Setariose (Rind)
Synonym: Setaria-Infektion beim Rind
Definition
Als Setariose beim Rind bezeichnet man eine durch Parasiten der Ordnung Spirurida verursachte Erkrankung des Rindes.
Erreger
Die Setariose wird durch Nematoden der Art Setaria digitata verursacht. Setaria digitata sind im adulten Zustand 6 bis 12 cm lang. Ihre Mundöffnung ist von einem flachen Ring umgeben, dem vier - in zwei Paaren zusammenstehenden - kutikuläre Fortsätze entspringen.
Das Hinterende der Männchen ist korkenzieherartig gewunden und mit zahlreichen prä- und postanalen Papillen versehen. Die Spicula sind ungleich lang. Das Hinterende der Weibchen ist meist knopfförmig und bedornt, kann aber auch glatt ausgebildet sein. Die Vulva liegt auf Höhe des Ösophagus.
Vorkommen
Setaria digitata ist weltweit in der Bauchhöhle von Rindern und Büffeln zu finden.
Entwicklung
Adulte Würmer (Makrofilarien) halten sich meist reaktionslos in der Bauchhöhle der Wirte auf. Im Gegensatz dazu findet man die gescheideten Larven (Mikrofilarien) vornehmlich in den tiefer gelegenen Hautkapillaren, in der Milch oder in der vorderen Augenkammer.
Die Mikrofilarien werden von Blut saugenden Mücken der Gattung Aedes (Familie: Culicidae) aufgenommen. Zwei Häutungen später (innerhalb von 11 Tagen) entstehen aus ihnen die infektiösen Drittlarven (L3). Setzt sich eine mit Drittlarven befallene Mücke erneut zur Blutmahlzeit auf ein Rind, werden diese während des Saugaktes wieder auf den neuen Wirt übertragen. Im Endwirt reifen sie binnen acht bis zehn Monaten zur Geschlechtsreife heran.
Pathogenese
Zum derzeitigen Wissensstand (2018) können den frei in der Peritonealhöhle liegenden adulten Würmern keinerlei pathogene Bedeutung zugesprochen werden. Wandern jedoch präadulte oder auch adulte Stadien in das Perikard, Epikard oder gar in die Wand der Harnblase ein, so treten zahlreiche Läsionen in Form von Blutungen oder granulomähnlichen Herden auf. Diese Herde sind anfangs von eosinophilen Granulozyten durchschwemmt, im späteren Verlauf jedoch mit Phagozyten, Riesenzellen und Lymphozyten infiltriert. In weiterer Folge kann eine Zystitis entstehen.
Sind nicht adäquate Wirte (z.B. Schaf, Ziege, Pferd) mit Setaria digitata befallen, wandern die Drittlarven entlang der Nerven zum Auge und zum Zentralnervensystem. Auf diese Weise verursachen sie die klinischen Bilder einer endemischen zerebrospinalen Nematodose, die von einer Myelitis sowie Lendenparese begleitet ist.
Klinik
Eine Setariose verläuft meist symptomlos. In manchen Fällen können im Zuge der Sektion Herde verkalkter Würmer in verschiedenen Organen gefunden werden. Spätfolgen wie etwa Augenerkrankungen, Harnblasenentzündung und Lendenparesen treten äußerst selten auf und sind schwer diagnostizierbar.
Eine hohe Befallsrate (kommt oftmals in Indien vor) kann zu Fieber, Kümmern, Euteranschwellung, Agalaktie und Diarrhö führen.
Diagnose
Die Diagnose kann an einem frischen oder gefärbten Blutausstrich gestellt werden. Dabei sind die gescheideten Mikrofilarien deutlich anhand ihres drüsigen Ösophagus zu erkennen, der rund vier Fünftel der gesamten Körperlänge des Parasiten einnimmt. Mit exkretorisch-sekretorischen Antigenen aus Adulten kann zudem ein serologischer Nachweis (ELISA) erfolgen.
Eine zerebrospinale Nematodose bei Schafen, Ziegen und Pferden kann auch mithilfe einer spezifischen DNA-Sonde oder PCR festgestellt werden.
Therapie
Eine Therapie ist in der Regel nicht erforderlich. Bei der Behandlung der zerebrospinalen Mikrofilariose bei Ziegen war Ivermectin erfolgreich - insofern die Therapie vor dem Einsetzen der Paralyse gestartet wird. Bei Rindern konnten binnen 12 Wochen nach einmaliger Ivermectin-Behandlung (200 μg/kgKG) keine Mikrofilarien mehr nachgewiesen werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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