Roxadustat
Synonym: FG-4592
Handelsname: Evrenzo®
Englisch: roxadustat
Definition
Roxadustat ist ein HIF-Stabilisator zur Behandlung der Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen (renale Anämie).
Chemie
Roxadustat ist ein substituiertes 7-Methoxyphenylisochinolin-Derivat.
Die Summenformel lautet C19H16N2O5; das Molekulargewicht beträgt 352,35 g/mol.[1]
Wirkmechanismus
Der Hypoxie-induzierte Faktor (HIF) ist ein Transkriptionsfaktor, der unter anderem die Bildung des Blut-bildenden Hormons Erythropoietin fördert. Unter physiologischen Bedingungen wird HIF durch das Enzym HIF-Prolylhydroxylase zur Proteolyse markiert und damit inaktiviert. Bei Sauerstoffmangel wird die HIF-Prolylhydroxylase gehemmt, da sie Sauerstoff als Kofaktor benötigt. Dadurch erhöht sich der HIF-Spiegel und es kommt zu einer gesteigerten Erythropoese.
Roxadustat ist ein Hemmstoff der HIF-Prolylhydroxylase. Die Substanz imitiert dadurch die körpereigenen Prozesse bei Sauerstoffmangel und verhindert den Abbau von HIF. Über den oben beschriebenen Mechanismus wird dadurch ebenfalls die Blutbildung angeregt.
Pharmakokinetik
Bei einer dreimal wöchentlichen Einnahme stellt sich der steady state innerhalb einer Woche ein. Der maximale Plasmaspiegel wird 2 Stunden nach Einnahme erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 99 %, das Verteilungsvolumen 24 Liter.
Roxadustat ist Substrat von CYP2C8, UGT1A9, BCRP, OATP1B1, OAT1 und OAT3. Die Plasmahalbwertszeit beträgt 15 Stunden.[2]
Indikation
- symptomatische Anämie bei chronischer Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD) bei erwachsenen Patienten
Darreichungsform
Roxadustat ist als Hartkapsel in verschiedenen Dosisstärken erhältlich.
Dosierung
Die Behandlung sollte durch einen Arzt erfolgen, der in der Behandlung einer Anämie erfahren ist. Der klinische Verlauf, inklusive Laborparametern wie der Hämoglobin-Konzentration, ist durchgehend zu evaluieren. Vor Beginn ist sicherzustellen, dass die Eisenspeicher des Patienten gefüllt sind.
Die Dosis wird dreimal pro Woche oral eingenommen, jedoch nicht an aufeinander folgenden Tagen. Der Hämoglobin-Zielwert liegt bei 10-12 g/dl.
Bei Patienten, die nicht mit einem Erythropoietin-Derivat behandelt wurden, beträgt die Anfangsdosis 70 mg dreimal die Woche bei einem Körpergewicht von unter 100 kg. Beträgt das Körpergewicht 100 kg oder mehr, liegt die empfohlene Anfangsdosis bei 100 mg dreimal wöchentlich. Bei Patienten, die von einem Erythropoietin-Derivat umgestellt werden, erfolgt die Dosierung in Abhängigkeit von der erhaltenen Erythropoietin-Dosis (Details siehe Fachinfo).
Die Erhaltungsdosis liegt zwischen 20 und 400 mg dreimal wöchentlich, wobei die Hämoglobin-Werte zu Beginn alle zwei Wochen und nach Erreichen des Zielwertes alle vier Wochen überwacht werden sollten. Die Maximaldosis von 400 mg ist nur bei Patienten, die eine Dialyse erhalten, indiziert. Die Dosis wird in festgelegten Dosischritten angepasst.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- thrombotische vaskuläre Ereignisse, z.B. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie. Die Wahrscheinlichkeit für Shunt-Thrombosen war bei Werten von über 12 g/dl Hämoglobin am höchsten
- Krampfanfälle
- schwerwiegende Infektionen, v.a. Pneumonie, Harnwegsinfekte und Sepsis
- Hyperkaliämie
- Übelkeit, Diarrhö, Obstipation, Erbrechen
- Hyperbilirubinämie
- periphere Ödeme[2]
Wechselwirkungen
- Phosphatbinder und Präparate mit mehrwertigen Kationen senken die AUC von Roxadustat.
- Roxadustat ist ein Substrat von CYP2C8 und UGT1A9. Es kann zu Wechselwirkungen mit Inhibitoren und Induktoren dieser Enzyme kommen, z.B. mit Gemfibrozil (CYP2C8-Inhibitor) oder Probenecid (UGT-Inhibitor).
- Roxadustat ist ein Inhibitor von BCRP und OATP1B1. Roxadustat kann die Plasmaspiegel von Substraten dieser Enzyme erhöhen (v.a. Statine).
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Erdnuss oder Soja
- drittes Trimester der Schwangerschaft
- Stillzeit
Zulassung
Die Zulassung in der EU erfolgte im Oktober 2021. Roxadustat ist der erste in der EU zugelassene Vertreter der HIF-Prolylhydroxylase-Inhibitoren. In den Phase-III-Studien waren 9.600 Patienten eingeschlossen. In Japan, China und Chile ist der Wirkstoff bereits zugelassen.[3]
Klinische Studien
Die Phase-II-Studie zu Roxadustat erzielte positive Ergebnisse; der Hämoglobinspiegel wurde innerhalb von 6 Wochen korrigiert.[4] Auch die Phase-III-Studien sind bereits beendet und stimmen in ihren Ergebnissen mit früheren Studien überein.[5][6]
Im Dezember 2018 erhielt Raxodustat die Zulassung in China zur Behandlung der durch chronische Nierenerkrankung (CKD) verursachten Anämie unter Dialyse. Es wird als first-in-class-Medikament verwendet.[7]
Quellen
- ↑ Roxadustat in der Pubchem-Datenbank, abgerufen am 24.04.2019
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Fachinfo von Evrenzo, aufgerufen am 18.10.2021
- ↑ Zulassung für neues Wirkprinzip bei Anämie, aufgerufen am 18.10.2021
- ↑ T. Akizawa et al. Roxadustat Treatment of Chronic Kidney Disease-Associated Anemia in Japanese Patients Not on Dialysis: A Phase 2, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Advances in Therapy, 5. April 2019. Abgerufen am 24.04.2019
- ↑ [1] abgerufen am 24.04.2019
- ↑ Phase III Olympus and ROCKIES Trials for roxadustat met their Primary endpoints in chronic kidney disease patients with anemia, veröffentlicht auf AstraZeneca.com am 20.12.2018. Abgerufen am 24.04.2019
- ↑ Roxadustat approved in China for the Treatment of anemia in chronic kidney disease patients on dialysis Artikel veröffentlicht auf AstraZeneca.com am 18.12.2018. Abgerufen am 24.04.2019
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