Transferrin-Sättigung
Abkürzung: Tf-Sat, TfS
Englisch: transferrin saturation, TSAT
Definition
Die Transferrin-Sättigung, kurz TfS bzw. Tf-Sat, ist ein abgeleiteter Kennwert zur Beurteilung des Eisenstoffwechsels. Sie wird aus dem Serum-Eisen und dem Serum-Transferrin berechnet.
Hintergrund
Die Transferrinsättigung gibt den Sättigungszustand des Transportproteins Transferrin durch Eisen an. Die Transferrinsättigung ist bei Eisenmangel niedrig, da wenig Eisen vorliegt, aber von der Leber viel Transferrin gebildet wird. Umgekehrt ist sie bei Eisenüberschuss erhöht, da viel Eisen zur Verfügung steht, das Transferrin aber vermindert ist.
Bei erhöhtem Serum-Ferritin kann man mit Hilfe der Transferrinsättigung eine echte Eisenüberladung (hohe Sättigung) von einer Eisenverteilungsstörung (i.d.R. normale Sättigung) unterscheiden.
Formeln
- Tf-Sat [%] = Serum-Eisen [µg/dl] / Serum-Transferrin [mg/dl] x 70,9
- Tf-Sat [%] = Serum-Eisen [µmol/l] / Serum-Transferrin [mg/dl] x 398
Indikationen
Mögliche Indikationen für eine Bestimmung der Transferrin-Sättigung sind:
- Abklärung eines Eisenmangels
- Verdacht auf Eisenüberladung
- Abschätzung des Plasmaeisenturnovers
Material
Für die Bestimmung der Transferrinsättigung wird 1 ml Serum benötigt. Die Blutentnahme sollte morgens bei nüchternem Patienten erfolgen, da sowohl Eisen als auch Transferrin einem zirkadianen Rhythmus unterliegen (Präanalytik).
Referenzbereich
- Erwachsene: 16 bis 45 %
Für Kinder gelten folgende alters- und teilweise geschlechtsabhängige Referenzwerte:[1]
Klientel | Norm |
---|---|
Frühgeborene | 11,4 bis 44,2 % |
reife Neugeborene | 29,4 bis 46,0 % |
0 bis unter 1 Jahr | 4,1 bis 59 % |
1 bis 14 Jahre | 6,5 bis 39 % |
15 bis 19 Jahre, männlich | 9,6 bis 58 % |
15 bis 19 Jahre, weiblich | 5,2 bis 44 % |
Hinweis: Referenzwerte sind häufig vom Messverfahren abhängig und können von den o.a. Werten abweichen. Ausschlaggebend sind die Referenzwerte, die vom Labor angegeben werden, das die Untersuchung durchführt.
Interpretation
Erhöht
- Hämolytische Anämie
- Aplastische Anämie
- Anämien durch Vitamin B12-, B6- oder Folsäuremangel
- Hämochromatose
- Multiple Bluttransfusionen
- Lebererkrankungen
- Hämoglobin-Synthesestörungen
- Hypersiderinämische Anämien
Eine konstante oder sich häufig im Labor wiederholende Transferrinsättigung über 45 % weist wahrscheinlich, ab 60 % sehr wahrscheinlich auf eine Hämochromatose oder andere Störungen des Eisenstoffwechsels hin, besonders wenn zeitgleich das Serum-Ferritin bei über 1.000 mg/l liegt. Werte, die wiederholt oberhalb des jeweils laborspezifischen Referenzbereichs liegen, müssen daher weiter abgeklärt werden, z.B. durch einen Gentest. Bei Werten über 55 % bildet sich nicht an Proteine gebundenes, toxisches freies Eisen (NTBI).
Die Transferrinsättigung kann auch Werte über 100 % annehmen, z.B. bei Eisenüberladung mit Auftreten freier Eisenionen im Blut oder nach vorheriger Gabe von Eisencarboxymaltose oder Blutprodukten.
Normal
Die Transferrinsättigung kann trotz einer Eisenverteilungsstörung normwertig sein. Ursachen für eine Eisenverteilungsstörung können sein:
- Tumoranämie
- Infektionen
- chronische Entzündungen
- Rheuma
- chronische Nierenerkrankung
- Urämie
- Leberparenchymschäden
Erniedrigt
In folgenden Fällen kann die Transferrinsättigung erniedrigt sein:
- Eisenverteilungsstörungen
- Eisenmangel bzw. Eisenmangelanämie
- Hereditäre Hypotransferrinämie (kann zu Eisenüberladungen verschiedener Art führen) oder Atransferrinämie (postpartal letal für das Neugeborene)
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 19.05.2021
Quelle
- ↑ Lothar. Eisenstoffwechsel. Labor und Diagnose. 2024