Speispinnen
Synonyme: Leimschleuderspinnen, Scytodidae
Zoologische Bezeichnung: Loxosceles sp.
Englisch: brown spider, fiddleback spider
Definition
Bei den Speispinnen handelt es sich um eine Familie giftiger Spinnentiere (Arachnida) aus der Unterordnung der Echten Webspinnen, die über weite Teile der Erde in wärmeren Gebieten beheimatet sind.
Arten
Die weltweit verbreiteten Speispinnen (Scytodidae) umfassen mehr als 200 Arten[1], z.B.:
- Loxosceles gaucho (in Südamerika: Brasilien)
- Loxosceles intermedia (in Südamerika: Brasilien)
- Loxosceles laeta (in Südamerika: Brasilien; verschleppt nach Nordamerika, Nordeuropa und Australien)
- Loxosceles reclusa (brown recluse spider in den USA)
- Loxosceles rufescens (Braune Violinspinne im Mittelmeerraum: Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Türkei; verschleppt nach China, Japan und Süd-Australien)
Merkmale
Speispinnen sind meist braune, nachtaktive Spinnen, die je nach Geschlecht eine Körperlänge von 7,5 bis 9 Millimetern erreichen. Im Freien verstecken sie sich in Erdlöchern auf trockenem Boden. In Häusern bauen sie meist in Winkeln ein großes Netz und sind leicht mit anderen Hausspinnen zu verwechseln. Sie sind nicht aggressiv und beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Ähnlich wie bei Latrodectus mactans liegen die Giftdrüsen im Cephalothorax und sind durch Ausführungsgänge mit den Chelizeren verbunden.[1]
Toxikologie
Das Gift der Loxosceles-Arten enthält ein Nekrotoxin, das aus einer Sphingomyelinase D (Phospholipase D)[2] und anderen, nicht näher charakterisierten Proteinen mit einem Molekülgewicht von 33 bis 35 kDa besteht.[1]
Vergiftungsunfälle
Loxosceles rufescens ist im Mittelmeergebiet heimisch und gilt als weitgehend harmlos. Bissverletzungen treten häufig beim Entfernen der Netze sowie durch zufälligen Kontakt in Kleidung oder auf Bettwäsche auf.
In Italien wurden im Juli 2024 zwei Todesfälle gemeldet. Während ein 52-jähriger Mann auf Sizilien nach einem Biss durch eine Violinspinne kurze Zeit später verstarb, erlag ein 23-jähriger Mann aus Apulien (Süditalien) einen Monat nach einer Bissverletzung einem septischen Schock mit Organversagen.
Symptome
Der Biss ist initial schmerzlos, später treten Juckreiz und Schmerzen auf. Nach einigen Stunden ist die Haut rund um die Bissstelle schmerzhaft, gerötet und es bilden sich kleine Pusteln. Die Symptome klingen i.d.R. ohne schwerwiegende Folgen ab.
Nach einigen Tagen kann es an der Bissstelle zur Nekrose mit einer tiefen, schlecht heilenden Wunde kommen (kutaner Loxoscelismus).[3]
Systemische Reaktionen können innerhalb von 6 bis 24 Stunden infolge einer intravaskulären Hämolyse zur hämolytischen Anämie, Hämoglobinurie und Hämaturie führen und in ein Nierenversagen münden (visceraler Loxoscelismus).[4] Diese Komplikationen sollen vor allem bei Kindern und Senioren sowie bei Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) auftreten.
Therapie
Die Bissstelle ist sofort mit Wasser und Seife zu reinigen. Bei starkem Juckreiz sind Antihistaminika (z.B. Diphenydramin) indiziert. Die topische Anwendung von Gentamicin-haltiger Salbe soll gut wirksam sein. Bei Ulzerationen ist eine chirurgische Wundrevision zu erwägen. Bei schwerem Loxoscelismus ist die Verabreichung eines Antitoxins (Spinnengift-Immunserum) zu erwägen.[5][6]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Mebs D. Gifttiere. 3. Aufl., Stuttgart : Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2010
- ↑ Kurpiewski G et al. Platelet aggregation and sphingomyelinase D activity of a purified toxin from the venom of Loxosceles reclusa. Biochim Biophys Acta. 1981
- ↑ Swanson DL, Vetter RS. Bites of brown recluse spiders and suspected necrotic arachnidism. N Engl J Med. 2005
- ↑ de Souza AL et al. Loxosceles venom-induced cytokine activation, hemolysis, and acute kidney injury. Toxicon. 2008
- ↑ Auskünfte über Vorratshaltung in Mitteleuropa erteilt der Giftnotruf München +49 89 19240 - Munich AntiVenom INdex (MAVIN)
- ↑ Malaque CMS et al. Impact of antivenom administration on the evolution of cutaneous lesions in loxoscelism: A prospective observational study. PLoS Negl Trop Dis. 2022
Weblinks
- Il ragno violino: è così pericoloso Loxosceles rufescens?, abgerufen am 21.08.2024
- RAGNO VIOLINO - Loxosceles rufescens, abgerufen am 21.08.2024
- Todesfälle in Italien: Wie gefährlich ist die Violinspinne? Dtsch Ärzteblatt 2024, abgerufen am 21.08.2024
- Wie gefährlich ist die Violinspinne? DAZ am 21.08.2024, abgerufen am 27.08.2024
- Loxoscelismus: Frühes Gegengift kann Hautnekrose nach Spinnenbiss verhindern. Dtsch Ärzteblatt 2023, abgerufen am 21.08.2024
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