TOAST-Klassifikation
Synonym: TOAST-Kriterien
Englisch: TOAST classification
Definition
Die TOAST-Klassifikation ist ein System zur Klassifikation der Ursachen ischämischer Schlaganfälle. Sie wurde im Rahmen der multizentrischen Studie "Trial of Org 10172 in Acute Stroke Treatment" entwickelt, um eine standardisierte Einteilung für Studienzwecke zu schaffen – mit dem Ziel, Pathomechanismen besser zu verstehen und gezielter therapieren zu können.[1]
Hintergrund
Etwa 80–85 % aller Schlaganfälle sind ischämischer Genese.[2] Die Ätiologie ist jedoch heterogen. Eine differenzierte Ursachenklassifikation hat wesentlichen Einfluss auf Sekundärprävention und Prognose.
Einteilung
Die TOAST-Klassifikation ermöglicht auf Basis klinischer, bildgebender und laborchemischer Daten eine Einteilung in fünf Hauptkategorien:
Typ | Ursache | Diagnostik | Häufigkeit |
---|---|---|---|
Atherothrombotischer Schlaganfall (large artery atherosclerosis, LAA) | Arterioarterielle Embolien oder hämodynamische Minderperfusion bei Stenose/Verschluss großer Hirnarterien | Angiografie, transkranielle Dopplersonografie, Duplexsonografie der supraaortalen Gefäße | 20 % |
Kardioembolischer Schlaganfall (cardioembolism, CE) | Kardiale Emboliequellen wie Vorhofflimmern, frischer Myokardinfarkt, dilatative Kardiomyopathie, Klappenfehler, linksatrialer Thrombus | Langzeit-EKG, transthorakale und ggf. transösophageale Echokardiografie, Labor (z.B. BNP), ggf. Loop-Recorder | 15–20 % |
Lakunärer Infarkt (small vessel occlusion, SVO) | Mikroangiopathie durch lipohyalin-degenerative Veränderungen, v.a. bei Hypertonie oder Diabetes mellitus | MRT mit DWI und FLAIR | 20–25 % |
Schlaganfall anderer bestimmter Ursache (stroke of other determined etiology) | Seltenere Ursachen: arterielle Dissektion, zerebrale Vaskulitis, Gerinnungsstörungen (z. B. Antiphospholipidsyndrom), hämatologische oder genetische Erkrankungen | Umfassende interdisziplinäre Abklärung | 5 % |
Schlaganfall unbestimmter Ursache (stroke of undetermined etiology) | Keine eindeutige Ursache trotz Diagnostik ("kryptogener Schlaganfall" oder "embolic stroke of undetermined source", kurz "ESUS") | Vollständige Diagnostik ohne eindeutigen Befund | 30 % |
Die Klassifikation beeinflusst maßgeblich das weitere Management – z. B. Antikoagulation bei kardioembolischem Infarkt versus Thrombozytenaggregationshemmung bei lakunärem Infarkt.
Weiterentwicklung
Es wurden neuere Klassifikationen wie die Causative Classification of Stroke System (CCS) oder die ASCO-Klassifikation entwickelt, die Gewichtung, Kombination und Sicherheit der Diagnosen differenzierter abbilden.
Kritik
Obwohl die TOAST-Klassifikation klinisch breit verwendet wird, hat sie auch einige Einschränkungen und Nachteile. So gibt es u.a. keinen klaren diagnostischen Algorithmus, die Kategorien sind zum Teil unklar oder überlappend und Kombinationen multipler Ursachen sind nicht berücksichtigt. Zudem sind bestimmte diagnostische Verfahren im Rahmen des Notfallsettings nicht verfügbar.[3]
Quellen
- ↑ Adams et al., Classification of subtype of acute ischemic stroke. Definitions for use in a multicenter clinical trial. TOAST. Trial of Org 10172 in Acute Stroke Treatment, Stroke, 1993
- ↑ Donkor, Stroke in the 21st Century: A Snapshot of the Burden, Epidemiology, and Quality of Life, Stroke Res Treat, 2018
- ↑ Adams und Biller, Classification of subtypes of ischemic stroke: history of the trial of org 10172 in acute stroke treatment classification, Stroke, 2015