(Weitergeleitet von Reservoirwirt (Trypanosomatiden))
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Dieser FlexiEssay liefert eine allgemeingültige Definition des Begriffs Reservoirwirt, der auch für eine Infektion des Menschen durch humanpathogene Leishmanien korrekt ist. (Die Definition bezieht sich also nicht nur auf Trypanosomatiden).
Dazu muss zunächst den Begriffen Zoonose und Anthroponose eine neue Form gegeben werden.
Eine Zoonose ist eine Infektionskrankheit, die von Wirbeltieren auf den Menschen und umgekehrt vom Menschen auf Wirbeltiere übertragbar ist. Eine direkte oder indirekte Übertragung von Mensch zu Mensch, insbesondere eine Übertragung über einen Vektor von Mensch zu Mensch, darf nur dann angenommen werden, wenn der Mensch als Reservoirwirt explizit erwähnt wird. Diese Definition ist konsistent mit dem WHO-Bericht 949 über die Kontrolle von Leishmaniosen, Kap. 2.4.[1]
Eine Anthroponose ist eine Infektionskrankheit, die von Mensch zu Mensch, nicht aber von einem Wirbeltier auf den Menschen übertragen werden kann. Es ist dabei gleichgültig, ob der Erreger der Infektion auch andere Wirbeltiere befällt. Auch ist es gleichgültig, ob der Erreger der Infektionskrankheit vom Menschen auf Wirbeltiere übertragen werden kann, was in der medizinischen Forschung häufig nicht untersucht wird.
Die im Weiteren vermittelten Informationen zeigen das große Bild, von dem es insbesondere in Ausnahmesituationen auch Abweichungen geben kann. So wurden nach dem Ausbruch einiger großer Leishmaniose-Epidemien über den jeweiligen Vektor auch Mensch-zu-Mensch-Infektionen bei ansonsten rein zoonotischen Leishmanien-Spezies festgestellt (siehe WHO-Bericht 949, Kap. 2.4.4)[1].
Zur Verdeutlichung des Zwecks der Definition werden im Anschluss einige Beispiele für Infektionen durch humanpathogene Leishmanien und zu Vergleichszwecken durch humanpathogene Trypanosomen angeführt. Genaugenommen wäre bereits für die Trypanosomen die neue Definition nicht erforderlich.
Ein Reservoirwirt des Erregers einer Infektionskrankheit des Menschen ist eine Wirbeltier-Spezies (inklusive eventuell des Menschen), die in einer bestimmten Region
Der Begriff Reservoirwirt wird vor allem für durch Vektoren übertragene Infektionskrankheiten verwendet. Durch die Definition wird festgelegt, dass bei den durch Vektoren übertragenen Krankheiten die Vektoren (im Allgemeinen Arthropoden) keine Reservoirwirte sind. In WHO-Veröffentlichungen werden pro Region Reservoirwirte und Vektoren stets getrennt aufgeführt.
Der Begriff Reservoirwirt ist damit durch seine Beschränkung auf Wirbeltiere auch konsistent zur WHO-Definition des Begriffs Zoonose.
Zoonotische Infektionen sind ein natürliches Anwendungsgebiet des Begriffs Reservoirwirt.
Bei den meisten von Mensch zu Mensch übertragenen Infektionskrankheiten ist der Begriff Reservoirwirt Mensch üblicherweise nicht gebräuchlich.
Es gibt jedoch eine Reihe von Erreger-Gattungen, deren Infektionen bei einigen untergeordneten Spezies zoonotisch, bei anderen anthroponotisch sind. Im Zusammenhang mit diesen anthroponotischen Infektionskankheiten wird der Mensch zum Zweck einer einfachen vergleichenden Sprechweise als Reservoirwirt (des Menschen) bezeichnet.
Über die Reservoirwirte kann dauernd eine neue Infektion des Menschen durch den zur Diskussion stehenden Erreger, meistens ein pathogener Mikroorganismus, erfolgen. Eine nachhaltige Bekämpfung der Infektionskrankheit muss deshalb die Bekämpfung der Krankheit bei den Reservoirwirten (Reservoirkontrolle – Behandlung, Impfung, Keulen) einschließen. Dies ist faktisch nur bei Haus- und Nutztieren sowie im peridomestischen Umfeld (z.B. Bekämpfung von Mäusen und Ratten, eventuell auch von hausnah lebenden Wildtieren, oft verbunden mit Kollateralschäden bei anderen Tieren) möglich.
Bei durch Vektoren übertragenen Krankheiten kann zusätzlich der Vektor bekämpft werden (Vektorkontrolle, z.B. durch Innenraumbesprühung mit Residualeffekt bei endophilen Vektoren).
Es ist für die Klassifizierung als Reservoirwirt irrelevant, ob Wirtsindividuen durch den Erreger selbst erkranken oder ob der Erreger für diese Individuen sogar tödlich sein kann. Allein bedeutend ist, dass der Erreger in einer Wirtspopulation auf Dauer überleben bzw. fortbestehen kann.
Die Definition des Reservoirwirts bezieht sich auf eine bestimmte Region. Bei durch Vektoren übertragenen Erregern ist zunächst erforderlich, dass in einer betroffenen Region geeignete Vektoren vorhanden sind, um den Erreger von einem anderen Wirt des Erregers auf den Menschen zu übertragen. So kann ein Wirt des Erregers in einer Region ein Reservoirwirt des Menschen sein (Vektor vorhanden) und einer anderen Region nicht (kein Vektor vorhanden). Neben diesen noch nachvollziehbaren Gründen gibt es jedoch einige antiintuitive Beziehungen zwischen Mensch, anderem Wirt und Vektor. Es mag durchaus sein, dass ein Vektor den alternativen Wirt und den Menschen anfliegt oder in anderer Form befällt, den Erreger aber trotzdem nicht überträgt. Die weiter unten folgenden Beispiele erwähnen einige dieser antiintuitiven Zusammenhänge.
Schließlich muss Erwähnung finden, dass das Ausmaß der Infektion in Bezug auf bestimmte Erreger und bestimmte Reservoirwirte sehr relativ sein kann. Eine als Endemiegebiet eines Erregers oder der zugehörigen Infektionskrankheit klassifizierte Region wird häufig durch die Prävalenz des Erregers in Wirten und Vektoren klassifiziert. Es stellt sich aber häufig heraus, dass nur einige der Vektoren und einige der Wirte für die Ausbreitung der Krankheit relevant sind. Andere Vektoren und andere Reservoirwirte sind zwar an der Übertragung des Erregers auf den Menschen ebenfalls in geringem Umfang beteiligt, würden aber allein keine Endemie bewirken.
Im Folgenden werden einige Beispiele mit durch Vektoren übertragenen Trypanosomatiden als Erregern erwähnt.
Die Gesamtheit der Reservoirwirte von Infektionen des Menschen wird auch als Wirtsreservoir dieser Infektionen bezeichnet.
Anstelle des Menschen ließe sich z.B. für eine veterinärmedizinische Verwendung auch eine andere Wirbeltier-Spezies ins Zentrum einer ansonsten gleichartigen Definition des Reservoirwirts stellen. In den meisten Fällen wären allerdings hier mit WHO-Veröffentlichungen vergleichbare Detailergebnisse nicht verfügbar.
Wie die erwähnten Beispiele zeigen, gibt es auch für Leishmanien neben dem Wirtsreservoir menschlicher Infektionen noch andere Wirbeltier-Wirte, von denen lediglich keine Infektion des Menschen ausgeht. Auch eine Reihe von enzootischen Leishmaniosen ist in der Literatur erwähnt, jedoch ist die Studienlage hier im Vergleich zu menschlichen Infektionen stark eingeschränkt.
Die Gesamtheit der Wirte ist entscheidend für das Überleben von Erregern, im Allgemeinen Mikroorganismen, in denen diese Erreger überdauern und von denen aus sie fortlaufend andere Wirte infizieren können. Menschliche Infektionen spielen dabei eine Rolle am Rande, die nur durch den Fokus der Humanmedizin in den Mittelpunkt gerückt werden.
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Tags: Erreger, Leishmanien, Trypanosomen, Vektor, Wirt
Fachgebiete: Parasitologie
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