Schwangerschaftsassoziierte akute Nierenschädigung
Englisch: pregnancy-related acute kidney injury
Definition
Die schwangerschaftsassoziierte akute Nierenschädigung, kurz Pr-AKI, umfasst eine Vielzahl an unterschiedlichen Krankheitsbildern, die zu einer Nierenschädigung führen und das Risiko für fetale oder maternale Komplikationen während der Schwangerschaft und in der postpartalen Phase deutlich erhöhen.
Ursachen
Zu den häufigsten Ursachen für eine Pr-AKI zählen Hyperemesis gravidarum, schwangerschaftsassoziierte Blutungen oder septische Komplikationen. Generell können sowohl schwangerschaftsassoziierte als auch schwangerschaftsunabhängige Ursachen vorliegen, wie:
Diagnostik
Aufgrund der pathophysiologisch bedingten Veränderungen während der Schwangerschaft, der Heterogenität der Symptome und teils überlappenden klinischen und laborchemischen Merkmalen besitzt das Pr-AKI komplexe Herausforderungen bezüglich Diagnostik und Management.
Bezüglich der Nierenfunktion ist zu beachten, dass der Serumkreatininwert während der Schwangerschaft sinkt. Daher können bereits geringfügige Veränderungen des Serumkreatinins auf eine beginnende Nierenerkrankung hinweisen. Bei Schwangeren sollte ein Serumkreatinin größer als 77 μmol/l (0,87 mg/dl) als pathologisch betrachtet werden. Ein fehlender physiologischer Kreatininabfall während der fortschreitenden Schwangerschaft kann ebenfalls auf eine akute Nierenschädigung hindeuten.
Die diagnostischen Untersuchungen umfassen neben der vollständigen Anamnese die Beurteilung des Volumenstatus und Blutdruck. Ergänzend erfolgt die labordiagnostische Bestimmung des Serumkreatininwertes, der Leberwerte, des Blutbildes, der Gerinnungsparameter und des sFlt1/PlGF-Verhältnisses. Zudem beinhaltet die Diagnostik eine Harnkontrolle mittels Urinstix, die Quantifizierung der Proteinurie sowie die mikroskopische Untersuchung des Harnsediments sowie eine sonographische Untersuchung der Nieren und des Fötus.
Therapie
Die Pr-AKI erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologie und Nephrologie für eine schnelle und exakte Diagnosestellung, sowie die neonatologische Konsultation im Falle einer drohenden Frühgeburt. Im Vordergrund steht die Behandlung der zugrundeliegenden Ätiologie (z.B. Blutdrucktherapie) sowie die engmaschige Kontrolle der Patientin und Planung des optimalen Entbindungszeitpunkts.