Ab- und Aufbauvorgängen, die wiederum zur Zyklusdiagnostik genutzt werden können (Vaginalzytologie).
Physiologie
Die Vagina ist physiologisch mit Keimen besiedelt, deren Anzahl abhängig vom Zyklusstand variiert. Im Anöstrus können folgende Bakterien (aerobe Flora) nachgewiesen werden:
- Escherichia coli (var. haemolytica)
- Staphylococcus epidermidis
- β-hämolysierende Streptokokken
- Pasteurella multocida
- Staphylococcus aureus
- Staphylococcus intermedius
- Klebsiellen
In den meisten Fällen handelt es sich um Mischkulturen, wobei bei rund 30 % der Tupferproben eine Monokultur nachgewiesen werden kann. Die Keimzahl nimmt graduell vom Vestibulum vaginae bis zum präzervikalen Abschnitt hin ab. Die bakterielle Besiedlung wird dabei durch lokale Abwehrmechanismen sowie durch einen im Neutralbereich liegenden pH-Wert im Gleichgewicht gehalten.
Ätiologie
Die genauen Auslöser sind nur schwer zu eruieren. Mögliche Ursachen sind:
- Abweichungen im Aufbau der Vaginalflora aufgrund von pH-Veränderungen
- Zusammenbruch der lokalen Abwehrmechanismen
- einseitige Dominanz bestimmter fakultativ oder obligat pathogener und aerober Keime
Zusätzlich können auch Viren und anaerob wachsende Bakterien sowie Pilze an der Krankheitsentstehung beteiligt sein. Darüber hinaus prädisponieren Verletzungen, Infektionen der Harnblase sowie Neoplasien für das Entzündungsgeschehen.
Pathogenese
Abhängig vom Auslöser kommt es zur Entzündung des Vestibulum vaginae und der Vagina. Augrund der engen anatomischen Verhältnisse ist eine klare Differenzierung bzw. Abgrenzung der entzündlichen Prozesse klinisch meist nicht möglich.
Häufig wird eine Vestibulovaginitis durch wiederholte Kopulation durch einen Kater mit Balanoposthitis hervorgerufen. In manchen Fällen kommt es auch während der Genitalhygiene (eigenständiges Belecken) zu einer Kontamination der Vaginalschleimhaut mit Bakterien aus der Maulhöhle. Selten führen chronische Durchfälle und die damit verbundene Verklebung des anogenitalen Bereichs zu einer Kontamination der Vulva und folglich auch der Vagina.
Klinik
Als Leitsymptom gilt ein unter Schmerzen gesteigerter Harnabsatz. Zusätzlich leiden betroffene Katzen an Harndrang und vermehrtem Belecken der Vulva, was wiederum sekundär zu einem Leckezem auf der kutanen Haut der Labien (Vulvitis) führen kann.
Oftmals sind aufgrund von verstärktem Vaginalausfluss auch die Haare im perivulvären Bereich verklebt.
Differenzialdiagnosen
- Zystitis
- sezernierender Vaginal- oder Uterustumor
- Zervizitis
- Pyometra
- Endometritis
Diagnose
Die Diagnose wird unter Vollnarkose und unter Zuhilfenahme eines Otoskops gestellt. Mithilfe des Otoskops kann der vestibulovaginale Bereich inspiziert und für eine bakteriologische, mykologische und virologische Untersuchung beprobt werden. Hierbei sollte der Vaginalkanal mit steriler und isotoner NaCl-Lösung gespült werden, sodass die zurückgewonnene Flüssigkeit weiter untersucht werde kann.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach den kulturellen Befunden mit anschließender Resistenzbestimmung. In den meisten Fällen ist eine mindestens 7-tägige systemische Antibiose notwendig.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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