Sick-Sinus-Syndrom (Hund)
Synonyme: SSS, Bradykardie-Tachykardie-Syndrom
Englisch: sick sinus syndrome
Definition
Unter dem Sick-Sinus-Syndrom des Hundes fasst man mehrere Herzrhythmusstörungen zusammen, die sich im Bereich des Sinusknoten abspielen.
Leitsymptome
Das Sick-Sinus-Syndrom ist durch einen abrupten Wechsel von Bradykardie und extremer Tachykardie mit schmalen Komplexen im EKG gekennzeichnet.
In der bradykarden Phase treten auch ein sinuatrialer Block oder ein Vorhofstillstand in Verbindung mit Phasen von supraventriulären Tachyarrhythmien auf.
Vorkommen
Beim West Highland White Terrier, Dackel, Cocker Spaniel, Dobermann und Zwergschnauzer ist eine Rassedisposition beschrieben.
Ätiologie
Als Ursache werden degenerative Veränderungen im Sinusknoten - im Zusammenhang mit chronischen Atemwegserkrankungen - vermutet. Besonders auffällig gilt die Kombination einer Lungenfiborse beim West Highland White Terrier mit dem Auftreten des Sick-Sinus-Syndroms.
Pathogenese
Die Entladung des Sinusknoten findet entweder langsamer als normal statt oder fällt zwischenzeitlich komplett aus (Sinuspause bzw. Sinusarrest). Dabei reagieren die unterhalb des Sinusknoten gelegenen Zentren für Ersatzrythmen (AV-Knoten und Purkinjefasern) ebenfalls abnormal, weshalb letztendlich Frequenzpausen von bis zu 10 Sekunden entstehen.
Neben den kompletten Rhythmuspausen treten auch Phasen von Sinustachykardie oder supraventrikulärer Tachyarrhythmie mit Herzfrequenzen von bis zu 220 Schlägen pro Minute auf.
Klinik
Betroffene Tiere leiden an stark wechselnden Herzfrequenzen und Pausen, die zu Symptomen wie Lethargie, Synkopen, Atembeschwerden, Leistungsschwäche sowie nervösen Erregungszuständen führen.
Diagnose
Die Diagnostik gestaltet sich meist schwierig, da das Syndrom zu Beginn nur paroxysmal und sporadisch auftritt.
Im Rahmen der Auskultation fallen bradykarde Phasen, zusammen mit langen Rhythmuspausen sowie Tachykardien auf. Abhängig von der Herzfrequenz kommt es zu Pulsschwankungen. Da die Rhythmusstörungen nicht permanent vorhanden sind, lässt sich das Sick-Sinus-Syndrom am besten mittels Langzeit-EKG nachweisen:
- Bradykardie: mehrere Sekunden lang andauernde Pausen mit/ohne Ersatzryhthmen
- Tachykardie: schmale Kammerkomplexe mit/ohne sichtbaren P-Wellen (supraventrikuläre Tachyarrhythmien)
Bei Verdacht sind unterschiedliche Laboruntersuchungen einzuleiten, um entzündliche, endokrine oder metabolische Ursachen auszuschließen. Zusätzlich sind die Serumelektrolyte zu bestimmen, um neben einer Hypothyreose auch einen Morbus Addison feststellen zu können.
Therapie
Da die Synkopen nur in bradykarden Phasen auftreten, gilt es, diese mittels frequenzsteigender Medikamente zu verhindern:
- Parasympatholytika: Atropin (0,04 mg/kgKG bis zu 4x täglich p.o.)
- Xanthine: Theophyllin oder Propentofyllin
Da die medikamentöse Therapie nur wenige Monate lang anhält und die Synkopen regelmäßig wieder zurückkehren, muss zu einem späteren Zeitpunkt ein Herzschrittmacher implantiert werden. Nach der Implantation ist es jedoch manchmal notwendig, die tachykarden Phasen zusätzlich medikamentös zu behandeln.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose ist für einen Hund mit einem Herzschrittmacher sehr gut.
Literatur
- Kresken J-G, Wendt RT, Modler P. 2019. Praxis der Kardiologie Hund und Katze. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242994-9
um diese Funktion zu nutzen.